Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.
LG Ultralauf Startfoto vorm Langen Kanten
Es ist der Klassiker in Deutschland schlechthin: Der Rennsteiglauf

Schon an der 46. Auflage merkt man, es ist ein besonderer Lauf, zudem heimst dieser Lauf seit vielen Jahren den Titel als beliebtester Marathon Deutschlands ein (Umfrage von Marathon4you.de), nicht der teilnehmerstärkste, doch eben wertgeschätzt.

Es ist schon phänomenal was aus diesem Lauf entstanden ist, der vor 46 Jahren mit wenigen Studenten als Versuchsballon startete.

Verschiedene Kinder- und Jugendläufe, eine Wander- bzw Walkingstrecke (17Km), einen sehr beliebten Halbmarathon (er ist regelmäßig bereits Monate vorher ausgebucht), einen Marathon und natürlich der Supermarathon mit diesmal 73,7Km. Es ist der teilnehmerstärkste Ultralauf den es in Deutschland gibt, so waren diesmal weit über 2.000 Starter gemeldet. Das ist bei meiner 4.Teilnahme wieder meine Wahl.

Die Organisation ist wirklich sehr ausgereift, da die Läufe von unterschiedlichen Startpunkten (zu unterschiedlichen Zeiten) starten und alle im selben Ziel, in Schmiedefeld einlaufen – nach Bekunden der Veranstalter: Das schönste Ziel der Welt!

Es ist einer der wenigen Läufe, den ich persönlich mit einem Reiseveranstalter plane. Es ist einfach ein ziemlich logistischer Aufwand bei dem Punkt-zu-Punkt-Lauf von Eisenach nach Schmiedefeld. Bei eigener Anreise nach Suhl (nahe Schmiedefeld) ist am Vorabend ein kleines Briefing mit anschließenden Büffet, 180Teilnehmer, Starter bei den verschiedenen Disziplinen und einige Begleiter sind anwesend. Zuvor wurden schon die Startbeutel für alle Starter verteilt. Wir bekommen neben einem Laufshirt vom Veranstalter auch Gutscheine für die ganzen Bustransfers, eine extra Zielverpflegung in einem reservierten Bereich. Ich entdecke, es ist eine falsche Start-Nr. für mich im Beutel, versehentlich wurde ich für den Marathon gemeldet, statt für den „langen Kanten", wie die Thüringer ihren Supermarathon betiteln. Das Problem wird flugs per Telefon geklärt, nur gut das ich die Meldebestätigung gleich auf dem Handy parat hatte.

Eisenach 1Std vorm StartDer Startschuss in Eisenach fällt bereits um 6 Uhr, da ist frühzeitige Anreise angesagt. Unser Bus startet pünktlich um 3 Uhr vorm Hotel. Das ist zu bald für ein Hotelfrühstück, deshalb ist Kaffee/Tee und Frühstückspakete bereitgestellt, ein netter Service. Über eine Stunde dauert die nächtliche Fahrt durch den Thüringer Wald, wir werden direkt zum Startplatz gefahren. Mein erster Weg geht zum An-/Ummeldeschalter, wo ich meine Start-Nr. mit Aufpreis auf die lange Strecke update, das wird natürlich vom Veranstalter übernommen. Als ich beim Verlassen meinen Championchip auslesen lasse, ist der aber noch nicht angepasst. Anschließend genieße ich, wie das Gewusel am Marktplatz jede Minute etwas intensiver wird. Ich bereite mich vor, noch eine Banane reingezogen, Laufjacke aus, Trinkgurt an und den Dropbag nochmals gecheckt. Dann wird es Zeit für das verabredete Foto am Brunnen neben dem Startbanner. Fast alle LG Ultralauf-Starter die beim langen Kanten starten sind dabei und posieren für’s obligatorische Startfoto.

Ich gebe meinen Beutel beim entsprechenden LKW ab, der ihn zum Ziel nach Schmiedefeld bringt. Es bleibt noch Zeit um nochmals den Chip zu kontrollieren – und nun ist er auch richtig auf den Super-MA programmiert, alles Bestens!

Auf dem Weg zum Start und direkt dort führe ich noch einige kleine „Läufer-Gespräche" Schon wird die Rennsteig-Hymne und der Schneewalzer gespielt und um Punkt 6 Uhr machen sich über 2.000 Ultraläufer auf den Weg nach Schmiedefeld, wir starten bei 215Hm und 1.880HM warten auf uns.

Nach dem ersten fast flachen KM durch Eisenach, geht es auch gleich bergauf und das bleibt auf den ersten 25 Km größtenteils so, das ist für mich die Marke. Nach 25 Km sind wir auf dem "Großen Inselsberg, der auf 916Hm liegt. Nun wird es etwas entspannter, da kann man sich auch mal auf längere Downhill-Passagen freuen. Doch es beginnt gleich mit einigen Treppen und einem relativ steilen Stück abwärts, bei dieser Läuferanzahl ist Vorsicht geboten.

Bei KM 37,5 hat man die große Versorgungsstation „Ebertswiese" erreicht, es gilt als Halbzeit. Entsprechend wird man dort ausgiebig versorgt, wie eigentlich an allen VP's. Hier wird fast jeder Läufer von Moderatoren angekündigt und vom berühmten Haferschleim (in verschiedenen Geschmacksrichtungen) über Bratwürste, Fettbemme, sowie reichhaltiges Getränkeangebot (incl Bier) bleibt kaum ein Verplegungswunsch offen - ich halte mich doch etwas zurück, ich weiß es geht gleich mal wieder heftig bergauf und ich merke, wie meine Kraftreserven schwinden. Die Sonne brennt z.T. doch heftig herunter, immer wieder freut man sich auf schattige Waldpassagen.

