Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

LogoZu Beginn der Veranstaltung gab es ein wenig Theorie zur GPS-Navigation und zum Laufen mit Stöcken. Danach standen aber die Laufetappen im Vordergrund, bei denen man den kompletten Natursteig Sieg kennenlernen konnte. Am Freitag gab es die 21,4 km lange Gewöhnungsetappe „Rund um Herchen“, bei der die Teilnehmer sich schon einmal an die typischen Wege und Markierungen gewöhnen konnten. Der Begriff „Warming up“ kann auch im übertragenen Sinne verwendet werden, denn es war mit 35 Grad so richtig heiß.

„Das könnt ihr nicht wirklich vorhaben“, sagte Herr Funk, Leiter der Bildungseinrichtung „Waldhaus Herchen“, der auf langjährige Erfahrung als Rettungssanitäter zurückblicken kann und sicher so manch einen überforderten Läufer bei einem kurzen Vokslauf bei niedrigeren Temperaturen ins Krankenhaus brachte.

„Doch, doch, die Teilnehmer können das“, antwortete ich etwas verunsichert. Zur Vorsorge habe ich dann auf der Tour eine kleine Wasserstelle nach 12 km eingerichtet, die dankbar angenommen wurde.

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Die Teilnehmer reisten aus ganz Deutschland und der Schweiz an und lernten sich in der Grillhütte kennen.

Dem Vernehmen nach war es für viele der schwerste, bzw. der langsamste Halbmarathon, den sie je gelaufen sind. Zu der Hitze kam, dass die Strecke nicht speziell markiert war, sondern die Teilnehmer sich überwiegend an den Natursteig Sieg-Markierungen orientieren konnten, aber letztendlich nach Track laufen mussten, da ich den Weg an drei Stellen ändern musste. Naja und 500 Höhenmeter rauf und runter, teils steil gab es natürlich auch.

Eins der wesentlichen Merkmale des Natursteiges ist, dass der Weg unregelmäßig mit kleinsten Abbiegungen überrascht. Dadurch kommen zwangsläufig Mehrkilometer zustande, die aber in den Kleingruppen der Läufer eher zur Erheiterung beitrugen, als das sich dadurch Frust anstaute.

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Aaron Dorn und Karsten Meißner kamen als erste ins Ziel.

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Später wurde die Zeit noch von Phillip Sahm unterboten, der etwas später gestartet war. Damit die gesamte Gruppe nicht zusammenlief, konnte nämlich jeder innerhalb einer Zeitspanne starten. 

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Eine Gruppe, die mit viel Spaß flott unterwegs war. Hans-Dieter Jancker, Jonathan Gakstatter, Ramin Madani und Frank Gehle.

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Konrad Vogl, Michael Massar, Kerstin Conrad, Peter Hübner und Kamilla Holtkamp kurz nach ihrer gemeinsamen Zieleinkunft.

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Auch bei Nina mischte sich die Freude der eigenen Leistung mit der Erleichterung, es geschafft zu haben. Obwohl sie super die Berge hoch und runter gekommen ist und auch den Weg einwandfrei gefunden hatte, reiste sie am nächsten Morgen vorzeitig ab. Die Hitze hatte ihr doch arg zu schaffen gemacht und an den Folgetagen waren ja ebenfalls Temperaturen von über 30 Grad vorausgesagt.

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Ramin Madani, Kathy Bey und Jens Erler. Die beiden Letztgenannten wollten am Samstag auf den Natursteig gehen und verzichteten auf die Freitagsetappe.

Nach dem Lauf saßen wir dann noch in der Grillhütte und warteten auf das Essen. An dieser Stelle sei die Küche vom Waldhotel ausdrücklich gelobt. Sie hatte sich wunderbar auf die Gruppe bezüglich Zeiten, Menge und Vorlieben eingestellt. So wurden auch die Vegetarier und Veganer gut satt. Nach dem Essen gab es noch ein kurzes Briefing, in dem ich viele Bilder von der Strecke zeigte und einige Besonderheiten erläuterte.

