Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Bei der diesjährigen Austragung der "Hexenläufe", die Michael Frenz unter seinem Label "Team Meldeläufer" immer Ende April organisiert, konnten LG Ultralaufmitglieder sowohl die Frauen- als auch die Männerwertung gewinnen. Als erster kam auf der Königsetappe "Hexenstieg" Sebastian Gonschorek ins Ziel. Bereits auf Platz 3 gesamt folgte Claudia Lederer, die damit die Frauenwertung gewann. Knapp 2 Stunden nach ihr kam auf Platz 4 Konrad Vogl ins Ziel und komplettierte das erfolgreiche Vereinstrio. Insgesamt kamen dieses Jahr nur 1 Frau und 14 Männer ins Ziel. 

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Sebastian benötigte für die 215 km lange Strecke mit etwa 3.800 Höhenmeter 31:38 Stunden und Claudia 34:25 Stunden. Um diese Ergebnisse richtig zu bewerten, muss man sich vergegenwärtigen, dass dieses Jahr 11 Männer und Frauen zwar in guter Absicht gestartet sind, aber zwischendurch das Rennen abgebrochen haben und die erzielten Zeiten in der ewigen Bestenliste des Laufes, der seit 2013 jedes Jahr stattgefunden hat, für Sebastian Platz 4 und für Claudia Platz 1 bedeuten. Sie hat mit ihrer diesjährigen Leistung den Streckenrekord um etwa 30 Minuten verbessert. Damit setzt sie einen sehr starken Start in das Laufjahr fort, nachdem sie bereits bei den Meisterschaften über 50km und 6h neue persönliche Bestleistungen gelaufen ist und damit tolle Platzierungen erzielte.

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Besonders schön fand ich, dass die beiden einen Großteil der Strecke, insbesondere den Abschnitt in der Nacht gemeinsam gelaufen sind.

Diese Botschaft veröffentlichte Claudia kurz nach dem Lauf auf Facebook:

BÄM..... erste echte Laufchallenge in 2019. Hexenstieg Ultra über 215km mit knapp 4000 HM in 34:25 Stunden non-stop. Und dazu eine super Platzierung. Was will man mehr? Danke Sebastian Gonschorek, ohne Dich wäre es hart geworden in der Nacht bei Kälte, Regen und Müdigkeit. Und für den tollen Support, Guido Althausen. Der Dragonsback darf kommen!

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Bericht von Sebastian:

Der Hexenstieg Ultra verläuft größtenteils auf dem gleichnamigen Wanderweg von Osterode nach Thale und auf einer anderen Route zurück. 2017 lief ich bei diesem Rennen das erste Mal die volle Distanz und war sofort gefesselt von diesem Abenteuer. Man überquert die höchsten Berge und lernt den Harz in seiner ganzen Schönheit kennen. Somit meldete ich mich nach dem Lauf direkt für das Folgejahr an. Leider hat 2018 die Gesundheit nicht ganz mitgespielt, weshalb ich in das Betreuerteam gewechselt bin und zusammen mit meiner Frau die VP in Thale betreut habe. Dies war auf der einer Seite schön, da man dafür von den Läufern viel Dankbarkeit erfährt und auch die Sicht der Betreuer intensiv kennenlernt. Auf der anderen Seite war ich natürlich etwas traurig, da ich selbst nicht mitlaufen konnte. Aber 2019 sollte folgen…

Ein Jahr lang war es nun mein Plan, 2019 wieder am Hexenstieg Ultra teilzunehmen und diesen auch zu finishen. Das Ziel in meinen Kopf war, meine Zeit von 35:13h zu verbessern. Regelmäßig befasste ich mich in Gedanken mit der Strecke und in den Wochen vor dem Start lernte ich die Route mit den Gegebenheiten förmlich auswendig. Wo sind welche Anstiege? Welche gut laufbaren Abschnitte gibt es? Wo werde ich in der Nacht sein? All das und vieles mehr waren Punkte, mit denen ich mich akribisch auseinandersetzte. In den Tagen vor dem Start schrieb ich mir einen Laufplan mit den VPs und den jeweiligen km-Abständen. Auch die Zeiten für die Abschnitte trug ich grob ein. Am Ende kam eine Zielzeit von 32 Stunden heraus. Ein Blick auf die bisherigen Gewinnerzeiten zeigte mir, dass der Plan ganz schön taff war. Egal, ich hatte in meinem Kopf ein klares Ziel.

