„EMU 6 Day World Trophy“ ist die korrekte Bezeichnung des Laufes über 144 Stunden. In diesem Rennen geht es darum, innerhalb von 6 Tagen möglichst viele Kilometer zu schaffen, also möglichst lange auf der Strecke zu sein, möglichst viel zu laufen, möglichst alle körperlichen und mentalen Durchhänger ideal zu managen, mit dem Wechsel von Tag und Nacht, Sonne, Wind und Regen gut umzugehen und – man glaubt es kaum – die Woche zu genießen. Es ist eine ganz eigene Disziplin, die nur sehr gutwillig mit einem 24h-Lauf zu vergleichen ist, da der Umgang mit Müdigkeit, die Wahl der richtigen Ernährung und der gekonnte Umgang mit Krisen eine neue Dimension erreicht.
Norbert Künkel auf der Laufstrecke, begleitet von Silke Giehlen, die unglaubliche 782 km schaffte und damit deutschen Rekord und Altersklassenweltrekord lief, und Stefan Mack, der Deutsche aus Basel.
Wenn der Lauf im allgemeinen und der Lauf in Ungarn im besonderen nicht etwas ganz spezielles, mystisches hätte, wäre es unvorstellbar, dass es einen Kern von Läuferinnen und Läufer aus Deutschland gibt, die Jahr für Jahr an den Balaton pilgern, um sich dort einmal so richtig zu verausgaben. Zu den Leuten gehört unser Vereinsmitglied Norbert Künkel, der dieses Jahr bereits das 6. Mal teilnahm und von dem Lauf berichtet.
Für die mitfahrenden Betreuer gibt es durchaus angenehme Abwechselung in der Feriensiedlung.
Schlafen, essen und laufen, bzw. gehen bestimmt den Alltag während der 6 Tage.
Die Wege sind breit, überwiegend flach, super zu laufen und teilweise schattig. Die Läufer sind in Ferienhäusern entlang der Strecke untergebracht.
Wird eine 100er-Marke erreicht, darf der Läufer mit einer entsprechenden Fahne eine Ehrenrunde laufen und wird in dieser von allen Läufern, aber auch Betreuern und Zuschauern herzlich und anteilnehmend beglückwünscht.
Hier nun der Bericht von Norbert:
Es waren meine sechsten 6 Days am Balaton. In diesem Jahr gab es andere Unterkünfte und eine neue Stecke, wobei die Unterkünfte diesmal mobile Häuser mit großer, überdachter Terrasse waren! Den Luxus eigener Vier-Betten-Häuser, den wir in den letzten Jahren hatten, gab es nicht mehr. Die Zimmer waren deutlich kleiner. Zwei Schlafzimmer, Wohnraum mit Küche, Toilette und Duschraum mit Waschbecken. Ein Schlafzimmer war mit einem Doppelbett ausgestattet und sehr eng. In dem zweiten Schlafraum waren zwei schmale Einzelbetten und ein Hochbett (Max36kg). Auf dem Hochbett lagen meine Laufsachen, auch den Küchentisch und einen Stuhl nahm ich in Beschlag. Drei Läufer in einem Haus wären grenzwertig eng geworden.
Aus den letzten Jahren hatte ich gelernt, dass ein Heizlüfter Gold wert ist. Er war in diesem Jahr noch wichtiger als zuvor die Jahre bei den schwankendenTemperaturen von 25°C bis 2°C. Doch die Unterkunft war ausreichend, wir wollten ja nicht schlafen sondern laufen.
24 Std 107 km
48 Std 182 km
72 Std 263 km
96 Std 344 km
120 Std 424 km
144 Std 508 km
Bei Müdigkeit reicht das nicht aus. Nach der 2.Nacht brauche ich schon 2-3 Std. Schlaf. Bei kürzerem Schlaf ist nach 2-3 Runden wieder das Bett angesagt!
Sehr wichtig ist bei jeder Pause, sich einen Wecker zu stellen. In einer Nacht wurde ich vom Wecker aus dem Schlaf gerissen. Ich hörte es regnen und dachte, da bleib ich noch kurz liegen ohne den Wecker erneut zu stellen und schlief sofort wieder ein. Da waren anderthalb Stunden zum Laufen weg!
Silke Gielen, 782 km (Deutsche Bestleistung und AK W55-WR)
Wolfgang Schwerk, 782 km
Edda H. Bauer, 574 km (Deutsche Bestleistung AK W70!!)
Stefan Mack, 532 km
Martina Hausmann, 508 km
Norbert Künkel, 508 km
Peter Ludden, 422 km
In der Teamwertung sind die drei besten Läufer des Landes vertreten. Hier erreichte das deutsche Team den dritten Platz hinter Frankreich und Schweden.