Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Und mühsam ernährt sich der Roadrunner

Text: Christoph Schneider, Foto: go4it-foto, 19.9.2022

Nach dem „Halben“ beim Paderborner Osterlauf stand der Münster-Marathon auf meiner To-Do-Liste. So langsam muss ich mich ja wieder an die etwas längeren Strecken heranpirschen. Und Münster, meine alte Unistadt, bot sich terminlich perfekt an. Nach einer kurzen Nacht mit leider nur vier Stunden Schlaf begann der Tag um kurz nach 6 Uhr mit meinem Wettkampf-Standard-Frühstück: Zwei Brötchen mit Marmelade/Honig und zwei Tassen Kaffee. Danach noch eine Dreiviertelstunde Ruhen und anschließend von meiner Unterkunft bis zum Start gut drei Kilometer joggen. Aufwärmen gehört ja zum Programm, fand ich. Die Regenperiode der Vortage war vorüber, der Himmel bedeckt und die Temperatur mit 14°C wirklich angenehm.

Rund um den Schlossplatz im Startbereich wimmelte es von Läufern und Läuferinnen, denn kurz nach dem Marathon sollten die Staffeln starten, und natürlich trafen sich hier die vielen Mannschaften. Über den ersten Teil des Laufes kann ich nicht klagen. Alles lief nahezu nach Plan. Dieser lautete für die Zielzeit 3:15 Stunden: Finde ungefähr ein 4:30er-Tempo und laufe dies bis zur Halbmarathon-Marke. 1:35:34 später war das erste Teilziel erreicht. Ich war sechs Sekunden schneller als beim Paderborner Osterlauf! So weit, so gut.

Auch bei KM 25 war ich noch im Plan, doch die ersten Ermüdungserscheinungen gaben sich zu erkennen. Der linke Fuß trat nicht mehr rund, mehrmals knickte ich leicht ein, also Tempo raus. Viele Mitläufer gab es im vorderen Zehntel des Feldes nicht. Mit einem von ihnen hatte ich beschlossen, uns nicht von den 3:15er-Pacemakern überholen zu lassen. Dieses hehre Vorhaben fand kurz vor KM 35 ein jähes Ende. Nach meinem Empfinden näherte sich rasend schnell ein lautes Getrappel. Kommandos, wie „jetzt dranbleiben“, „nicht nachlassen“, „ihr seid gut drauf“ erreichten mein Ohr. Schwupp hatte mich die 3:15er-Gruppe geschluckt und einen halben Kilometer später nach hinten „ausgespuckt“.

Mental war der Marathon für mich gelaufen. Ab KM 37 war die Pacemaker-Gruppe nicht mehr zu sehen. Jetzt ging es nur noch darum, laufend und erhobenen Hauptes zum Ziel zu kommen. Mit jedem Kilometer wurde ich langsamer. Müde schleppte ich mich vorwärts. Meinen Mitläufer, der auch nicht überholt werden wollte, erwischte es noch schlimmer: er musste zwischendurch gehen. Und immer wieder zogen Läufer an mir vorbei. Der erste Lichtblick im düster werdenden Lauf war das KM-Schild 40. Endlich waren die 30er waren geschafft. Und nun eine Rechenaufgabe. Wie schnell war ich beim letzten Marathon in Cuxhaven? Irgendwas mit 3:18. Ist das zu schaffen? Die Uhr sagte „ja“, aber ich durfte dann auf keinen Fall stehenbleiben. Und so blieb der letzte Verpflegungsstand direkt am KM-40-Schild für mich ungenutzt auf der Strecke. Weiterlaufen... Dann endlich die letzte Biegung, der rote Teppich, das Ziel. Selten habe ich einen Zieleinlauf so ersehnt. Und die Zeit: 3:17:51. Mühsam ernährt sich der Roadrunner. Für meine AK65 reichte das locker, für mich war immerhin ein Teilziel erreicht. Drei Tage Muskelkater waren die „Belohnung“ dafür. Das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert. Doch der Blick geht bereits wieder nach vorn. Ende Oktober ruft der Schwäbisch-Alb-Marathon (50 km) den Roadrunner.

Münster Marathon 2022 Christoph Zieleinlauf

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