Am Abend vor dem Start traf ich beim Briefing Claudia Lederer, mit der ich bereits in einem Trail-Trainingslager zusammen gelaufen bin. Außerdem kenne ich Claudia von der LG Ultralauf und diversen anderen Laufveranstaltungen. Kurz zeigte ich ihr meinen waghalsigen Plan, was sie anscheinend nicht davon abhielt, gemeinsam mit mir am Folgetag um 6 Uhr zu starten. Dies freute mich sehr, denn zusammen verging die Zeit wie im Flug.

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Außerdem ergänzten wir uns gut. Liegt die Stärke von Claudia im konstanten Laufen auf den langen, laufbaren Abschnitten, so liegt meine Stärke eher auf den technischen Passagen. Wir zogen uns also gegenseitig und lagen zeitweise fast 50min vor meinem Zeitplan. Dies führte jedoch dazu, dass die VPs oft noch gar nicht mit uns rechneten und jeweils leichte Hektik ausbrach. Trotzdem wurde sich überall toll um uns gekümmert. Die VPs waren von Anfang bis Ende wirklich schön, mit vielen herzlichen helfenden Händen.

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Den Wendepunkt in Thale erreichten wir gegen 19 Uhr. Nach 105km fühlten wir uns soweit auch noch recht gut. Schnell zogen wir trockene und etwas wärmere Sachen an, denn nun ging es in die Nacht hinein. Kurz nach dem Verlassen der VP fing es an zu regnen. Leider nicht dieser leichte Nieselregen, nein, es wurde richtig nass. Nur 9km waren es nun bis zum nächsten VP (km 114). Das reichte, um durchnässt anzukommen. Auch die Regenjacken halfen hier nicht wirklich. Jetzt sollte der Lauf zur Kopfsache werden.

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Es war kurz nach 21 Uhr, wir waren durchnässt, es sollten max. 2°C werden und der nächste bemannte VP lag 35km entfernt. Dies alles führte dazu, dass wir konstant liefen, wo es nur ging. An Pausen war nicht zu denken, da sofort die Kälte über uns kam und wir wie Espenlaub zitterten. Noch vor Sonnenaufgang überquerten wir den Wurmberg. Auf dem Weg hinab legten wir eine Zwangspause ein, da eine Blase eine kleine Not-OP erforderte. Nach Thale war die VP km 164 die erste Möglichkeit, wo wir uns etwas aufwärmen konnten. Im Auto des dortigen Betreuungsteams – herrlich. Danach wurde es deutlich heller und somit wärmer. Bei Sankt Andreasberg schien uns endgültig die Sonne ins Gesicht, was nach der Nacht einfach nur traumhaft war. Mittlerweile war es 8 Uhr, es lagen also 26 Stunden und 175km seit dem Start hinter uns. Nur noch Marathon.

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Da Claudia nach der anstrengenden Nacht in der Sonne noch etwas länger ihre Akkus auffüllen wollte, entschieden wir uns, die letzten km getrennt fortzusetzen. Die letzten 40 km sollten es noch einmal in sich haben. Sehr technisch, mit viel auf und ab. Es ging nördlich der Oderteiche über den Märchenweg hinauf nach Torfhaus. Wie sagte ein Mitläufer, Martin Leimbach, im Ziel? Märchen sind bekanntlich grausam. Es sollten noch die Wolfswarte und der Weg vor und hinter der Hanskühnenburg folgen. Dies kann man einfach beschreiben. Steine, überall Steine, große und kleine, rund und eckig, dazwischen Wasser von Pfützen und Bächen. Um 12:16 Uhr erreichte ich die Hanskühnenburg und gönnte mir noch einmal eine kurze Pause. Ich lag 16min hinter meinem Zeitplan, hatte mir jedoch für die letzten 12km bergab 2 Stunden eingeplant. Um 13:38 Uhr erreichte ich dann das Ziel in Osterode. Nach mehr als 200 zurückgelegten Kilometern war ich überrascht, dass meine Beine mich noch so schnell getragen haben. 31 Stunden und 38 Minuten nach dem Start erreichte ich als Erster überglücklich das Ziel in Osterode, wo meine Familie an der Ziellinie bereits auf mich wartete. Claudia kam nach 34:25h in Ziel und wurde damit Dritte bzw. Erstplatzierte bei den Frauen.

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Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Claudia für den gemeinsamen Lauf und die vielen helfenden Hände rund um Michael Frenz. Ihr wart alle klasse!

Daten Hexenstieg Ultra 2019; Länge: 215km; Höhenmeter: ca. 3.800; Veranstalter: Michael Frenz (Meldeläufer); Datum: Ende April; Bemannte VPs: 11

Text: Michael Irrgang, Claudia Lederer, Sebastian Gonschorek, Bilder: Claudia Lederer, Sebastian Gonschorek; 30.04.2019

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