Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Am 21./22. April fand in Wiehl die Premiere von „Die 24h von Oberberg“ statt. Im Angebot gab es auch 6 der 12 Stunden sowie ein Staffelwettbewerb. Da der Lauf „vor meiner Haustür“ stattfand, war also nur noch die Frage, wie lange ich wohl laufen möchte. Eigentlich wollte ich in einer passablen Form sein und eigentlich als Frühjahrshöhepunkt den Wibolt bewältigen.

Aber es kommt ja oft anders, als man es sich in schönen Momenten überlegt: Der Wilbot ist abgesagt und meine Form eine peinliche Katastrophe. Fahre ich jetzt nur nach Wiehl, um ein paar Leute zu treffen oder auch um „irgendetwas zu leisten“? So ganz war mir das nicht klar. Zum ersten Mal überhaupt nahm ich mir sogar eine Luftmatratze und einen Schlafsack mit, um mir die leicht hilflose Situation wie in Gotha zu ersparen, als ich nicht darauf vorbereitet war, nachts abzubrechen.

Bereits am Freitag kam Christel Kunze nach Troisdorf und wir verbrachten einen schönen Abend bei einer Mini-Pastaparty. Am Samstag fuhren wir dann bereits recht früh zum Veranstaltungsgelände und rasch ist der Pavillon mit dem Nötigsten ausgestattet.

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Thorsten Stelter aus Düsseldorf und Mario Luther aus Köln nutzten ebenfalls die regionale Nähe zu einem Trainingslauf für anstehende Wettkämpfe.

Die „Hundeknochenrunde“ ging an einem Ende um einen Sportplatz, dann ca 1,5km über einen Weg, schließlich durch einen gut besuchten Park um einen See und den gleichen Weg wieder zurück. Die Strecke war so halb im Halbschatten und halb in der Sonne, gefühlt wurde man die ganze Zeit gebraten bei Temperaturen von über 30 Grad. So richtig gut zu laufen war die Strecke auch nicht, denn es gab einige Brücken mit giftigen Rampen, sowie zahlreiche Stolperfallen; die Beleuchtung war überwiegend ausreichend, aber halt nicht durchgängig, so dass die meisten Teilnehmer nachts mit Stirnlampe liefen. Aber eins hatte die Strecke: Sie war sehr abwechslungsreich, landschaftlich schön und im gut belebten Park spielten zahlreiche Kinder & Jugendliche und viele Grills verbreiteten einen typischen Geruch. Die Kinderwagen- und Rollatorschieber, Radfahrer und Fußgänger ließen das lange Begegnungsstück manchmal recht eng erscheinen, was die 6h-Läufer, die in höherem Tempo unterwegs waren, vermutlich etwas störte, aber für mich war das völlig ok.

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Der Start erfolgte kurz nach 12 Uhr. Die ersten Runden verliefen recht gemütlich. Nach 3 Runden wurde ich auf der 2,5km-Runde das erste Mal von Bernhard Munz überrundet, der in der Mittagshitze ein fluchtartiges Tempo anschlug. Die ersten Runden lief ich mit Thorsten Stelter (im folgenden Bild rechts), den ich ewig schon nicht mehr getroffen hatte.

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Er berichtete von der Absicht vor der eigentlich TorTour de Ruhr von der Mündung zur Quelle zu laufen!

Der Vorteil von wenig Training ist, dass man immer recht ausgeruht am Start steht. Doch schon nach etwa 12 bis 15 km fing ich an, alle „Berge“ wandernd zu erklimmen. So richtig erholsam war das aber auch nicht und schon nach drei Stunden musste ich mir Gedanken machen, wie ich das Rennen taktisch gestalten sollte, um ggf. durch die Nacht zu kommen. Die Beine waren jetzt schon schwer und die Rundenzeiten bestenfalls mittelmäßig. Die Hitze zog regelrecht Energie aus dem Körper. Mit Trinken und Kühlen kam ich noch ganz gut über die Runden, aber irgendwie war das ganze fürchterlich anstrengend.

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3 Stunden nach dem 24h-Lauf wurde der 6h-Lauf gestartet. Für die LG Ultralauf waren Dirk Minnebusch, Fabian Benz und Jonathan Gakstatter am Start und belegten am Ende die Plätze 2, 4 und 6. Auch sie hatten mit der Strecke und Hitze zu kämpfen, haben sich aber bemerkenswert tapfer durchgebissen.