Ich bin nicht so gut unterwegs wie bei meinen vorangegangenen drei Starts hier, was sicherlich meiner eingeschränkten Fitness geschuldet ist, doch ich sehe die Marathonmarke ist bald erreicht.

Doch bevor es soweit ist, durchzuckt ein stechendender Schmerz mein rechtes Knie und strahlt in den Oberschenkel und Unterschenkel aus. Ich spüre wie ein Muskelkrampf sich anbahnt .... nur nicht stehen bleiben, doch auf der steilen Bergaufpassage kann ich kaum aufwärts gehen .... ich entscheide mich ganz unkonventionell umzukehren, bergab zu gehen. Das geht gut und ich spüre nach gut 100m etwas Entspannung in der verkrampften Muskulatur. Ich kehre um und gehe weiter Richtung Ziel. Es geht also weiter und vorerst ist der Schmerz weg und bestätigt mich in meiner Grundeinstellung, alle Probleme die ich mir "reinlaufe", sind auch wieder "rauszulaufen". Es wird sich noch gelegentlich bemerkbar machen, doch ich weiß ja damit umzugehen. Also keine Panik, ich werde schon irgendwie ins Ziel kommen ... mit der Gelassenheit eines Ultraläufers....

Bei KM 62,2 ist nunmehr die höchste Stelle des Langen Kanten beim Rennsteig erreicht, 974Hm am Gipfel des Großen Beerbergs - so langsam wird die Reststrecke überschaubar. Doch meine letzten Körner sind aufgebraucht, ich schalte in den Ankomm-Modus um. Das wird nichts mehr mit unter 8 Std. Doch ich bemerke zwei Läufer um mich herum, die hadern wirklich sehr schwer und sind dem Ausstieg nahe - ich ermuntere Sie, jetzt wo Sie praktisch die 65Km erreicht haben, werden Sie es auch noch schaffen - und tatsächlich, ich schaffe es Sie aufzumuntern und zu motivieren. Später im Ziel glücklich .... gemeinsame Freude eben - so macht das Laufen einfach Spaß!

Die letzten 10Km sind relativ einfaches Streckenprofil, doch man darf nicht vergessen, selbst der kleinste Hügel wächst dann zum Berg. Hier hilft meine Erfahrung und das Wissen um das Profil um mich weiter laufen zu lassen und selbstverständlich die Freude auf "das Schönste Ziel der Welt" - also weiter und weiter. Schmiedefeld ist erreicht und es gibt so etwas wie einen Endspurt auf's Ziel (8:11:55) - immer wieder herrlich!

Nach Duschen und Umziehen am ZielEine jubelnde Menge erwartet einen in Schmiedefeld und die Supermarathonfinisher werden doch besonders gefeiert. Nach einer Verschaufpause im Ziel, trotte ich zur Extraverpflegung meines Veranstalters und genieße diesen "Luxus". Anschließend hole ich mir meine Soforturkunde und mein Finishershirt (nur für die Bezwinger des Langen Kanten) ab.

Ich laufe zur Bushaltestelle und bin 15 min später in meinem Hotel und kann dort in aller Ruhe Duschen, umziehen, kurz ausspannen - der Shuttlebus bringt mich komfortabel zum Festzelt in Schmiedefeld, wo kurz darauf die große Sause beginnt. Nur wer das schon erlebt hat, kann verstehen wie das gemeint ist. Kaum zu glauben mit welcher Restausdauer hier noch gefeiert wird. Ich treffe nochmal viele alte Laufbekannte und genieße mein Kloßessen und Finisherbier im reservierten Bereich .... genauso ist das hier beim Rennsteiglauf, was noch an Muskelkrampf vorhanden ist, wird auf den Bierbänken herausgetanzt.

Irgendwann so gegen 23 Uhr geht's zurück zum Hotel, nach einer Nacht im Tiefschlaf und einem tollen Frühstücksbuffet geht es bei besten Wetter wieder gegen Heimat.

Ich bin mir sicher: Das war nicht mein letzter Rennsteiglauf!

After Finisher Party im Festzelt Schmiedefeld 

Hier die Ergebnisse von LG Ultralauf:

Supermarathon 31 06:28:44 02503 Meinke Markus        LG Ultralauf GER M 40 10

Supermarathon 44 06:35:22 00773 Sittner Falk             LG Ultralauf GER M 35 11

Supermarathon 59 06:46:28 00715 Jancker Hans-Dieter LG Ultralauf GER M 65 1

Supermarathon 116 07:07:28 00965 Riegel Waldemar    LG Ultralauf GER M 50 8

Supermarathon 194 07:29:40 02004 Haake Klaus           LG Ultralauf GER M 45 39

Supermarathon 438 08:11:55 02790 Krauss Roland        LG Ultralauf GER M 55 44

Supermarathon 618 08:40:10 01078 Geier Jürgen           LG Ultralauf GER M 55 63

Supermarathon 838 09:06:00 01968 Hofirek Klaus          LG Ultralauf GER M 50 171

Supermarathon 1099 09:49:08 00362 Seewald Matthias   LG Ultralauf GER M 45 211

Supermarathon 1338 10:50:21 01537 Jochheim Martin     LG Ultralauf GER M 60 80

Supermarathon 1384 11:08:10 00171 Heinle Matthias      LG Ultralauf GER M 40 210

Die Fallers mit Lauffreunden nach dem MarathonDie Faller's sind nicht unter Verein LG Ultralauf gelaufen, aber trotzdem entdeckt:
Marathon 56   04:11:44 08436 Faller Sylvia GER W 50 5

Marathon 768 04:25:29 08437 Faller Franz GER M 45 129

Andere Ergebnisse konnte ich leider nicht finden

 

Text und Fotos Roland Krauss - 08.06.2018

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