Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Viele Vereinsmitglieder haben am diesjährigen Mauerweglauf teilgenommen und berichten von ihren Eindrücke.

 

Berichte folgen von Kerstin Hommel, Peter Hübner, Kirsten Althoff, Sylvia Faller, Matthias Kröhling und Sebastian Gonschorek. Teilweise wurden sie gekürzt aus Facebook übernommen.

Kerstin Hommel hat einen längeren Bericht geschrieben:

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Kopf und Körper sind noch in der Verarbeitung und auf dem Weg der Erholung, mein erster 100 Meilen-Lauf ist Geschichte. Nachdem ich bei den 24h-Meisterschaften in Gotha letztes Jahr 167 km erreicht hatte, rückte ein solches Laufziel in den Bereich des Möglichen. Allerdings sind 160 km Strecke eine völlig andere Herausforderung als ein Rundenlauf, für mich auf jeden Fall die spannendere, allerdings auch die deutlich schmerzvollere Erfahrung.
Wo die beiden Staffeln unserer Laufgruppe FH Runners Berlin Friedrichshain klar einen Podestplatz angepeilt hatten, ging es für mich um das Ankommen, gesund und einen schönen Lauf. Über weite Strecken, bis ca. km 120 war dies auch so.
Meine Vorbereitung war nicht optimal - das Ankommen im 24h-Zeitfenster ein Wunschtraum, der allein schon durch fehlende Trainingsumfänge ein solcher blieb.
Wie einen solchen Lauf angehen: Möglichst gleichmäßig mit einem Zeitpuffer am Schluss oder die ersten 100 km in 12h:30- 13h, um nach hinten raus über reichlich Zeit zu verfügen? Bei aller Planung - 160 km bieten ausreichend Gelegenheit, dass einiges so und anderes ganz anders als geplant passieren kann.
Der Tag vor dem Lauf
Ich versuchte ein wenig vorzuschlafen, machte mir einen Plan, was ich mir in den Dropbags zu den Wechselpunkten 2 bei km 91 sowie 3 bei km 128 schicken wollte. Und das Notwendigste in die Laufweste.
17 Uhr - Treff am H4 Hotel, Alexanderplatz, mit Maik von den FH Runners Berlin, meiner Laufgruppe. Maik hat im Vorjahr die 100 Meilen erfolgreich gefinisht, ich hatte ihn etwa die letzten 50km laufend begleitet und eine Vorahnung bekommen, wie es selbst ganz zähen und erfahrenen Utra-Läufern nach hinten hinaus gehen kann.
Startunterlagen abholen und Pastaparty - auch einige aus der LG Ultralauf und andere Laufbekannte getroffen, das ist schön, in der UltraLauf-Familie kennt man sich.
18 Uhr - sogenanntes Briefing für den Lauf. Im Anschluss kam das Dessert - mit den Staffelläufern der Laufgruppe. Die bekannte Aufregung vor dem Lauf war nun richtig ausgebrochen. Ein gutes Zeichen!
Wieder zu Hause - alle Sachen liegen bereit, nochmals die Laufstrecke angeschaut, meinen groben Optimallaufplan ausgedruckt, den ich an Michael Irrgangs Plan vom Vorjahr für die 100 Meilen sub 24h angepasst hatte.
Der Schlaf wollte lange nicht kommen...
... und dann klingelte vor 4 Uhr schon der Wecker.
11. August 2018, Samstagmorgen:
Im Halbschlaf, noch etwas neben mir stehend, lief das Morgenprogramm mit mir ab - leichtes Frühstück und dann mit den sieben Sachen zur Straßenbahn, mit der M10 und den Party-Heimkehrern zum Jahn-Sport-Park. Dropbags abgeben, immer wieder einen Schluck trinken, WC ... alles ohne Hektik, Begrüßen von Bekannten. Auch Maik war wieder zur Stelle, dann auch Stefan - Startläufer der 2. Staffel. Und von den den LG Ultras Kirsten, Christoph, Sylvia ...