Bereits zu sehr früher Stunde fühlte ich mich schon ziemlich „fertig“ und so beschloss ich, nach 30 km mich erst einmal 10 Minuten auf einen Stuhl zu setzen, um mich auszuruhen. Diese Pausen habe ich dann etwa alle 15 bis 20 km regelmäßig eingelegt. Die Pausen waren einerseits für mich notwendig, andererseits im Nachhinein betrachtet vielleicht meine Rettung, denn ich konnte so doch immer wieder runterkühlen und immer wieder gut anlaufen. Ein Spruch trat für mich sicher nicht zu: bei mir flogen heute weder die Kilometer noch die Stunden dahin - es war alles unglaublich zäh und anstrengend: 85km in 10 Stunden, 100 km in exakt 12 Stunden hatte ich mit dieser Taktik geschafft.

Um 18 Uhr wurde der 12h-Lauf gestartet, so dass über drei Stunden Läufer aller Disziplinen auf der Strecke waren – das war schon recht voll, zumal wieder einige recht hektisch starteten. Kurz vor Sonnenuntergang waren dann die 6h-Läufer fertig und es wurde etwas leerer. In der Nacht entvölkerte sich sowohl die Strecke als auch der Park weiter Stunde um Stunde. Einige hatten ihren Wettkampf wohl beendet, andere für ein paar Schlafstunden unterbrochen.

Nach meiner 125km-Pause traf ich Mario Luther und wir wanderten zusammen 2 Runden, also 5 Kilometer. Dabei diskutierten wir Minimalziele und den Wert dessen.

Mario war bereits in den ersten Stunden gestürzt und hatte sich ein paar Prellungen zugezogen. Eigentlich hatten wir uns diesen Lauf beide etwas anders vorgestellt; nicht so anstrengend, nicht so schwer. Mein Körper fuhr seit Stunden auf Reserve und so beschlossen wir beide den Lauf baldigst zu beenden. Jedes griechische Drama hat eine Peripetie, den Wendepunkt, bei dem sich ein Schicksal entscheidet, es um Glück oder Unglück, Leben und Tod geht. Das war in diesem Rennen irgendwann am Ende der Nacht bei km 130. Der Zeitnehmer Christian Pflügler informierte mich, dass ich nicht aussteigen solle, weil ich doch an Position drei liegen würde? Zuerst wollte ich es nicht glauben, da ich ja seit 12 Stunden nur noch rumgurke und dann war es mir gleichgültig, ob ich den Podesplatz verliere. Aber irgendwie entwickelte sich das Gespräch in eine völlig falsche Richtung.

Am Ende siegte die Leidenschaft über die Vorsicht und ich wollte mich für den Rest des Rennens anstrengen. Es folgten meine vermutlich 25 schnellsten Kilometer, Sitzpausen gab es bis zum Ende keine einzige mehr und ich lief so gut es irgendwie noch ging. Meinen Vorsprung hatte ich mittlerweile von 2 auf 4 Runden ausgebaut – passieren konnte da nichts mehr, aber nun galt es, noch möglichst viele Kilometer zu sammeln. Schnell war ich nicht mehr aber ohne Pause unterwegs und so schaffte schließlich die 180km-Marke und noch eine Runde und noch etwas. Mit 183,4 km bin ich am Ende sehr zufrieden. Ich hätte gar nicht gedacht, dass ich das aufgrund meines geringen Trainings überhaupt kann, zumal Wetter und Strecke sicher alles andere als optimal war. Wolfgang Schwerk, einer von wenigen ganz, ganz Großen in der Ultralaufszene und dieses Mal am Ende zweitplatziert, meinte, er hätte mich noch nie so kämpfen sehen. Ja, so entspannt wie er konnte ich mir leider nicht meine Kilometer erlaufen.

Mario Luther wurde von meinem Motivationsschub angesteckt und lief die geplanten 102,3 km. Vereinsmitglied Christian Pflügler kümmerte sich bestens um die Zeitmessung und nutzte eine Pause für ein paar Laufrunden. Wieder einmal beeindruckend war die Leistung von Christel Kunzel. In vorbildlicher Weise arrangiert sie sich mit dem Wetter und der Strecke und setzt Stunde um Stunde die Füße voreinander. Als Walkerin gemeldet erreichte sie eine beeindruckende Leistung.