Am Samstag stand eine Etappe von Siegburg nach Herchen an. Zunächst führte die Strecke vom Bahnhof Siegburg durch die Stadt zum offiziellen Start des Natursteiges Sieg, dann sollte es weiter über den Natursteig bis nach Herchen gehen. Versorgungspunkte waren in Stadt Blankenberg und Bohlscheid bei Eitorf geplant.

Aufgrund der Wärme hatten wir uns entschlossen, zusätzlich zu den zwei geplanten Versorgungspunkten noch zwei weitere „Wasserstellen“ zu organisieren, was logistisch gut zu organisieren und für die Läufer wichtig war.

Aufgrund von Gleisarbeiten im Siegtal war die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas komplizierter, klappte aber gut. Die Genießergruppe startete etwa gegen 8:15 Uhr.

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Auf dem Bild sind vorne: Thorsten Klenke, einer der Organisatoren des Köln-Pfadlaufes. Er lief das Stück bis Stadt Blankenberg und half dann bei der Betreuung der Läufer mit. Karsten Meißner, an dessen Wohnungsort wir heute vorbeilaufen und Dirk Stangneth. Stehend: Ich mit meinen Listen, mit denen wir am Start, am Ziel sowie an den VPs die Zeiten notiert haben. So konnten wir recht gut einschätzen, wo sich die Läufer befanden und wann sie am nächsten VP erwartet wurden. Karen Keller, die als Besenläufer vorhatte, Leute mit Motivations- und Navigationsproblemen ins Ziel zu bringen. Diesbezüglich hatte sie wenig zu tun, sondern konnte die Etappe recht locker genießen. Dahinter die sehr erfahrene Constanze Escher, die ihrem Ruf als Navigationsexpertin gerecht wurde. Vorne Kerstin Conrad, die mir am Abend vorher mitteilte, dass sie Mitglied bei der LG Ultralauf geworden ist, worüber ich mich sehr gefreut habe. Dina Bohm, die extra zur Samstagsetappe aus der Schweiz angereist war. Marie Jordan, die Österreicherin, die heute ihren ersten Ultra lief und sich für ihre Premiere eine wahrlich nicht einfache Aufgabe aussuchte. Kamilla Holtkamp hatte schwer zu kämpfen, erreichte dennoch dank ihrer aufmunternden Begleitung das Ziel. Ganz hinten steht Aaron Dorn, der sich mit der Freitagsetappe zufriedengab und die restlichen Tage die Organisation unterstützte. Etwas verdeckt steht Markus Meinke, der nach dem Eiger noch nicht fit ist, aber es sich nicht nehmen ließ, wenigstens eine Etappe mitzulaufen. Der großartige Michael Massar, der trotz Schwierigkeiten stets mit einem Lächeln unterwegs war und sich immer zu helfen wusste. Peter Hübner möchte in zwei Wochen den Mauerweglauf laufen und wollte das Wochenende für einen letzten Belastungsblock nutzen. Rainer Wachsmann hat, was das Verlaufen angeht, an diesem Tag den Vogel abgeschlossen, weil er Bohlscheid einfach  nicht fand. Nach einigen Rückschlägen konnte Kathi diesen Lauf zufrieden finishen und zeigte dabei eine sehr gute läuferische Leistung. Der Deutschlandlauf-Finisher Konrad Vogl ist ein Teilnehmer, wie man ihn sich als Veranstalter wünscht, immer gut gelaunt und ohne irgendwelche Probleme. Am Rande steht noch unser unglaubliches Urgestein Franz Holzleitner. Er ist so sympathisch anders, dass er stets aufs Neue meine Fantasie bereichert. Beispielsweise läuft er nach „akustischen Hinweisen“, ähnlich, wie man es vom Auto kennt. Wie man nach Sätzen wie „bei nächster Gelegenheit links abbiegen“ den Weg finden kann, ist mir allerdings ein Rätsel. Eine total interessante Gruppe hatte sich hier gefunden und lief gemeinsam durch die noch etwas verschlafene Kreisstadt.

