LG Ultralauf bei der TorTour

LogoDie TorTour de Ruhr ist ein Kultlauf, der 2008 zum ersten Mal ausgerichtet wurde. Seitdem hat sich die Veranstaltung, die Jens Witzel und Freunde konzipiert haben, jedes Jahr weiterentwickelt und bietet aktuell drei offiziellen Strecken über 100km, 100 Meilen und 230km an.

100km ist die Bambini-Strecke, die vollständige Strecke führt von der Quelle der Ruhr bei Winterberg im Sauerland bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg. Ein Teil des Erfolges ist die Idee, die Läufer zwingend von einer Crew betreuen zu lassen, wo doch sonst ein Betreuen außerhalb der VPs immer verboten ist. Das geht auch ganz gut, denn der Weg führt – von kleinen Abweichungen abgesehen – entlang des Ruhrdadweges und bietet sich für eine Radbegleitung oder Begleitung per Auto an.

Ziel

Und dann gibt es noch das berühmte Ziel: Die Rheinorange bei Duisburg, welches man lange sieht, bevor man dort ist und stets für sehr emotionale Zieleinläufe sorgt.

Die LG Ultralauf war mit sehr vielen Leuten vor Ort. Alleine 18 starteten auf den verschiedenen Strecken, weitere waren als Begleiter dabei oder halfen an den Versorgungspunkten.

Stecke

Starter

Finisher

in %

Von der LG U

230

106

59

56%

7

160

54

39

72%

3

100

82

74

90%

6

Roller

1

1

100%

1

460

3

1

33%

1

Je länger die Strecke, desto höher offensichtlich die Wahrscheinlich eines vorzeitigen Abbruchs, wobei Läufer wie Betreuer alles geben, um das unliebsame DNF (did not finish) zu vermeiden. Gemeinsam überwinden die Teams Müdigkeit und Motivationsprobleme und vollbringen ungeahnte Höchstleistungen.

In diesem Artikel kommen mehrere Leute zu Wort. In erster Linie stolze Finisher, aber auch Läufer, die es nicht ganz geschafft haben und schließlich hat eine Betreuerin von Thorsten Stelter, der als einziger die 460km Strecke hin und zurück geschafft hat, die Frage beantwortet, was das Besondere an der Betreuung war.

Der Rollerfahrer war Harald Retzlaff. Er hat für die 230 km mit seinem Tretroller 18:15 Stunden gebraucht.

Die Königsdisziplin – 230 km von der Quelle zur Mündung

Briefing2

Start an der Quelle bei Winterberg. Beim Briefing schmeißen die Veranstalter, die jung vermählten Ricarda und Jens Witzel, „Kamelle“, wie der Kölner zu kleinen Süßigkeiten sagt, in die Menge.

Briefing1

Trotz des Gewusels am Start gelang es mir fast alle Vereinsmitglieder zu treffen, um ihnen einen schönen Lauf zu wünschen. Andreas Fölting (blaue Jacke) und Matze Kröling (rotes Shirt) stehen gut gelaunt am Start.

Platz

Name

Jg

MW

Zeit

17

Matthias Kröling

1989

M

31:50:45

18

Konrad Vogl

1961

M

32:19:36

53

Matthias Landwehr

1970

M

37:37:44

Stefan Beckmann

1959

M

DNF

Andreas Fölting

1976

M

DNF

Torsten Witte

1981

M

DNF

Andreas Weber

1967

M

DNF

Von unseren 7 Startern sind leider nur 3 durchgekommen, davon Matthias und Konrad mit einer sehr guten Zeit, der andere Matthias hat mit einem gewissen Puffer das Zeitlimit von 38 Stunden sicher geschafft.