6 Uhr - ca. 450 Einzelläufer, darunter Läufer aus 27 Ländern gingen auf die Strecke...
Diesmal Start durch das Zentrum, Checkpoint Charlie, mein Heimatbezirk Friedrichshain, East Side Gallery, Treptow ... Richtung Stadtgrenze - mit der Roten Ampel lief ich immer wieder auf Gruppen auf, ständiges Warten auf Grün.
Schön dann im Hellen - bereits im Nachtlauf getestet - die Sicht auf Berlin vom Dörferblick.
Alles entspannt und locker, wir hatten Glück mit dem Wetter, auch wenn es zum Nachmittag reichlich Sonne und Wärme gab. Ich konnte die landschaftlich schönen Streckenabschnitte wahrnehmen, schon frühzeitig hatte mich Stefan, von der 2. Staffel - am Ende Platz 2 - überholt. Auch da lief alles gut.
Mit der Verpflegung klappte es gut, 0,5l Wasser im Softpack immer dabei, an den VPs gab es ausreichend und abwechslungreich mehr als man vertragen konnte, ich blieb bei Bewährtem: Nüsse, Melone, Pellkartoffel mit Salz, nur kleine Brownies kamen hin und wieder dazu! Dazu Wasser, bald Wasser mit Cola, Salz. Ich hab mich nicht lange aufgehalten, getrunken und weiter...
Den 2. Wechselpunkt bei km 91, Schloss Sacrow verließ ich immer noch "im Plan", den ich während des Laufens bis dahin nur selten hervorholte. Ich hatte ein gutes Gefühl!
Stirnlampe, Laufweste für die Nacht aus dem Kleiderbeutel geholt, Wechselschuhe? - Nein! Alles war gut, warum also andere Schuhe?!
Die 100 km passierte ich knapp unter 14 h. Unter 24h waren noch gut möglich, aber ich wusste - es würde irgendwann zäh werden ... Und das wurde es ... etwa ab km 120 ?? Ich verlor irgendwann das Zeit- und Ortsgefühl ... 
In Vorbereitung auf die Dunkelheit machte ich mir allmählich Gedanken, wie das werden würde so allein auf der Strecke ... Das Feld hatte sich schon lange auseinander gezogen. Ich hatte keine Bedenken, mich zu verlaufen. Ein Dank an die LG Mauerweg für die gute Ausschilderung!
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Unerwartet tauchte ein Radfahrer im grünen FH Runners-Shirt auf: Jan (er hatte Maik im Vorjahr über weite Strecken auf dem Rad begleitet) wollte mal schauen, wo ich so bleibe und wie es mir so ergeht!
Das konnte ich gar nicht glauben! Es lief auch noch im Laufschritt, bald aber immer schlechter, ab km 123, VP 19 merkte ich sie dann auch - die Blasen unter den Fußballen. Auftreten, was sich beim Laufen nicht vermeiden lässt, war schmerzhaft ... und ein knapper Marathon stand noch bevor.
Inzwischen wusste ich, unsere beiden Staffeln feierten am Ziel Platz1 und 2 - mit Streckenrekord. Молодцы! (Prachtkerle!)
Da wollte ich hin! Dazwischen lagen viele schwarze Nachtkm. Ich ließ mir am nächsten VP bei km 128 die Blasen abkleben, immerhin hielt das Nichtblasenpflaster bis zum Ziel. Ich humpelte mich so vorwärts, an Laufschritt war nur für 2-3 Schritte zu denken. Ich versuchte es immer wieder! Jan tat mir leid, er lief bereits ebenfalls zu Fuß, schob das Rad und fror. Ohne ihn wäre ich wohl irgendwann im Sekundenschlaf gegen einen Baum oder in die Havel gelaufen. ;-) Jetzt kam auch die Müdigkeit dazu! Das Konzentrieren auf den Lichtkegel der Stirnlampe verstärkte sie nur. Ich dachte an keine Zeiten mehr, das Hier und Jetzt war viel zu präsent! Mein einziger Gedanke war: Ich muss, will da jetzt durch, dieser letzte Marathon soll irgendwann und bald zu Ende sein! JA!