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Eine Stunde nach den Genießern, starteten die Schnellen. Zunächst auf den flachen Passagen deutlich im Vorteil war Jens Erler mit dem Rad. Daneben Frank Gehle, der sich an den VPs die meiste Zeit gönnte und lieber mit einem Spurt der Gruppe folgte, als das fünfte Stück Melone zu verschmähen. Ramin Madani, den zuvor keiner kannte, der sich aber wunderbar in die Gruppe integrierte. Jonathan Gakstatter ist gleichermaßen jung und erfahren. Auch am Samstag führte er „seine“ Gruppe ohne grobe Umwege ins Ziel. Der in Norwegen lebende Aaron ist einer unserer schnellsten Läufer, belegte bei der DM im Ultratrail den hervorragenden 13. Platz und fühlte sich auch als Betreuer in der Gruppe sehr wohl. Philipp Sahm, ein hervorragender Triathlet und Trailläufer war an diesem Wochenende der mit Abstand schnellste Läufer und konnte alle drei Tagesetappen gewinnen. Er brachte sogar das Kunststück fertig im letzten, sehr technischen Abschnitt Jens mit dem Mountain-Bik zu überholen und vor ihm im Ziel zu sein! In unserem Verein haben wir ja viele super Läufer. Wenn aber einer ein bisschen herausragt, dann Hans-Dieter Jancker, der in seiner Altersklasse Weltklassezeiten läuft. In 5 Wochen nimmt er an der Senioren-Weltmeisterschaft in Kroatien teil und ich bin schon jetzt megagespannt, wie er sich bei solch einer Veranstaltung schlägt. Heute ging es darum, bei etwa 25 bis 35 Grad 68 km mit 1800 Höhenmeter zu laufen.

Etwa bei Kilometer 15 gab es einen kleinen Versorgungspunkt (Wasserstelle) und bei Kilometer 27 einen größeren Versorgungspunkt an der Kunstwerkstatt in Stein am Fuße der Burg Stadt Blankenberg.

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Hier konnten die Läufer ausreichend essen, trinken sowie sich ihre Vorräte auffüllen. Die zweite Wasserstelle folgte in Merten und schließlich gab es noch einen großen Versorungspunkt in Bohlscheid. Von dort ging es noch etwa 20 km bis ins Ziel.

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Unsere neueste Vereinsanschaffung ist ein wasserdichter Pavillon, der seine Bewährungsprobe mit Bravour bestand, denn kaum hatte Aaron mit Martina den Unterstand aufgebaut, fing es kräftig an zu regnen. Zweimal sollte es an diesem Tag heftiger regnen, was die Natur sicher erfreute und die Läufer nicht störte.

Thorsten hatte in Stadt Blankenberg seinen läuferischen Einsatz beendet und mir den Staffelstab weitergegeben, damit ich die Etappe nach Bohlscheid laufen konnte. So lief er im Trockenen, ich im Regen und am Ende waren wir beide naß.

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Ein Glücksfall war das zufällige Treffen mit Herrn Poll, als wir vor einigen Wochen Bohlscheid erkundeten, denn der interessierte Nicht-Läufer stellte seinen Parkplatz zur Verfügung, bot den Läufern eine kalte Wasserdusche und und unterstütze uns prächtig.

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Dirk und Frank stärkten sich.

Die Läufer hatten nun 48 km und zwei Regenschauer hinter sich und noch 20 km bis zum Ziel vor sich. Das sind schon drei gute Gründe, um bei dem Obst, Salzgebäck und Keksen kräftig zuzulangen.

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Conny genießt eher die kühlen Getränke.

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Wieder war das Ziel an der Grillhütte, wo die Läufer insbesondere mit viel Getränken versorgt wurden, denn wenn man bei ständig um die 30 Grad 8 bis 10 Sport treibt, kann man gar nicht so viel trinken, wie man verschwitzt.

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Am Ende des Feldes führte Conny eine Dreiergruppe an, die rechtzeitig zum Essen das Ziel erreichte. Mit dabei waren Rainer und Marie.