Andreas Fölting schreibt zu seinem DNF auf Facebook:

DNF bei 190KM. Schienbein schmerzt so stark. Damit läßt sich kein Marathon mehr marschieren

160,9 km – Ruhr Hundred

Platz

Name

Jg

MW

Zeit

22

Christian Pflügler

1967

M

24:49:43

25

Mario Luther

1961

M

26:09:53

Frank Konkel

1965

M

DNF

Bericht von Mario Luther

Die Tor Tour de Ruhr 2018 mit Team Mario! Zwei Jahre habe ich geliebäugelt und die TTdR fest im Blick gehabt. Als ich dann von Jens Witzel die Bestätigung bekam, dass ich dabei bin, war ich mega motiviert es auch zum positiven Erfolg kommen zu lassen. Im Oktober traf ich dann zuerst die Endscheidung meinen Bandscheibenvorfall operieren zu lassen, die Op war ein voller Erfolg, brauchte dann aber 3 Monate um auskuriert zu sein. Am 30.12.17 war mein erster längerer Lauf, der Bergischerwupperlauf 25 Km bei Oliver Witzke und es lief prima. So waren die Zeichen auf grün gestellt. Von da an fing ich kontinuierlich an zu trainieren.

Aber Ende März wurde ich von einem hartnäckigen Virus ausgebremst – ich konnte 6 Wochen so gut wie nicht laufen und war so frustriert, dass ich anfing mir Gedanken zu machen, ob es noch reichen kann für die 161 Km, oder auf 100 Km runterzumelden. Aber dann bei den 24 Stunden von Wiehl, ebenfalls ein Lauf vom Oli, war dann nach 103 erlaufenden Km in 13,5 Stunden reine Laufzeit mein Ziel wieder auf 100 Meilen gesetzt. Aus der Kölnpfadfamilie heraus kenne ich Monika Lux und wir sind gut befreundet.

Mario1

Moni und ich beschlossen, das Ding gemeinsam an zugehen. Aber jeder mit seinem eigenen Team. Ich mit meinen besten Freunden, Sascha Mörth und Philip Alcantara und Moni mit ihren Mann Uli Lux.

Mario0

Wir trafen uns am 19.05.18 in Arnsberg und waren schwer nervös, was sich aber nach dem Start um 18:00 Uhr auflöste und wir gemeinsam los liefen. Zuerst wurde ein Prolog von 13 Km gelaufen, um auf die nötigen 161 Km am Ende zu kommen. Der Prolog war mit heftig Höhenmeter bestückt, aber so waren wir dann immerhin froh auf den Ruhrradweg zu kommen, dort waren Höhenmeter so gut wie selten aufzufinden.

Mario3

Mein „Team Mario“ war das Allertollste, was es gibt auf der Welt, Sascha und Philip lasen mir alle Wünsche von den Augen ab. Es wurden immer zwischen den gestellten VPs Verabredungen getroffen. Wie z.B. in 18 Km treffen wir uns an der Laufstecke rechts auf den Parkplatz vom Penny usw. Meins und Monis Team waren immer genau dort zu treffen, wie wir uns vorher verabredetet haben. Mir wurde ein Klappstuhl zum Ausruhen hingestellt und dann bekam ich das Rundum-Paket. Mir wurde das Essen gereicht die Füße und Beine massiert, trockene Sachen übergezogen und und und, es fehlte an absolut nichts. Ihr seid die Besten, vielen lieben Dank dafür ?

Mario2

Die gemeinsamen Kilometer zogen sich und zogen sich. In der Nacht wurde es richtig kalt und feucht mit Bodennebel. Philip beschloss uns in der Nacht zu begleiten. Und er war uns eine sehr große Hilfe, er nahm seinen Rucksack, gefühlt mit Proviant und Getränken mit und machte so den laufenden Support, ganz lieben Dank mein Freund, klasse gemacht ? Als es dann um 5 Uhr langsam hell wurde, waren wir froh, unsere Klamotten wechseln zu können. Monika ist die perfekte Navigatin, mit ihrer Uhr fanden wir immer den richtigen Weg, klasse Moni ?.

Wir liefen und unterhielten uns über alles Mögliche und wurden an den tollen VPs und von unserem Team besten versorgt. Dadurch, dass Philip uns unterwegs mit versorgte, konnte Sascha, der das Auto fuhr, sich etwas ausruhen. Die Anfahrt zu den Punkten ist manchmal mühselig, besonders, wenn man übermüdet ist.