Halte durch, wenn’s irgendwie geht. Bist doch ’ne kluge Frau! (Gundermann!) und Jetzt glaub ich auch, daß Du es schaffst! Na klar!
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Zwischendurch hörte ich Jans geduldiges: "Kerstin, da ist kein Weg mehr! Pass auf" Zwischendurch ein paar Streckeninfos: Es kommt bald noch schlimmer, dunkler... Aber auch: Da oben ist der Große Wagen! Ja, Sterne gab es reichlich am Himmel!
Wann geht die Nacht nur endlich und wann kommt der Morgen! Schließlich fand er uns – und belohnte uns mit einem goldenen Sonnenaufgang, irgendwo nahe Lübars!
So weit durfte Maik mir entgegenradeln, geplant war die letzte Stunde... daraus wurden zwei und dreiviertel - vom VP Lübars brauchte ich für die knapp 13 km nochmal 2h:20! Und das auch nur weil nun bei Tageslicht und Lichtblick Ziel vor Augen der Kopf wieder zu arbeiten begann. Wenn Du das wandern willst, bist Du ewig unterwegs!!! Du MUSST laufen! Der Schmerz verdrückte sich, stückchenweise.
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Unterwegs erzählte Maik vom Staffellauf100Meilenabenteuer... Und immer wieder: Wir bringen das hier zu Ende! Gut! Daran hatte ich keine Zweifel mehr!
Irgendwann tauchte Bodo aus der 2. Staffel auf und dann kam das Jahn-Stadion in Sichtweite ... immer noch ein paar Schritte und ich fand mich auf der Tartanbahn die letzten dreihundert Meter laufend wieder, auf diesem weichen Untergrund kam das Ziel schnell nah.
ICH WAR ANGEKOMMEN! Nach 26 Stunden 44 Minuten und 6 Sekunden!
War das Wirklichkeit?! Ich kann es jetzt noch nicht wirklich realisieren, ob das alles mit mir passiert war!?
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So wie ich war mit den sieben Sachen nach Hause ins EisWannenbad! Endlich Schuhe aus.
Zu 12 Uhr Siegerehrung der Staffeln im H4 Hotel geschlichen. Vor der Siegerehrung der Einzelläufer Eisessen zur Feier des Tages mit den FHRunnerHelden! Und dann bekamen alle Einzelstarter ihre Medaille- sehr bewegend! Erst hier erfuhr ich von den Siegern und Siegerinnen, ihren Traumzeiten!
Und sah Kirsten von der LG Ultra bei ihrem ersten Lauf über 100km  - Platz 3 belegt in einer großartigen Zeit! Mein Glückwunsch!
Mich erreichten viele Glückwünsche - von den Kindern Anna und Max, Danke Max fürs Coachen aus der Ferne! Von Jan: ... Und nächstes Jahr locker unter 24 Stunden! Oh! da bin ich mir nicht sicher! Und locker schon gar nicht! Nochmals ein Riesendankeschön für Deine geduldige Unterstützung über weite Strecken des letzten Marathons, und an  Maik für die ganz zähen letzten 13km! wo Du die eigenen Staffelkm in den Beinen hattest! Und an meinen lieben Freund Frank für die Entschleunigung in den Tagen vor und nach dem Lauf, beste kulinarische und überhaupt Versorgung, die ich mir vorstellen kann! Спасибо огромное!
Und nochmals meine Glückwünsche an die großartigen Staffelläufer der FH Runners für Platz 1+2 und Eure tolle moralische Unterstützung!
Ein Lauf - wie er noch lange nachwirken wird! Nur meine Blasen mögen schneller, bis zum Wochenende heilen, bis zur Hüttenwanderwoche in den Alpen!
Text und Bilder von Kerstin Hommel
 