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Den größten Jubel erzeugte dabei Marie, die unter respektvollem Applaus aller Teilnehmer ihren ersten Ultramarathon finishte. Nie zuvor war sie länger als einen Marathon gelaufen, noch nie so lange unterwegs gewesen- und das bei diesem schweren Lauf. Klasse gemacht! Herzlichen Glückwunsch!

Vergleicht man die Anforderungen der Samstagsetappe mit der Strecke der DM im Ultratrail vor zwei Wochen, so war die Strecke auf dem Natursteig vom Profil vergleichbar, aber etwas länger, etwas mehr Höhenmeter und zu den über 30 Grad, kam noch vereinzelt Regen dazu, die Strecke war nicht markiert und die Versorgung seltener.

Wer nun denkt, es müsse jetzt ein Ruhetag folgen, der täuscht sich, denn am Sonntag stand die Königsetappe an: Etwa 119 km mit 4.000 Höhenmeter sind die nackten Zahlen, aber den Erlebniswert dieses Abenteuers kann man natürlich nicht messen. Wenn man diese Etappe noch beendet, so bekommt man dafür für die LG Ultralauf Leistungsmedaille in Gold, für Silber gibt es zwei Varianten. Wer am Samstag gelaufen ist, muss mindestens 90 km schaffen, als Etappenläufer die gesamten 119km.

Die Idee der Leistungsauszeichnung ist typisch für die LG Ultralauf: Wir wollen durch unsere Aktionen satzungskonform den Spitzensport im Ultralaufbereich fördern ohne den Konkurrenzgedanken zu schüren. Daher sollten die schnellsten Läufer nicht gesondert geehrt werden, sondern alle, die die Gesamtdistanz schaffen, sollen gleichwertig eine Medaille in GOLD bekommen.

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Unsere LG Ultralauf Leistungsmedaillen in Gold, Silber und Bronze.

Am Samstag Abend gab es dann im Rahmen eines gemütlichen Beisammenseins die Verleihung der Urkunden und Medaillen. Dabei bekamen die Finisher der Tagesetappe die Leistungsmedaille in Bronze verliehen.

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Am Sonntag fuhren wir mit Autos und dem Zug gemeinsam nach Brachbach. 10 Männer waren noch im Rennen um Gold und mit Katja Dasbach gesellte sich eine mutige Etappenläuferin dazu, die einerseits mit der Referenz kommt, den Etappenlauf Bergische 5 gewonnen zu haben, andererseits nichts Längeres als den Rennsteiglauf in ihrer Ultravita stehen hat.

Auf dem Bild sind: Ich, Katja, Dirk, Michael, Hans-Diete Frank, Jonathan, Ramin, Peter, Philipp, Aaron, Franz und Konrad. Wir hatten größere Planänderungen vorgenommen. Die Verlegung des Starts von Mudersbach nach Brachbach, weil der vorgesehene Anschlusszug nicht fuhr, schien leider zu naiv gedacht nur geringe Auswirkungen zu haben. Auf den gleichzeitigen Start in Alsdorf für die 93km-Läufer verzichteten wir und wollten stattdessen zwischen den geplanten VPs zusätzliche Wasserstellen anbieten.

Für eine Silbermedaille sollte man statt der Strecke Alsdorf – Herchen die Strecke Brachbach-Bachmühle laufen. Auch diese Idee hielt der Praxistauglichkeit nicht stand und wurde im Laufe des Rennens modifiziert. Ist so eine Veranstaltung für die Teilnehmer ein Abenteuer, so gilt das gleichermaßen auch für die Veranstalter, insbesondere gilt das für die Premiere. Da passieren halt ständig irgendwelche unvorhersehbare Ereignisse, beispielsweise, dass die Schnellen zu schnell und die Langsamen zu langsam laufen. Die meisten Planabweichungen sind schlecht, aber einige sind echt gut und bieten neue Chancen. Wir hatten an dem Tag reichlich von allem.