Das ist kein einfacher Job, aber alles war perfekt, Respekt, klasse gemacht mein Freund ? Monika bekam nach und nach nach den ersten 100 Km immer mehr Schwierigkeiten und wurde immer langsamer. Wir mussten viele kleine Pausen einlegen. Bei ca. 116 Km, beschlossen wir uns zu trennen und jeder mit seinem Team alleine weiter zu machen. Wir verabschieden uns liebevoll, mit den Worten „wir sehen uns im Ziel“.

Mario4Bei Km 135 beschloss Philip mich weiter zu begleiten, so dass ich den richtigen Weg auch finde und zur Motivation, der Kerl ist der Hammer, am Ende lief er ca. 70 Kilometer mit mir. Danke, Danke Du positiv Bekloppter ? ? Ab Km 90 bildeten sich bei mir Blasen, Sascha versorgte diese so gut er konnte und so lief es noch weitere 30 Km gut, aber ab Km 120 bekam ich die doofen Fußschmerzen, die jeder Ultraläufer schon mal kennen gelernt hat. Es tut weh, aber mal läuft weiter. Ab Km 145 war laufen kaum noch möglich und ich musste auch öfters Gehpausen einlegen – das war echt Scheiße hoch Zehn.

Philip versuchte mich immer wieder abzulenken so gut er konnte. Und dann bei Km 152 hatte ich keinen Bock mehr zu leiden; ich wollte endlich das Ding abschließen und rocken. Philip zeige mir wie locker seine Beine noch sind und machte einen Spaßvogel, sprang hoch und schlug die Beine zusammen. Ich biss die Zähne zusammen und lief wie um Leben und Tod in einen 6:15er Schnitt, den Kerl will ich es zeigen, was der alte Mann noch drauf hat. Bis zum Ziel dem Rheinorange ballerte ich, mit einen fokussierten Blick und die Scherzen ausgeblendet und schlug nach nonstop 26:09 Stunden das Orange Ding an. Mir kamen vor lauter Emotionen die Tränen und ich weinte Glückstränen und war stolz, jetzt auch ein Teil von den positiven Bekloppten zu sein, die die Tor Tour de Ruhr gefinisht haben. Ich ruhe mich jetzt eine Woche aus und dann geht es weiter mit der Vorbeugung zum 171 k Kölnpfad ?

100km Bambinilauf

Platz

Name

Geburtsjahr

Geschlecht

Endzeit

5

Kirsten Althoff

1987

F

09:39:13

15

Slabon Raimund

1960

M

11:58:45

29

Wiesner Michael

1965

M

12:56:03

34

Bine Scheerer

1971

F

13:18:02

38

Torsten Lange

1966

M

13:21:20

56

Patric Wurmbach

1971

M

14:46:15

Kirsten ist aktuell in einer super Form. Mit ihrer Zeit belegte sie den 2. Platz der Frauen und den 5. Platz der Gesamtwertung!

Bericht von Kirsten Althoff

Kirsten1

Am Start glich die Stimmung einem großen Familientreffen. Vor lauter Quatschen habe ich die Wettkampfbesprechung gar nicht mitbekommen. Dann in den frühen Morgenstunden am Ruhrtalradweg entlang zu laufen hat etwas Mystisches. Der Nebel liegt über den Feldern und dem Wasser und wir Läufer sind alleine auf weiter Flur. Mit einer Crew zu laufen, hat schon etwas sehr luxuriöses. Mir wurde nicht nur jeder Wunsch erfüllt, sondern ich wurde auch permanent unterhalten. So kurzweilig hat sich noch nie ein Ultra angefühlt.

Kirsten2

Meine Hochachtung gilt im Besonderen den 160km- und 230km-Läufern! Wahnsinn, was die geleistet haben. Matze ist, als ich ihn überholt habe, noch so unglaublich rund gelaufen. Respekt!