Peter Hübner hat seine Eindrücke auf Facebook so beschrieben:

Wie vor jedem Lauf lege ich mir je nach körperlichen Verfassung meine ambitionierten Ziele fest. Das war für Berlin, in der Klasse M55 unter die ersten 10, im Gesamtklassement unter die ersten 50 und das ganze unter 21h laufen. Die Ziele verflogen ganz schnell, als sich ab km 30 die Beine extrem bemerkbar machten und ich mich einfach nicht auf den Lauf konzentrieren konnte. Neues Ziel, einfach finishen und sich evtl. das Buckle noch schnappen. Wie es manchmal bei Ulträufen so ist, dreht sich der Wind. Ab ca. km 70, kam ich endlich richtig in den Lauf. Am Ende durfte ich doch noch alle Ziele erfüllen. In der AK55 Platz 5, im Gesamtklassement Platz 47 und Endzeit 20:25:08. Was sagt uns dass? Gebt niemals auf und verfolgt eure Ziele bis zum Schluss.

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Text und Bild von Peter Hübner

 

Kirsten Althoff hat bei ihrem ersten 100Meiler sensationell mit dem dritten Platz belegt. Auf Facebook schreibt sie dazu:

In den zwei Wochen vor dem Lauf war ich in einem Modus der Dauer-Nervosität! Ich hab wirklich angenommen, dass mein Körper nach 100km aufhört zu laufen. Die zwei Wochen waren wirklich schrecklich und beim nächsten Mal lasse ich diese Pre-Race-Anspannung einfach mal weg :-P

Pünktlich zum Start hatte ich aber einfach nur noch unglaublich Bock auf den Lauf. Ich hab mich gefreut dabei sein zu dürfen und war neugierig, was da wohl passiert auf der langen Strecke.

Dank Marcel Zöllner bin ich eher defensiv gestartet und hab mich die ersten 60km mit Hinz und Kunz über Gott und die Welt unterhalten. Das Laufen fühlte sich unglaublich entspannt an. Anschließend habe ich mich weiter gut unterhalten, aber nicht mehr mit Hinz und Kunz, sondern mit meiner Radbegleitung. Einen großen Dank an meine Eltern, die sich auf den "letzten" 100km abgewechselt haben.

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Ab km 120 wurde es genau wie Tanja Niedick gesagt hat, etwas zäh. Wobei das "etwas" etwas untertrieben ist. Ich hatte zusehens Probleme was zu trinken. Dennoch hatte ich körperlich insgesamt wenig Probleme und konnte permanent laufen. Allerdings habe ich meiner Radbegleitung, die zwischendurch immer wieder über Verbesserungspotentiale philosophiert hat, gesagt, dass das eine absolut einmalige Sache sei. (Ist natürlich Quatsch, aber währenddessen daran zu glauben, ist ganz gut).

Kirsten3 Die letzten 30 Kilometer haben sich ewig hingezogen. Gefühlt waren die genauso lang wie die 130km vorher ;-)

Mental fand ich den Lauf äußerst interessant. Bei 100km Läufen habe ich vorher immer die Strecke in Teiletappen unterteilt, wie wir es auch vom Marathon kennen. Bei der Distanz von 161 km habe ich nur gedacht: Das ist mir zu lang zu denken. Ich stell mir einfach vor, dass der Lauf ewig und drei Tage dauert. Deshalb habe ich auch unterwegs nie an eine Zielzeit oder Platzierung oder wieviel km es noch sind gedacht. Neben den Gesprächen hat in meinen Kopf eine Dauerschleife von "Lauf, lauf, lauf" oder wahlweise auch "Schritt, Schritt, Schritt" stattgefunden. Ich war nur in der Gegenwart. Für mich deutlich enspannter als das in die Zukunft gerichtete.

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Dass am Ende diese Zeit von 17:49 Stunden und der dritte Platz der Frauen rausgesprungen ist, ist noch nicht bei mir angekommen. Ich hab mit einer Zeit von unter 20 Stunden geliebäugelt. Wahrscheinlich kommt mir meine Wander-Unlust zugute. Selbst wenn es hart wird, denke ich: Wenn ich jetzt durchlaufe, bin ich schneller im Ziel. Selbst an den VPs habe ich keine Lust mich aufzuhalten, sondern genieße das entspannte Eintauchen in den "ewigen" Laufrhythmus. Durch meine Radbegleitung musste ich auch kaum anhalten und bin mehr oder minder durchgelaufen. Mein Plan war einfach stumpf so lange zu laufen wie es geht. Hat zum Glück bis zum Ziel gepasst. Danach ging allerdings ohne Hilfe keine einzige Treppenstufe mehr :-)

Vielen, vielen Dank an Florian Reus. Seine Trainingsberatung ist absolut perfekt. Mir ging es körperlich erstaunlich gut und das hängt maßgeblich mit einer sehr gut verträglichen Trainingsgestaltung zusammen.

Vielen Dank an meine Eltern für den Support! Mir tut eine direkte Begleitung so unglaublich gut. Jedes aufbauende Wort schießt direkt ins Herz.

Vielen Dank an die Organisation des Mauerweglauf - 100Meilen Berlin und die zahlreichen Helfer!!

