Am Sonntag war es wieder einmal soweit: ein Lauf hatte gerufen und das im November dem Winter ganz nahe. Da man im November der Witterung nicht richtig trauen kann, muss man auch mit Kälte rechnen. Aus diesem Grund hatte ich ausnahmsweise eine Übernachtung in einem Hotel geplant, da es im Auto zu schlafen verdammt kalt werden könnte. Da Bottrop eine halbe Weltreise von zu Hause entfernt liegt, fuhr ich schon am Samstag um 14 Uhr los und hatte um 20 Uhr dann mein Zimmer in Düsseldorf bezogen.
Nach einer geruhsamen Nacht fuhr ich Sonntagmorgen um 7 Uhr los nach Bottrop zum Bergwerk Prosper-Haniel zum Startbereich. Richtiger Novembermorgen in Bottrop: diesig und windig und nicht gerade warm. Für den Lauf war auf alle Fälle kurze Hose geplant und oben herum 2 T-Shirts und am Laufbeginn zur schnellen Erwärmung eine dünne Jacke und Handschuhe. Die Startunterlagen waren schnell abgeholt und es blieb noch genügend Zeit, um sich mit dem Laufbereich vertraut zu machen. Auch waren genügend bekannte Gesichter am Start, von der LG-Ultralauf traf ich Michael Wiesner.
Um neun Uhr folgte der Startschuss für den 44. Herbstwaldlauf für 50km, wobei diese in 2 Runden gelaufen werden. Kurz nach dem Start geht es gleich mal hinein in den Laubwald, der uns für die nächsten Stunden umgab. Die Temperaturen im Wald waren angenehm, so dass ich bereits nach ca. 7 km die Jacke und die Handschuhe in meinen Rucksack verstaute. Die Laufstrecke war hervorragend beschildert. Da kam keine Ungewissheit auf, ob man noch auf der Strecke war oder nicht. Von dieser Beschilderung könnten sich viele Veranstalter eine Scheibe von abschneiden! Die Strecke war meines Erachtens flach und doch zeigte die Garmin am Ende um die 200 Höhenmeter an. Wo die herkommen sollen, war mir ein Rätsel. Ich hatte mir vorgenommen, die 50km in der Zeit von ca. 5 Stunden zu laufen. Auf die Herzfrequenz wollte ich weniger achtgeben, da es flach ist und in letzter Zeit gut funktioniert hat, obwohl die Frequenz zeitweise ganz schön hochging. Auf dieser Strecke fühlte ich mich richtig gut – vielleicht sogar zu gut, sodass ich zwischendurch einmal den Boden küsste; auf ebener Strecke, kein Stein und keine Wurzel auf dem Boden – nur zu dämlich, den Fuß zu heben. Es wurde eine richtige Flachlandung; aufgesprungen und weiter. Nach kurzer Zeit ein nachkommender Läufer „ Du blutest am Fuß, an der linken Wade fließt Blut!“ Meine Antwort darauf: „Macht nichts. Das wird schon wieder einmal aufhören.“ Dieser Läufer läuft dann etliche Kilometer mit mir und ich hatte jemanden zum Unterhalten. Gesprächsstoff gibt es ja genügend bei Läufern. Nach ca. 38km lief ich auf einem mir bestens bekannten Läufer auf, der auch immer auf Ultras unterwegs ist und wobei wir uns immer wieder treffen. Nur diesmal war es anders, er war fertig hatte genug vom Laufen und will am liebsten aufhören. Daraufhin war mein Kommentar, wir laufen jetzt gemeinsam ins Ziel.
Wir blieben zusammen, man sah, dass er zu kämpfen hatte und ich weiß es auch von mir, wenn man in diesem Stadium ist und die Füße nicht mehr wollen; da tut nichts weh, aber sie bleiben dann mal stehen. Später hat sich noch einer dazu gestellt, der auch am Ende war. Die Zwei kämpften und ich lief ab und zu vorraus und machte immer wieder mal langsam. So zwei Kilometer vor dem Ziel war mein Vorsprung doch etwas größer und ich wartete. Da kamen zwei Läufer vorbei, wobei mir der Eine zurief, wenn Du noch etwas erreichen willst, dann musst Du zulaufen. Dabei kam ich ins rotieren, „soll ich, oder soll ich nicht?“ Soll ich weiter, der eine Läufer könnte meine Altersklasse sein? Mein Kopf sagte, dann lauf zu, denn es sind nur noch zwei Kilometer und das schaffen sie auch so und ich lief. Lief und holte noch ein paar Läufer ein und holte mir tatsächlich noch den 2.Platz in der Altersklasse zurück mit der Zeit von 5:05:24.
Angekommen, wartete ich noch bis die zwei auch im Ziel waren und beglückwünschte sie dann herzlich.
Text und Bilder: Franz Holzleitner, 8.11.2016