Torsten Lange

Torsten22016 war ich noch als Helfer dabei. 2018 wollte ich es mal selber spüren. Habe den Bambinilauf 100km gefinisht. Mit den wenigen Trainings KM 2018. Voll zufrieden ? ? ? Es waren sehr schöne Pfingsttage.

Seine Betreuerin und Partnerin Ramona Franz

Da Torsten vor 2 Jahren nicht starten konnte (dafür war ich ja gelaufen), wollte er den Lauf dieses Jahr nachholen. Schade, dass wir kein Gruppenfoto hinbekommen haben. Einige hat man dann ja doch unterwegs getroffen und sich durch die Teamkleidung erkannt. Das Neumitglied Bine hat Torsten kurz vor dem Ziel noch überholt und sprach uns an, dass sie auch gerade eingetreten ist. Mit Matze gingen wir zusammen zurück zum Auto und Kirsten habe ich einmal am VP 56 gesehen. Torsten hatte doch etwas Respekt vor dem Lauf, da ich ihm ja noch ein paar Tipps mit auf dem Weg gab.

Morgens pünktlich um 4 Uhr fiel der Startschuss für die Bambiniläufer. Danach machte ich mich mit dem Wohnmobil auf den Weg zum VP 56 (Wat läuft!).

Torsten1

Da hatte Torsten sich dann kurz umgezogen und dann ging es für mich weiter bis zum Ziel, wo ich mich dann mit meinem Fahrrad auf die Strecke begab um Torsten entgegen zu fahren und dann den Rest (für ihn noch 34 km) zu begleiten und versorgen. Bis zum Marathon lief es auch ganz gut für ihn, ab km 60 machte es sich das schlechte Training (fast gar nichts – so viel wie Rolli Schürmann) bemerkbar und die Gehphasen wurden immer länger und das Wetter tat sein Übriges – er ist wohl mit einem kleinen Sonnenstich angekommen.

Torsten3

Obwohl es doch ideale Laufbedingungen waren, machte dies sehr vielen zu schaffen. Auf dem Parkplatz musste ich auch erste Hilfe leisten, da ein Läufer umgekippt (vor Erschöpfung und Sonne) war und sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen hat. Es war doch wieder schön, so viele positiv Bekloppte zu sehen und mit zu leiden.

Bericht von Patric Wurmbach

Dieses Wochenende stand ganz im Zeichen des Rheinorange und der TorTourdeRuhr – zumindest für die „Jünger“ dieses alle 2 Jahre von den Witzels – Jens Witzel & Ricarda Witzel- ausgetragenen Rennens, was wahrlich kein Kindergeburtstag ist. 3 Kategorien gibt es: 230km, 100miles und 100k. Letztere Distanz, die 100k gelten als Bambini Lauf – insane. Man sieht unterwegs eine Menge toller VPs, Motivationen und Dinge, die ein „normaler“ Mensch gar nicht fassen kann – so wie den VP „Nur noch ein Marathon“, eine Distanz für die Millionen Menschen ihr Lebenstraining hergeben, wird hier zur Nebensächlichkeit. ABER – es ist NIEMAND hier, kein Betreuer, kein Support, kein Läufer, der in irgendeiner Weise überheblich, egoistisch, engstirnig unterwegs ist – ein krasser Gegensatz zu den Marathonis, wo selbst 5-6h Läufer noch rempeln, obwohl es doch um rein gar nichts mehr geht. Ultra Laufen ist auch und vor allem – EINE Einstellungssache und Kopfsache. Du kannst echt stark sein physisch, wenn die Psyche nicht passt – krepierst Du unterwegs. …