Vielen Dank auch an MyVitargo!!

Mit diesem Lauf hat unser Spendenprojekt für das Hospiz am Wall seinen Höhepunkt gefunden. Wir konnten in diesem Jahr über 16.000 € sammeln. Davon wird nun ein Verein mit den Ehrenamtlern gegründet, der das Geld verwaltet. Bisher wurden schon einige Herzenswünsche der Gäste erfüllt: Stadionkarten für BVB, ein Segelflug und eine Geburtstagsfeier. Vielen Dank an alle Helfer, Ehrenamtler und Spender!!

Text und Bilder von Kirsten Althoff

 

Sylvia Faller und Jens Allerheiligen wollten sich ihre Körner für die 24h-DM in Bottrop aufheben und haben sich die Strecke als 2er-Staffel geteilt. Sylvia hat ebenfalls ihre Eindrücke auf Facebook geschildert:

Auch ich war am Wochenende laufend unterwegs. Diesmal nicht allein, sondern, als 2er Staffel mit Jens Allerheiligen beim Mauerweglauf Berlin. Es war sehr emotional und ergreifend für mich. Dieser Lauf war dieses Mal zum Gedenken an ein Maueropfer, das gerade mal 10 Jahre werden durfte: Jörg Hartmann. Trotz des nachdenklichen Hintergrundes war es ein gelungenes Event. Tolles Wetter, super Orga, tolle Läufer auf der Strecke und natürlich auch großen Dank an Jens. Haben wir super zusammen gerockt! Ich durfte als erstes auf die Strecke und nach 91 Kilometern hat Jens den " Staffelstab" übernommen und ist nochmal 70 Kilometer super ins Ziel gelaufen. Unsere Belohnung für die Anstrengung war ein toller 5. Platz. Und auch wenn es keine Wertung diesbezüglich gibt, die beste Mixstaffel?

Sylvia1

Text und Bilder Sylvia Faller

 

Sebastian Gonschorek schreibt zu seinem Lauf:

Mauerweglauf 2018, meine dritte Teilnahme, aber wieder etwas ganz besonderes. 161km entlang der ehemaligen Grenze West-Berlins. Es war wieder einmal schön, so viele bekannte Gesichter zu treffen und neue Verrückte aus dem Laufzirkus kennen zu lernen. 

Großen Respekt und Dank an alle Helfer des Laufes.

Speziell wurde diesmal an das jüngste Maueropfer gedacht. Mit nur 10 Jahren verlor Jörg Hartmann 1966 sein Leben. Ihm zu Gedenken legten die Teilnehmer Spielzeug ab, was nun gemeinnützigen Zwecken zu Gute kommt.

Mein persönliches Ziel konnte ich erreichen: mit 19:24 Std. bin ich unter den 20 Std. geblieben.

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Text und Bilder: Sebastian Gonschorek

Jeder Lauf ist es wert, einmal im Nachhinein analysiert zu werden, bei denen, die nicht so gut gelangen, ist es dabei besonders wichtig. Matthias Kröling tut dies auf seine Art.

Jeder Läufer, den ich kannte und der schon mal beim Mauerweglauf war, wollte danach wieder dahin. Selbst Trail-Puristen, die ansonsten jeden Meter Asphalt meiden, empfahlen mir eine Teilnahme und wollten sich in diesem Jahr dort ihre Back-to-Back-Medaille sichern. Na denn, fahr ich halt mal nach Berlin. Es gäbe viel zu sagen zum Wochenende. Über die vielen bekannten Gesichter, die Tagesstrukturen und meinen Rennverlauf. Ich beschränke mich hier auf drei für mich wesentliche Erkenntnisse.

1. Der Mauerweglauf ist wie kein zweiter Ultralauf in dieser Größenordnung (eine Runde über 100 Meilen mit 26 Verpflegungsstationen) perfekt organisiert. Ich würde sogar sagen, erschreckend perfekt. Von der großen Logistik (70 Tonnen Getränke und Verpflegung mit LKWs durch Berlin karren), über die große Gastfreundschaft (Übersetzung der Siegerehrungen ins Englische, Italienische und wahlweise sogar Japanische) bis hin zu kleinen Details (Sonntagmorgen um 4:20 Uhr verlasse ich die Bezirkssportanlage. Am offenen Tor steht selbst um diese Uhrzeit ein Volunteer, der überwacht, dass niemand Unbefugtes die Anlage betritt), um nur einige Beispiele zu nennen. Ganz großer Sport! Oder um noch einmal das Wort „perfekt“ zu gebrauchen: Oft wird es bei der Würdigung von reibungsloser Organisation inflationär verwendet, aber über die 100 Meilen von Berlin kann man nicht anders sagen, als dass sie perfekt organisiert sind.

