Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Heute kam - nicht ganz überraschend - die Info, dass nicht mehr alle Teilnehmer zum Start angetreten sind. Einige quälen sich irgendwie ins Ziel und hoffen über Nacht auf eine Wunderheilung; müssen dann aber morgens feststellen, dass es nicht kam und treten nicht mehr an. Mit etwas mehr Erfahrung geht oder teilweise humpelt man dann doch los, um dann nach einiger Zeit festzustellen, dass mit zunehmender Durchblutung und Belastung, die Schmerzen weniger werden und oftmals sogar ein Laufen möglich ist. Und so vergeht wieder ein Tag.

Unter denen, die nicht mehr antraten, war leider Roland Kraus. Die ersten drei Tage liefen eigentlich ganz gut bei ihm, obwohl bei mir schon aufgrund einiger Aussagen in seinen Berichten die Ampel auf gelb stand: Höchste Alarmstufe! Nun hat es ihn erwischt. Das ist bitter. Wie in meinem Vorbericht beschrieben, halten wohl alle die ersten drei Tage durch und kamen in Hamburg an. Aber für die, die nun schon lädiert sind, werden die nächsten 5 Etappen sehr hart. Zu hart für Roland. Was er genau hat, geht aus seinem Bericht nicht genau hervor, aber lest selbst, wie er den Tag erlebt hat:

Der vierte Tag - ist es der entscheidende Tag für mich

Okay - die Fakten, es standen knapp 80km an - was wie üblich ca. 2-3km mehr bedeutet, aber das kann uns nicht mehr wirklich beeindrucken, Ich startete (freie Startzeitauswahl) mit der frühenen Startgruppe um 6Uhr, da ich heißes Wetter erwartete und mein Leistungsvermögen nix anderes zulässt - soweit, sogut.
Wir starteten also in Hamburg-Nord und liefen Richtung St. Pauli und Davidswache um dann weiter zum bereits renoviertem Teil des alten Elbtunnels zu kommen. Wir mussten die Treppen nehmen; dabei galt es 24Höhenmeter über Eisenstufen hinabzulaufen. Nachdem wir den 426m Tunnel durchquert hatten, ging es auf der anderen Seite die HM wieder hinauf. Kaum hatten wir das Tunnelgebäude verlassen, wartete auf uns der erste VP. Anschließend ging es durch weite Hafen- bzw Industriegebiete und über Hamburg-Harburg verlassen wir über eine ansteigende Gerade die Hansestadt. Nun sind wir in Tötensen angekommen und Oliver Witzke beweist Humor: Ein mit Sprühkreide gemalter Gruß: Welcome in the Home of Dieter Bohlen ... Cherie, Cherie.... Lady!
Dann liefen wir auf KM35 zu und ich verspürte plötzlich heftige Schmerzen aus der rechten Ferse - einfach höllisch! Ich rätselte, was es sein könnte, eigentlich kommt nur die rechte Achillessehne in Betracht. Ich hatte seit vielen Jahren keinerlei derartigen Probleme, selbst zuvor nur minimal. Also erstmal ignorieren, doch das war schwerer getan, als gewollt, denn dafür war der Schmerz zu heftig.
Ich freute mich, als ich am nächsten VP Patrick entdecke, der Helfer für alles - nicht nur Fotos, Videos und Internetzugänge. Er hatte ein starkes Mobilat für mich und ich verteilte es sehr großzügig über die entzündete Ferse. Ich konnte vorsichtig weiterlaufen, aber langsam.
Zwei VP's später - auch die Hitze wurde immer schlimmer, wiederholte ich die Prozedur, doch der Schmerz wurde immer stechender. Die letzten 15-18KM konnte ich nur noch gehen. Bei jedem Anlaufversuch war sofort der Stechschmerz vorhanden. Es war auch sehr, sehr demotivierend für mich, eine solch lange Strecke gehen zu müssen und ich kam schließlich nach 12:31 Std ins Ziel. Damit begann das Spiel von extrem wenig Zeit zum Duschen, Essen und Erholung - auch andere Läufer haben z.Z. dieses Problem. Ich erhoffte mir einfach von etwas mehr Schlaf und einer Nacht dazwischen Besserung/Linderung.
Der Schmerz ließ mich aber kaum schlafen, obwohl ich die Stelle mit Gel und Eis kühlte und vorsichtig massierte. Mal sehen wie es morgen aussieht, war mein letzter Gedanke des Tages. 

Herzliche Grüße Roland

Am nächsten Morgen ist er gar nicht mehr gestartet. Er ist in vier Tagen über 300 km gelaufen und zwar durch Regen, Kälte, Hitze und Schwüle. Lange Etappen, kurze Regenerationsphasen. Es ist insgeamt eine großartige Leistung, auch wenn er noch nicht am Ziel seiner Träume war. Aus der Distanz zu beurteilen, gab es zu dem Rennabbruch keine Alternative. Gute Besserung, Roland.

Texte: Michael Irrgang, Roland Krauss, 20.7.2017

 

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