Vor 2 Jahren stand ich kurz nach der Diagnose nie mehr laufen zu dürfen (FEHLDIAGNOSE eines Sesselpupsers!) am Ziel beim Support von Jens, habe die Witzels kennen gelernt und der Virus TTdR war gepflanzt, nachdem ich all diese tollen und total irren Menschen kennenlernen durfte und ohne wenn und aber akzeptiert wurde. Doch etwas fehlte – wo war der Ultra! …. Ich lief im Anschluss Einiges, versuchte den einen oder anderen Trainingsplan einzuhalten, Beruf/Familie und Laufen zu verbinden…. es klappte nicht immer so – es kamen zwar viele Läufe, die Medaillen häuften sich – doch es herrschte keine innere Zufriedenheit, die Zeiten waren immer nur so lala…. 2018 sollte es dann der erste 100 miler werden, nachdem dieser 2017 bei anderen Rennen nicht geklappt hatte… Doch wieder kam etwas dazwischen, lange Rede – es wurde durch den lieben Rat eines wertvollen Beraters angeraten, doch die 100k zu laufen – der Buckle kann 2020+ kommen- lieber am Rheinorange anschlagen, als ein DNF. Ja der Tipp war Gold wert, für einen Menschen, der körperlich selbst jetzt noch nicht ausgereizt war ( kein Muskelkater, keine Krämpfe, kein….tolle Blut-, Puls-, Blutdruck- und Laktatwerte, super O2 Werte) aber mentale Schwächen in Bezug auf Ultra Running nicht verneinen sollte. Und – dieser Mensch braucht ein klares Ziel unter Wettkampfbedingungen, denn laufen, rumschlendern etc – kann ja jeder. … Pfingsten 2018, Sonntag 04:00 war es dann soweit, nachdem mein Team Willi, Petra und Klaus da waren, die vielen Bekannten begrüßt waren, egal ob Orga, 100miler am VP, 230k am VP oder oder….schwand die Nervosität des Rennpferdes, jetzt oder nie ( es war nicht nur ein Rennen, es war die Entscheidung mental, ob ich nochmals 100k oder mehr angehen werde in der Zukunft, da ich ja wahrlich nicht die Läuferstatur habe!) . Wie auch immer, ich ging viel zu schnell im Marathon gemütlichen Wohlfühltempo an, das ich unmöglich durchhalten konnte – ich fand den Weg nicht zur Wunsch Pace, die letzten 3x 50km kamen in die Rübe, die alle sehr qualsam waren…..Doch….ich hatte ein Team. Willi, der den ersten Marathon mit mir lief, während Petra das Rad fuhr und Klaus den Bulli, der alle 6-10km mit Kaffee, Broten, Cola, Gel, Bananen – sprichwörtlich allem, wartete. An dieses tolle Team musste ich mich als Einzelläufer gewöhnen. Vielleicht der falsche Zeitpunkt, doch egal- es gab kein Besseres, wie sich rausstellte für einen Typen wie mich. Es nimmt Dir alle Sorgen, Du musst nur laufen. Also Willi pendelte mich ein aufs Durchhalte Tempo, ich baute mir mentale Krücken, niemals waren diese mit 30km Mauern, oder anderen Negativerlebnissen behaftet. Ich lief weiter und weiter, traf viele bekannte Kölnpfadläufer und Bekannte von anderen Events – es wurde ein Familienlauf. Ich musste auch positive Überraschungen verdauen, da ich sowas nicht gewohnt war, dass ich 20, 40, 50, 60, 70, 80km laufen konnte – ohne Gehpause; dass ich nach den VPs gut ins Laufen kam, ab km 40 kam Petra dann vom Rad auf die Bahn – und hielt das Tempo stabil. Es war Ihr aufgrund meines Dickkopfes nicht immer möglich, mich zu überzeugen ( das muss ich noch lernen!) – es kam zu total bescheuerten Wutausbrüchen mit Tempi von 5:45min/km bei jenseits 80km Laufstrecke von mir, also Kraft ist definitiv da …..und wüsten Beschimpfungen meiner Betreuer und umgekehrt, weil ich diese Quatschmotivationen, mit denen wir uns den Tag verkürzten nicht mehr Ansatzweise verarbeiten konnte und sie wiederum meine Gefühlsschwankungen schwer handhaben konnten. Wir pendelten uns ein und die letzten 10km, die gefühlt niemals endeten, wurden zur Gewaltmarschübung. Speed, was viele nur Laufen können, kann ich marschieren, doch ich konnte mich nicht mehr zum trippeln motivieren. Petra, Willi, Christian, Alex und Andere, die wir trafen, versuchten alle locker zu bleiben, zu motivieren. Jeder erzählte mir was von die letzten km läufst du auf Euphorie alleine, sehr schwer dieses zu verinnerlichen für einen strukturierten Realisten, der weiß, er kann 100k laufen, er kann vieles andere und er kann leiden – die Schwelle war nie erreicht heute und die Strecke zäh wie Gummi – also wie innerlich konditionieren. Und ich sah- nein fühlte genau- Jeder litt Qualen. Wenn mir hier einer bei 95k ein Bier und ein Steak hingestellt hätte, ich wäre geneigt gewesen, es dranzugeben. Aber, dann sah ich es – das RAL2004 gestrichene Rheinorange, die Zahl 1,8km zum Ziel, die Menschen die Gratulierten, die Finisher, die entgegenkamen und positiv grüßen. Es hatten mich 4 Läufer auf dem letzten 4km überholt, ich sah sie vor mir, der Ehrgeiz war da, dass diese Menschen, 96km hinter mir, NICHT vor mir anschlagen werden. Der alte „Killerinstinkt“, den ich die letzten 20km vermisst hatte- da war er – der Schweinehund war besiegt. Total insane gab ich Feuer in den Kessel und raste halb ehrfürchtig, halb heulend, nach Luft schnappend zum Rheinorange und passierte sie alle. Die Heide muss bei mir gewackelt haben wie bei einer Elefanten-Stampede – die Presse sprach von leichten Flutwellen auf der Ruhr – bei meinem leichtfüßigen Stil und Statur – der Anschlag, die Erleichterung, Euphorie, Adrenalinschub, Leere, Ehrfurcht – all das kam auf einmal- es hat die unsagbare, nicht erklärbare Freude und Ehrfurcht gesiegt. Ich hatte es geschafft, ich darf mich offiziell TorTouristi nennen, ich war Bambini – JAAAAA.