2. Mein eigener Lauf war das Gegenteil von perfekt. Am Ende steht eine für mich „okaye“ Zeit von 21:38 Stunden und ich bin vor allem begeistert von den Leistungen meiner VereinskollegInnen, etwa Kirsten, Christian, Sebastian, Fabian und Peter. Die Erkenntnis des Wochenendes ist, dass Geiz nicht geil ist. Ich habe des Nachts mit der Helligkeit meiner Stirnlampe geknausert. So erreichte ich eine Trittsicherheit von 97%. Die drei fehlenden Prozent sind bei einem kurzen Läufchen kein Beinbruch. Wenn man aber nach über 15 Stunden Laufen bei jedem kleinen Schritt immer und immer wieder aufgrund der unzureichenden Lichtverhältnisse nur zu 97% trittsicher ist und demzufolge die Muskeln immer minimal mehr kontrahieren als erforderlich, dann rächt sich dies bei mir. Genauer gesagt rächt sich der Muskulus vastus medialis, sagt Google. Zunächst war es ein Ziehen, dann ein Stechen, dann war ich nicht mehr in der Lage, mehr als 50 bis 100 Meter am Stück zu laufen und bin vom VP23 die restlichen 18 km bis in Ziel fast nur noch gegangen. (Klar hatte ich eine leistungsstarke und vollgeladene Stirmlampe, klar hatte ich Ersatzbatterien im Rucksack. Es gibt für mein Vorgehen keine vernünftige Erklärung.)

3. Vor allem aufgrund des Malheurs mit dem Oberschenkel waren die letzten Stunden eine Qual. Als ich so humpelnd, mal leise, mal laut fluchend mit mir selbst beschäftigt war auf diesen letzten Kilometern, stülpte sich die Frage nach dem Warum wie eine dumpfe Glocke über mein ganzes Selbst. Warum – in alles in der Welt – und für wen überhaupt sollte ich mich noch einmal so anstrengen? Es war mein dritter Lauf über 100 Meilen in diesem Jahr. Vielleicht ist es auch des Guten zu viel. Natürlich war ich im Vorhinein viel zu selbstsicher, ja, quasi mir selbst gegenüber arrogant, diesen lockeren Straßenlauf mit dem überreichen Verpflegungsangebot auch noch drei Wochen vor Bottrop locker schaukeln zu können. Nun ist es nicht so eingetroffen. Und statt dass mich dieser Lauf für Bottrop motiviert, bin ich mir gerade nicht sicher, ob ich dort überhaupt starten kann (Oberschenkel) bzw. will (kein Bock mich zu quälen).

Text: Sebastian Gonschorek

Alle Ergebnisse unserer Vereinsmitglieder - allerdings sind nicht alle Vereinsmitglieder sind unter LG Ultralauf gestartet.

Platz Männer Laufzeit
30 Bandowski, Dirk 19:08:55
31 Mohr, Christian 19:14:16
34 Gonschorek, Sebastian 19:24:18
47 Hübner, Peter 20:25:08
61 Mantel, Klaus 21:04:44
76 Kröling, Matthias 21:38:27
90 Heinle, Matthias 22:11:43
101 Landwehr, Matthias 22:33:13
128 Benz, Fabian 23:00:03
218 Petry, Michael 27:00:16
230 Porstner, Thomas 28:20:55
234 Pflügler, Christian 28:34:06
DNF Beckmann, Stefan  
DNF Künkel, Norbert  
Platz Frauen Laufzeit
3 Althoff, Kirsten 17:49:57
12 Nowottny- Hupka, Rita 20:40:53
31 Großgarten, Heide 24:15:11
40 Hommel, Kerstin 26:44:06

Die Ergebnisliste findet ihr hier.

 

Zusammenfassung: Jens Allerheiligen 15.08.2018

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