Es ist die Extremkategorie des Ultratraillaufens: 100 Meilen mit 10.000 Höhenmeter herauf wie herunter. Der UT4M ist mit seinen nackten Zahlen eher am oberen Ende der Bandbreite. Die Landschaft ist ein Traum, die Organisation ist fabelhaft – ein Lauf, den man als Trailliebhaber unbedingt einmal gemacht haben sollte.
Von der LG Ultralauf waren diesmal Kathi Bey, die die Strecke nonstop bewältigt hat, sowie Claudia Lederer und ich dabei. Wir liefen die Challenge, nahmen also die Gesamtstrecke als Etappenlauf in Angriff. Die vier einigermaßen gleich langen Teilabschnitte mit Distanzen zwischen 40 und 49 km und zwischen 2.700 und 3.500 Höhenmetern waren auch mit Regenerationsphasen dazwischen fordernd genug. Guido Althausen unterstützte uns.
Vor dem Start der ersten Etappe machten wir schnell noch ein Foto. Ich hatte gehörigen Respekt vor der Aufgabe, denn zwischen dem Finish beim Mauerweglauf und dem Start waren genau 73 Stunden. Claudia präsentierte sich in einer ausgesprochenen Superform und konnte sich im Kreise alpiner Bergläuferinnen täglich rund um Platz 10 behaupten.
Der erste Tag brachte gleich die beiden Gipfel Moucherotte und Pic Saint-Michel. Es sollten nicht die letzten, lange Aufstiege mitten der Sonne gewesen sein.
UT4M steht für Ultra Tour des 4 Massifs. Jeden Tag wurde eines der Grenoble umgebenden Bergmassive kennengelernt.
Am dritte Tag ging es auf den Chamrousse, einem beliebten Skigebiet. Wie bei einem Etappenlauf üblich war am Ziel der einen Etappe der Start der folgenden. Dank Guidos Shuttle-Dienste waren die Fahrten aber angenehm. Problematisch war eher, dass täglich zeitgleich eine größere Gruppe von 400 bis 500 Startern sich auf den Weg auf kleinen Pfade machte. Aber das klappte erstaunlicherweise sehr gut. Die „Schlange“ hatte mein Tempo. Wollte jemand überholen oder brauchte eine Pause, so ging das problemlos, denn die Leute waren alle sehr rücksichtsvoll und nett. Meine Tage waren zwischen 8,5 und 10,5 Stunden lang, Claudia war meist ein bis zwei Stunden vor mir im Ziel. Das Ganze war megaanstrengend, denn es gab täglich mehrere steile und lange Anstiege und die Hitze zog an anderer Stelle die Energie aus dem Körper. So war ich froh, als nach dem 4. Tag die Runde beendet war.
Das kaum Vorstellbare hat Kathi geschafft. Sie bewältigte die Gesamtdistanz nonstop in 49:25 Stunden! Vor der Willenskraft, denn einfach war es zu keiner Phase, kann ich respektvoll nur meinen Hut ziehen! Möglicherweise wird sie einen eigenen Bericht schreiben. Für eine junge Studentin, die in Bonn wohnt und erst seit einem Jahr Ultras läuft, ist das eine außerordentlich bemerkenswerte Leistung.
Text und Bilder: Michael Irrgang, 20.08.2017