UltraSightRun in Kassel am 23.11.2024

Bericht von Fabian Benz

Ultralaufen muss nicht nur „stupides“ kilometerlanges Laufen auf Bestzeit oder Bestweite sein. Mit 15 begeisterten Teilnehmerinnen und Teilnehmern trafen wir uns am verschneiten und eisig-kalten Samstagmorgen, dem 23.11.24 am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe, um eine einzigartige Kombination aus Ultralaufen und Sightseeing zu erleben. Mit dieser Idee veranstalteten wir unsere erste „UltraSightRun“ Veranstaltung, mit der wir eine Stadt (in diesem Fall die nordhessische Stadt Kassel) laufend entdecken wollen und so Sehenswürdigkeiten auf sportlicher Weise erkunden wollen.

Gruppenfoto vor dem Start

Die Strecke war in drei Abschnitte gegliedert, die insgesamt 48 Kilometer umfassten und eine Vielzahl kultureller, historischer und landschaftlicher Highlights boten:

Erster Abschnitt: Bergpark Wilhelmshöhe und der Herkules (13 km)

Der erste Teil der Strecke führte uns in den Bergpark Wilhelmshöhe, der seit 2013 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Mit seinen weitläufigen Gärten, imposanten Bauwerken und kunstvollen Wasserspielen ist der Park eine der bedeutendsten Landschaftsanlagen Europas.

Zunächst führte uns die Strecke zur Löwenburg, einer künstlichen Burgruine, die zwischen 1793 und 1801 unter Landgraf Wilhelm IX. errichtet wurde. Entgegen ihrem mittelalterlichen Erscheinungsbild handelt es sich um eines der frühesten Beispiele romantischer Architekturelemente in Europa. Die Burg diente dem Landgrafen als Lustschloss und enthielt barocke Wohnräume, eine Rüstkammer sowie eine Kapelle, in deren Gruft Wilhelm IX. beigesetzt wurde.

Aufstieg zur Löwenburg

Als nächstes stand dann der herausfordernde Anstieg zum Herkules, dem Wahrzeichen Kassels, an. Die 8,25 Meter hohe Kupferstatue, die den antiken Helden darstellt, thront auf einer Pyramide, die wiederum auf dem Oktogon, einem massiven Barockbauwerk, ruht. Die Konstruktion wurde zwischen 1701 und 1717 unter Landgraf Karl von Hessen-Kassel errichtet. Die 535 Stufen der Kaskaden, die sich den Hang hinabziehen, bilden eine der eindrucksvollsten Wasserspiele Europas und sind ein technisches Meisterwerk des Barocks. Oben angekommen, belohnte uns ein Panorama über Kassel und die umliegende Landschaft.

Dann ging es wieder bergab in Richtung Ausgangspunkt am Bahnhof, wo auch unser Verpflegungsstand positioniert war. Auf diesem Wege passierten wir im Verlauf des Bergparks u.a. den romantischen Jussow-Tempel, ein 1818 errichtetes klassizistisches Bauwerk am idyllischen Fontänenteich. Ebenso beeindruckend war der Aquädukt, der zwischen 1788 und 1792 erbaut wurde. Diese künstliche Ruine erinnert an antike Wasserleitungen und fügt sich harmonisch in die Mischung aus barocker Kunst und romantischer Gartenarchitektur. Als nächstes passierten wir das Schloss Wilhelmshöhe, das von 1786 bis 1798 im Stil des Klassizismus für den Landgraf Wilhelm IX. (ab 1803 Kurfürst Wilhelm I.) errichtet wurde und heute als Museum genutzt wird.

Aquädukt
Jossow-Tempel
Schloss Wilhemshöhe
Carsten und Alex versorgen die Läufer/innen am Verpflegungsstand u.a. mit heißem Kaffee, Tee, Cola, Wasser, Kuchen und anderen kleinen Knabbereien

Zweiter Abschnitt: Kasseler Innenstadt (22 km)

Im zweiten Teil der Strecke lag der Fokus auf den Sehenswürdigkeiten der Kasseler Innenstadt.

Unser Weg führte uns zunächst in die Karlsaue, eine weitläufige barocke Parkanlage, die Landgraf Karl im 17. Jahrhundert anlegen ließ. Die barocke Orangerie, die zwischen 1703 und 1711 erbaut wurde, bildet das Herzstück des Parks. Ursprünglich als Winterquartier für exotische Pflanzen gedacht, wird sie heute als Veranstaltungsort genutzt und beherbergt das Astronomisch-Physikalische Kabinett.

Dann ring es in die eigentliche Innenstadt von Kassel und hier ging es dann Schlag auf Schlag mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten.

U.a. passierten wir die Martinskirche, einem der ältesten Sakralbauten Kassels. Ihr Ursprung reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die Kirche wurde nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg in veränderter Form wieder aufgebaut und ist heute ein Symbol für Kassels Wiederaufbau und kulturelles Erbe. Besonders beeindruckend ist ihre Funktion als Begräbnisstätte des hessischen Landgrafenhauses.

Die Route führte uns auch durch die Treppenstraße, die 1953 als erste Fußgängerzone Deutschlands angelegt wurde. Dieses Pionierprojekt der Nachkriegszeit symbolisiert den Wiederaufbau und die Moderne. Ein weiteres Highlight war die Skulptur Man Walking to the Sky, die zur Documenta IX geschaffen wurde und als Symbol für Aufbruch und Visionen gilt.

Weitere Highlights der Innenstadt waren u.a.

  • Das Ottoneum, das älteste feste Theatergebäude Deutschlands, heute ein Naturkundemuseum ist.
  • Palais Bellevue, das ehemalige Wohnhaus der Brüder Grimm.
  • Neue Galerie, ein Museum für zeitgenössische Kunst.
  • Rathaus und Staatstheater, repräsentative Bauwerke, die die Verbindung von Tradition und Moderne zeigen.
  • Statue von Martha Elisabeth Selbert (* 22.09.1896 in Kassel; † 9.6.1986 ebenda), eine deutsche Politikerin und Juristin. Als SPD-Abgeordnete im Parlamentarischen Rat 1948/1949 war sie eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“. Die Aufnahme der Gleichberechtigung in den Grundrechteteil der bundesdeutschen Verfassung ist zum großen Teil ihr Verdienst.
  • Bundessozialgericht, das oberste Gericht der Sozialgerichtsbarkeit in Deutschland, das zusammen mit Bundesarbeitsgericht, Bundesfinanzhof, Bundesgerichtshof und Bundesverwaltungsgericht zu den fünf obersten Gerichtshöfen des Bundes gehört.

Dritter Abschnitt: Erneut zum Herkules (13 km)

Nach der Stadtrunde kehrten wir zurück in den Bergpark Wilhelmshöhe. Der erneute Aufstieg zum Herkules war eine letzte sportliche Herausforderung, die uns die Gelegenheit bot, die Eindrücke des Tages noch einmal zu reflektieren mit einem abschließenden grandiose Ausblick von oben auf große Teile der zuvor gelaufenen Tour.

Fazit

Der erste UltraSightRun in Kassel war ein voller Erfolg. Die Kombination aus sportlicher Herausforderung (48 km mit ca. 950 hm) und kulturellem Sightseeing machte die Veranstaltung zu einem besonderen Erlebnis für alle Teilnehmer. Die Idee, Ultralaufen mit einer Stadtführung zu verbinden, fand großen Anklang und möchten wir auch in Zukunft in weiteren Städten umsetzen. Der nächste Lauf ist bereits für 14.12.2024 in Heidelberg (und Umgebung) geplant.

Finisher-Medaille für alle
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