So konnten wir die zeitlichen Auswirkungen eines gemeinsamen Startes aller Läufer bei geplanten 7 statt 4 VPs nicht im Vorfeld genau durchrechnen. Nach kurzer Ansprache schickten wir dann die Läufer auf die Piste. Da sie nun in Brachbach starteten, waren die ersten 900 m nicht auf dem Track. Aber die waren auch recht einfach: Immer geradeaus zu einer Kreuzung. Dort trifft man auf den Natursteig. Rechts geht es über eine Brücke zum offiziellen Startschild des Natursteiges, nach weiteren 100m folgt der Bahnhof Mudersbach, wo der Track beginnt. Der richtige Weg geht aber natürlich nach links durch den Ort und dann nach ca 1 km in den Wald. Aber wer hört beim Briefing schon zu? Nach 900 m steht die Gruppe auf dem Natursteig, der Track zeigt in beide Richtungen. Irgendetwas war da doch mit Brücke, also rüber und weiter. So kam es, dass einige schon vor dem ersten Kilometer Strecke einen Kilometer Umweg auf der Uhr hatten!

Die Wegfindung im Ort ist wirklich etwas tricki und führte zu weiteren wenngleich kürzeren Umwegen. Da ging der Spaß dann so richtig los, bevor man überhaupt auf den kleinen Pfaden im Wald war. Danach waren aber auch alle wach und konzentriert im Rennen.

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Rainer Wachsmann wollte heute nicht mehr starten und half bis zu seiner Abreise am „Wasserstand“ Freusburger Mühle mit. Frank genießt den Service. Er hatte sich zur Feier des Tages sogar das Vereinstrikot angezogen, weil es hilft, nicht aufzugeben, wenn es schwer wird.

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Am Ende des Feldes kamen Konrad und Peter. „Wir waren sogar einmal kurz in Führung“, sagten sie lachend, weil die erfahrenen Hasen natürlich auf die Erkundung der anderen Brückenseite verzichteten. Peter hatte sich leider gestern Blasen gelaufen und auf der anderen Seite zwickte die Wade.

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Der nächste VP war in Alsdorf. Und zu meiner Überraschung kamen Philipp und Jonathan gemeinsam an. Bisher war Philipp immer vorne alleine, während Jonathan in einer Vierergruppe der einzige war, der ein GPS-Gerät hatte und an schwierigen Stellen navigieren konnte. Eigentlich ist der Natursteig sehr gut markiert, aber in dem Wort eigentlich steckt z.B. drin, dass nicht alle Markierungen von den schnellen Läufern gesehen werden und es manchmal durchaus Interpretationsmöglichkeiten gibt. Und im Dunkeln geht ein „Laufen nach Markierung“ überhaupt nicht. Alles sprach dafür, dass es ein wirklich spannender Tag werden würde.

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Meine liebe Frau Martina, ohne die die Veranstaltung nie zustande gekommen wäre. Sie ist diejenige, die im Vorfeld alle Besorgungen macht und auch die Dinge einpackt, die ich vergessen habe, auf die Listen zu schreiben. Während des Laufes fährt sie rum, bestückt die VPs, betreut die Läufer in ihrer motivierenden, freundlichen Art. Danke!

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Recht flott und alleine kam Katja daher. Stapelte sie morgens noch etwas tief, sie könne nicht schnell und würde vor lauter Quatschen sich ständig verlaufen, so schien es beinahe, als hätte sie sich heute etwas vorgenommen. Wie gesagt, an Überraschungen war es kein armer Tag!

Schließlich kamen Peter und Konrad. Peter ging es gar nicht gut. Seine Wade schmerzte immer mehr. Vermutlich eine kleine Zerrung. Wenn er jetzt aufhören würde, würde er den Schaden in Grenzen halten…. Meine zaghaften Versuche, ihn dahin zu bewegen, hat er kopfschüttelnd abgelehnt. Er wolle es probieren, weiterzumachen. OK, aber wie? Wir entschieden uns für einen Druckverband. Wozu hat man einen Erste-Hilfe-Koffer? Also zack-zack Wade gewickelt. Und nun? Das Klebeband klebte leider nicht mehr. Ja, so ist das mal wieder. Es geht stets auf und ab, es gibt Hochs und Tiefs, Hoffnung und Frust. Aber irgendwann hatten wir klebendes Klebeband gefunden, Peter versorgt und ihn wieder auf die Bahn geschickt.