Patric1

Ich habe während dieser langen Stunden, der Party danach, den Gesprächen – so fucking viel gelernt – ich muss es jetzt umsetzen. Da ist mehr drin. Danke an alle, die Vertrauen in mich hatten, mich unterstützt und begleitet haben, egal ob gestern oder während der Trainingsläufe – ich kann das gar nicht so zurückgeben, wie Ihr es alle verdient hättet. Ein Jeder, der seitdem das eine oder andere Bild kommentiert hat, ja ihr habt alle Recht. Es ist kein Kindergeburtstag und definitiv schwerer als 24h im Kreis zu laufen, aber…es ist es wert.

Als erste Entscheidung aus den ersten Erkenntnissen habe ich ohne Greul, heute den Startplatz Mauerweglauf abgegeben – 100miles sind aktuell mental zu viel, es wäre falsch dies zu pressen. 2-3 Jahre, dann seid ihr dran, wenn überhaupt. Es gibt eben Dinge, die nicht Jeder erreichen kann und man sollte verdammt happy sein mit dem was man erreicht, sofern man Gas gibt dafür. Wieviel Menschen können keine 100k laufen? Jetzt folgt erst mal wieder kürzeres in den Bergen, 1-2 100k für 2018 noch und das wars dann. Es gibt viel zu tun, machen wir es.

Bericht von Michael Wiesner

Ein paar Tage vor der Veranstaltung sprang der geplante Betreuer ab. Nun war große Not, denn ohne Betreuer kann man nicht starten! Doch über das Vereinsnetzwerk wurde schnell eine Rettung gefunden. Obwohl Dirk und ich uns vorher überhaupt nicht kannten, hat alles hervorragend geklappt und hatten wir gemeinsam ein grandioses Wochenende. Dirk ist so ein feiner Mensch – da kann man sich glücklich schätzen, so jemanden kennen zu dürfen!

Michael1

Michael mit seinem Radbegleiter auf der Strecke unterwegs …

Michael2

… und im Ziel.