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Viele Teilnehmer nutzten die Veranstaltung für einen submaximalen Trainingslauf, doch die 6 Erstplatzierten sicher nicht. Wolfgang Schwerk lief taktisch wahrscheinlich das beste Rennen aller Starter, konnte seine Erfahrung ausspielen und erreichte am Ende 187,7 km. Bernhard Munz zeigte einerseits sein großes Talent, teilte sich das Rennen dennoch vermutlich nicht optimal ein und gewann letztendlich überlegen mit 202,2km Gesamtlänge. Elke Link-Holtermann teilte sich ihre Ressourcen mit Pausen und Gehabschnitten sehr gut ein und erreichte 132,9 km. Die Siegerin Steffi Makiola lief 180,5 km, hatte dabei noch nachts geschlafen; war umgeknickt und konnte die letzte Stunde nur noch mit improvisierten Krücken gehen – unvorstellbar dieser Kampfgeist und diese Leistung. Wilma Dierx hatte sich vier Marathon mit Schlafpause vorgenommen und auch umgesetzt. Die letzte Runde drehte sie noch einmal mächtig auf und konnte so 169,8 km erzielen.

Unter dem Strich kann man Oliver Witzke als Veranstalter und seine Mitorganisatoren und Helfern viel Lob und Dank aussprechen. Die Teilnahme hat wirklich Spaß gemacht und ich bin froh, dass Christian in mir den Ehrgeiz geweckt hat. Mein Rennen war sicher nicht gleichmäßig, aber sicher ganz nah am Maximalen, wozu ich an diesem Tag in der Lage war. Und das vermittelt stets ein gutes Gefühl.

Wiehl 3

Und wenn es dann mit einem Pokal belohnt wird, umso besser. Viele Pokale habe ich in meiner guten Zeit nicht gewonnen, aber in meinem „zweiten Läuferleben“ schon gar nicht. Daher habe ich mich über diesen Preis sehr gefreut.

Ergebniss 24h-Lauf: In der Ergebnisliste stehen 46 Männer 25 Frauen

Platz

Name

Jahrg.

m/w

Verein

Gesamt

1. Bernhard Munz 1962 M TV Kempten 202,18
2. Wolfgang Schwerk 1957 M SCMT 187,7
3. Michael Irrgang 1967 M LG Ultralauf 183,39
20. Thorsten Stelter 1978 M Laufstil Düsseldorf 102,34
21. Mario Luther 1962 M LG Ultralauf 102,34
46. Christian Pflügler 1967 M 6h-Lauf-Münster 17,48
1. Stefanie Makiola 1982 W Ultrafriesen e.V. 180,5
2. Wilma Dierx 1967 W Aart Stigter 169,84
3. Elke Link-Holtermann 1969 W TuS Breckerfeld 132,94
23. Christel Kunze 1937 W LG Ultralauf 47,43

 12h-Lauf: In der Ergebnisliste stehen 23 Männer 7 Frauen

Platz

Name

Jahrg.

m/w

Verein

Gesamt

1. Adam Hetmanski 1972 M L.V Marathon Mülheim 129,07
15. Axel Densing 1967 M LG ULtralauf 75,03
1. Antje Krause 1972 W Ultra Sport Club Marburg 118,39

 6h-Lauf: In der Ergebnisliste stehen 26 Männer 6 Frauen

Platz

Name

Jahrg.

m/w

Verein

Gesamt

1. Robert Etter 1972 M Gerbersport 71,82
2. Fabian Benz 1987 M LG Ultralauf 63,41
3. Jochen Grefe 1967 M Feuerwehr Altena 60,41
4. Jonathan Gakstatter 1992 M LG Ultralauf 58,22
6. Dirk Minnebusch 1972 M LT Bittermark Dortmund / LG Ultralauf 57,29
1. Dunja Plesnik 1977 W TuS Breckerfeld 57,62

 Text: Michael Irrgang, Bilder Michael Irrgang, Fabian Benz, 23.04.2018

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