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Michael genoss den Tag. Morgens schon platt wie eine Flunder wollte er mal sehen, wie weit er an dem Tag kommen würde.

Nun war es mittlerweile so spät und das Feld lag bei km 25 schon so weit auseinander, dass wir mit unseren beiden Autos die Versorgung nicht mehr sicherstellen konnten. Daher haben wir kurzerhand Michael und Dirk ins Auto gepackt und einen Teil des Weges mitgenommen.

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Das war natürlich auch leichter gesagt als getan, denn wir hatten neben Pavillon, Tischen und Unmengen von Getränken und Speisen auch ohne Gäste das Auto voll.

Wir haben die beiden dann nach ganz kurzer Fahrt in Oberhövels (oder so ähnlich) wieder auf den Natursteig geschickt und sind weiter nach Wissen gefahren, wo der zweite große VP sein sollte.

Auch hier passierten die tollsten Geschichten. Zunächst lernten wir Andreas, Katjas Mann, kennen. Er brachte ihr unter anderem neue Socken mit, da ihre gerissen waren. Ramin und Hans-Dieter liefen gemeinsam nach Markierung. Sagten sie noch in Alsdorf auf die Frage, wie das klappt „geht so“, so war ihnen nun doch der Frust unverkennbar anzusehen. Kurzerhand gab ich ihnen mein Dakota, stellte alles ein und aktivierte die Tastatursperre, denn Ramin, der Spontan-Chef-Navigator, hatte zum ersten Mal so ein Gerät in der Hand. Leider habe ich mir die Konfiguration nicht genau angeschaut und andere Tracks wurden ebenfalls angezeigt, z.B. von der ersten Runde „Rund um Herchen“ - mit bösen Folgen – ihr ahnt es sicher schon.

Die Zeitplanung war mittlerweile mehr als schwierig. Das Auto musste dringend nach Bitzen, um vor Philipp da zu sein, der ein Höllentempo vorlegte, während noch vier Leute am VP erwartet wurden.

Thorsten war vor von seiner Wasserstelle mittlerweile mit Peter nach Birken-Honigessen gefahren. Peter ging es wieder besser und er konnte beschwerdefrei wandern. Mit diesem Zeitsprung war er wieder im Rennen und konnte in seinem Tempo weiterwandern und laufen. Am Ende ist er mit dem Verband ca 70 km gewandert! Eine unglaubliche Willensleistung!

Logistisch wurde es nun etwas kompliziert, aber außer, dass Philipp am letzten VP etwas warten musste, konnten alle Läufer bei allen geplanten und ungeplanten Versorungsstellen betreut werden.

Wahnsinniges Glück hatte ich, dass mein Handy die bergige und kurvenreiche Strecke von Wissen nach Bitzen auf dem Autodach liegengeblieben ist, nachdem ich mich einmal umgezogen hatte. Weniger erfreulich ist, dass das nicht das Einzige war, was ich auf das Autodach gelegt hatte. 

Ein Higlight zu später Stunde war der VP in Bitzen. Hier hatten wir im Vorfeld bei der Erkundung Gefallen dran gefunden, aber die Kontaktaufnahme gestaltete sich zunächst schwierig. Nachdem wir dann hingefahren sind und Leute getroffen haben, lief die Abstimmung super.

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Frau Bewer vom Gemeinderat und stellvertretende Vorsitzende des Bürger- und Nachbarschaftsverein war persönlich vor Ort, begrüßte die ersten Teilnehmer und unterstützte uns prima. Vielen Dank!

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Ramin und Hans-Dieter waren heute die KM-Könige und liefen deutlich über 130 km. Aber mit der Navigation klappte es eigentlich ganz gut. Ramin strahlte hier Zuversicht aus, denn es war ja von hier aus nur noch ein Marathon.