Bericht von Bine

Die „TorTour “ Wow! ? Am Start hatte ich echt noch Bedenken. Habe nicht damit gerechnet, dass die Strecke so interessant wäre. Hatte nicht mit so viel Natur gerechnet. Das hat mir die 100km versüßt. Meinen Horror vor dem Asphalt habe ich allerdings immer wieder unterwegs wegdenken müssen.

Bine1

Meine Fahrradbegleitung Christian hat es mir aber auch richtig leicht gemacht. Wir haben viel erzählt und wenn ich nicht konnte… hat er mich prima unterhalten. Wenn ich trinken musste, lag alles im Körbchen parat. Wenn die Trinkflasche leer war, brauchte ich sie nur ins Körbchen werfen, weiterlaufen und Christian blieb stehen, füllte wieder auf und legte alles wieder bereit. Es lief gestern einfach gut. Ich konnte ziemlich gleichmäßig laufen, nichts tat weh.

Bine2

Zwischendurch kurze Fotopausen, an den VPs Pausen gemacht und zusätzlich verpflegt, kleine Gehpausen, dehnen, Stopp zum Waschen und neues Shirt anziehen, Freunde getroffen und kurz gequatscht… und immer weiter. Einen kurzen „Wuteinbruch“ bei km 77. Ein Abzweig, mit Kreide am Boden…. nicht vernünftig konzentriert und natürlich verlaufen. Der Kreidepfeil war nicht für uns ?. War kurz richtig frustriert und geschafft, obwohl es wirklich nur 200 Meter waren, aber Katja, die auf den letzten ca 30km als weiterer Support zu uns stieß, und Christian hielten mich bei Laune. Die knallende Hitze und der fehlende Schatten waren auf dem letzten Abschnitt schon grenzwertig. Ein Zwischenstopp mit Eis, war da perfekte Belohnung. Katja begann gegen Ende immer wieder mal schön schräg zu singen – meine Wellenlänge, und so sangen wir gemeinsam zur Belustigung einiger Leute ?.

Bine3

Und dann … hatten wir es vor Augen – das Rheinorange!!!! Zieleinlauf – Yeah Danke an den besten Support – Fahrradbegleitung ist Luxus pur.

TTdR460 

Thorsten hat den Weg von der Rheinorange zur Quelle und wieder zurück zurückgelegt. 460 km in knapp über 100 Stunden! Wie es ihm da ergangen ist, wird er selbst in einigen Tage beschreiben. Zunächst zwei kurze Posts von ihm aus Facebook und ein Statement einer seiner Betreuerinnen.

Thorsten12

Kilometer 385 – letzte Massage vor dem Rheinorange

Und zum rechtes Bild schreibt er:

Geschafft…460km nonstop…danke an das grandiose Team und schade, dass Anja Tegatz und Alois Wimmer verletzungsbedingt aussteigen mussten. Ich bin auch für Euch gelaufen ❤

Alles weitere in den kommenden Tagen…

Mindful running = happy running

Frage an Martina Hilgers: Wie war Thorsten während der Veranstaltung so drauf?

Antwort von Martina

Als Begleiter kann man sich, glaube ich, kaum einen angenehmeren Ultraläufer wünschen. Er wirkte immer sehr ruhig, ausgeglichen und dankbar… dankbar dafür, dass er diese, doch enorme Strecke zurücklegen kann ohne große Schmerzen und Einbrüche… dankbar, dass er und sein Körper dies leisten können… er, sowie wir als Crew, können bis heute nicht fassen, wozu Thorsten imstande war. 460 km in 100 Stunden sind schon eine unvorstellbare Leistung. Und genau diese Dankbarkeit und dieses Glück strahlt er aus und steckt mit dieser positiven und dankbaren Grundhaltung uns und andere an… es war mir eine Ehre und Freude dieses Projekt fünf Tage begleiten zu dürfen!

Texte und Bilder von Andreas Fölting, Mario Luther, Kirsten Althoff, Torsten Lange, Ramona Franz, Patric Wurmbach, Michael Wiesner, Bine Scheerer, Thorsten Stelter und Martina Hilgers sowie Michael Irrgang, Logo Veranstalter, 24.5.2018

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