Zur guten Versorgung der Läufer war wichtig, dass der VP in Bitzen nicht nur eine Parkbank war. Die Läufer waren hier schon mindestens 75 km seit morgens 8:50 Uhr unterwegs. Hier ist eine Sitzgelegenheit und eine warme Speise absolut notwendig. Der VP wurde übrigens um 0:20 Uhr aufgelöst, als mit Franz der letzte Läufer durch war.

Das hätten wir ohne Andreas Dasbach nur schwer geschafft, der eigentlich nur gekommen war, um seiner Frau Socken zu bringen, sich dann spontan bereit erklärt hat, die VP-Ausrüstung von Wissen nach Bitzen zu fahren und dann die halbe Nacht vor Ort blieb. Eigentlich wollte er einen Freund besuchen. Eigentlich wollte Katja ja auch bis nach Herchen laufen, aber plötzliche Kreislaufprobleme zwangen sie zu einem vorzeitigen Abbruch. Dennoch ist ihre Leistung aller Ehren wert. Sie war noch nie so lange unterwegs und ist etwa 70 km gelaufen. Ganz toll gemacht. Herzlichen Glückwunsch! Katja und Andreas:

Vielen, vielen Dank für eure spontane Hilfe!

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Der letzte Versorgungspunkt war am Gasthaus „Zur Bachmühle“ und war einerseits am perfekten Standort und bot andererseits eine super Infrastruktur mit Tischen, Stühlen, Licht und Strom und war überdacht. Vielen Dank an die Besitzer, die die Veranstaltung durch die Nutzungserlaubnis unterstützten.

Auch hier verbrachten die Helfer viele Stunden, denn der erste, Philipp kam gegen 20 Uhr, Dirk verließ gegen 1:45 und Konny und Frank gegen 2:15 die Station. Franz fehlte zu dem Zeitpunkt noch, aber auf ihn konnte ich nicht mehr warten, sondern stellte ihm ein paar Lebensmittel auf den Tisch.

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Kurz nach 0 Uhr kam Philipp ins Ziel und eine halbe Stunde später Jonathan. Statt Abendessen hatte das Hotel Kuchen und leckere Salate in einen eigens für diesen Zweck aufgestellten Kühlschrank bereitgestellt. Leider waren die meisten Läufer zu müde zum Essen. Aber den beiden schmeckte es. Nachdem sie geduscht und gegessen hatten, warteten sie noch auf die nächsten. Ich war ziemlich überrascht, als ich gegen 3 Uhr zum Hotel kam, die beiden mit meiner Frau quatschend anzutreffen. Obwohl die beiden stehend ko waren, wollten sie unbedingt beim Zieleinlauf der Folgenden dabei sein. Ich hatte kurz vor meiner Ankunft mit Ramin telefoniert, der mir mitteilte, dass sie die Abzweigung nach Herchen verpasst hatten und nun wieder auf der Runde rund um Herchen waren. Ich konnte ihnen die Stelle der Abzweigung beschreiben und sie mussten wohl oder übel ein paar „Meter“ zurücklaufen.

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Ist ja eigentlich auch schöner, im Hellen anzukommen. Dann kann man nämlich dieses Plakat besser lesen. Das dachten sich auch ein paar von uns und kamen im Laufe des Morgens an.

Plötzlich ein Anruf von Franz, der längst im Ziel erwartet wurde. Er sei in Herchen, aber hier sei kein Bahnhof und auch keine Brücke. „Immer stromabwärts laufen, du schaffst das, denn es ist nicht mehr weit“, munterte ich ich auf. Auch ihm konnte geholfen werden.

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Wärend sich einige Teilnehmer ein wenig ausruhten … …

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schrieb ich mit Ramins Unterstützung noch schnell die Urkunden.

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Nun waren wir etwas unentschlossen.

MO 4Einerseits konnten wir unmöglich mit der Siegerehrung starten, solange nicht Franz im Ziel war. Andererseits war die Siegerehrung gegen 9 Uhr angesetzt und mussten einige zum Zug. Aber Franz ist und bleibt eine geniale Wundertüte. Gut gelaunt und strahlend erreichte er um Punkt 10 Uhr das Ziel.

Genau in dem Moment, in dem die Küche schließt und wir mit der Siegerehrung beginnen wollten. Er ist dann, so wie er war, einmal am Büffet vorbei gegangen, füllte den Teller und startete gleich zur Ehrung durch.

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Die Medaillengewinner vom Sonntag: Vorne: Jonathan, Franz, Hans-Dieter (alle Gold) Mitte: Ramin, Frank (Gold), Michael (Bronze) Oben: Konrad (Gold), Dirk, Peter (beide Silber), Philipp (Gold)

Mein Fazit: Ich bin froh, dass alles gut geklappt hat, denn trotz aller Vorfreude hatte ich doch eine große Anspannung und Respekt vor der Aufgabe. Ich hatte nur wenige Dauer-Helfer an Bord, aber die haben richtig gut zusammengearbeit. Vielen Dank an Martina, Thorsten und Aaron. Ihr wart wirklich großartig. Dass es eine richtig familäre Veranstaltung wurde, liegt sicher auch daran, dass sich viele schon kannten und die anderen sehr schnell integriert wurden. So wurden nicht nur sportliche Höchstleistungen erzielt, sondern gemeinsam Abenteuer bestanden und Freundschaften geschlossen. Das war der Nährboden dafür, dass einige Teilnehmer förmlich über sich hinauswuchsen. Die Hilfsbereitschaft untereinander und mir gegenüber war enorm. Möglicherweise hat sich hier eine Gruppe gefunden, die in absehbarer Zeit einmal den Versuch starten wird, den Natursteig nonstop zu laufen. Erste Pläne wurden bereits geschmiedet.

Auch hat mich die Hilfsbereitschaft und das respektvolle Interesse anderer Beteiligten begeistert. Ein Unbekannter hatte einen Eimer mit Getränken und einem Schild „Für die Elan-Läufer“ zur Freude unserer Läufer an der Strecke platziert. Manchmal werden die Ultraläufer ja komisch angesehen und beurteilt. Davon habe ich in zahlreichen Gesprächen nichts bemerkt. Von den Mitarbeitern des Waldhaus Herchen, die ausnahmslos sehr zuvorkommend waren, über die verantwortlichen Leute, die uns an den Verpflegungspunkten geholfen haben, bis zum Rheinsiegkreis, hier insbesondere der für Natursteig verantwortliche Mitarbeiter Felix Knopp, habe ich eher das Gegenteil erlebt.

Insgesamt war das Ganze natürlich ein wenig Arbeit und ein wenig Stress, hat aber auch Spaß gemacht. Letztendlich gibt es für derartige Veranstaltungen keine Vorbilder, einen Dreitageslauf mit fast 210 km und 6000 Höhenmeter in der Verteilung 20, 70, 120 km, einen Lauf mit einer Unterkunft, die dreimal das Ziel der Etappenläufe ist und das Ganze eingebettet in ein Trainingslager, bei der es nicht um das Gewinnen geht, sondern um Ultralauftechniken, um gemeinsame super anstrengende Trainingsläufe, das Verschieben von Leistungsgrenzen, das Sammeln neuer Erfahrungen. Als Anreiz für alle Teilnehmer wurde das Finishen mit einer wertvollen Leistungsmedaille belohnt. Und eins ist auch klar: Die Latte für Silber und Gold liegt verdammt hoch.

Das sind alles ziemlich neue Konzepte, aber das erste Feedback der Teilnehmer war ermutigend, diese Veranstaltung zu wiederholen. Dann aber sicher von Donnerstag bis Sonntag, einen Termin gibt es allerdings nicht, muss aber mit dem Haus abgestimmt werden, da es als wichtigster Baustein gesetzt ist.

Links: Vorbericht, Ergebnisse

Text und Bilder: Michael Irrgang, 1.8.2018

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