Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Text: Gerhard Kaster, Fotos: s. Fotounterschriften, 13.6.2022

Prolog
Ich laufe seit über 40 Jahren, Ultras (Schwerpunkt Trail) seit mehr als 10 Jahren. Bis auf Volksläufen, wo ich schon mal auf dem Treppchen bin, bewege ich mich bei größeren Ultras im hinteren Bereich. Nachdem ich mir ein recht gutes Wissen aus diversen Büchern und Trainingsplänen angeeignet und angewendet habe, könnte ich das Thema abhaken mit "Nicht fürs Laufen veranlagt", damit möchte ich mich jedoch nicht abfinden. Daher meine Teilnahme am Laufseminar/Trainingslager.

Das Laufseminar
Organisiert und geleitet wurde das Seminar durch Michael Irrgang,

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Foto: Martina Stumpf-Irrgang

DLV-A-Lizenztrainer und erfolgreicher Ultraläufer mit Unterstützung seiner Frau Martina Stumpf-Irrgang für die Verpflegung, die COVID-Testung und die Betreuung der Nichtläufer. Als Gast war André Collet als Teamchef der 100km-Nationalmannschaft, mehrfacher Deutscher Meister und EM/WM-Teilnehmer dabei, begleitet von seiner Frau Beate.
Das Seminar richtete sich an fortgeschrittene Ultraläufer, ich war wohl der Langsamste. Glücklicherweise war der Teilnehmerkreis klein, mit nur 7 Läufern (fast alle in der Regeneration nach dem BUF), so dass auf Fragen und Kommentaren gut eingegangen werden konnte.
Das Seminar fand im bestens geeigneten Sport- und Seminarcenter Radevormwald mit Sportplatz, Tartanbahn und schönen Laufstrecken in der Umgebung statt.

Freitag
Am Nachmittag begann das Seminar mit einem Covid-Test für alle Teilnehmer und Kaffee.
Radevormwald9Foto: Martina Stumpf-Irrgang

Danach ging es in den großzügigen Seminarraum.
Radevormwald3Foto: Gerhard Kaster

Wir begannen mit einer kurzen Einleitung über "Was ist gutes Training?": dabei habe ich gelernt, dass alle Trainingspläne falsch sind. Eigentlich ist das auch klar, da immer die jeweils individuellen Gegebenheiten berücksichtigt werden müssen und ein allgemeiner Trainingsplan nie zu 100% passen kann.
Danach ging es schon auf dem Sportplatz fürs Koordinationstraining.
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Radevormwald2Fotos: Martina Stumpf-Irrgang

Das folgende Abendessen war reichlich mit Suppe, Salat, Hauptgänge und Nachtisch. Allerdings war damit der Tag noch nicht beendet: es folgte eine Präsentation über die Prinzipien zum Ultralauf-Training (für mich besonders interessant der Solltrainingsbereich von -1/+3 Minuten des Marathontrainingstempos und die diversen Periodierungsintervalle) sowie ein Vortrag mit Bildern von diversen Meisterschaften und einem beeindruckenden Bericht vom 100km-Spezialist André Collet.
Radevormwald13Foto: Martina Stumpf-Irrgang

Hier deutete sich für mich bereits an, dass ich falsch trainiert hatte: ich hatte durchaus die richtigen üblichen Elemente im meinem Training, hatte aber eher im Wohlfühlbereich trainiert und bin nicht bereits im Training immer wieder an meine Grenzen gegangen.
Etwa um 22:00 Uhr war Schluss und wir konnten uns auf eine erste gemeinsame Laufrunde am nächsten Morgen einstellen.

Samstag
Bereits um 7:00 Uhr (Nüchternlauf zur Anregung der Umstellung auf Fettverbrennung) sind wir gemeinsam 10KM in der schönen Landschaft laufen gegangen.
Radevormwald8Foto: Michael Irrgang

Nach der theoretischen Darstellung der Vorteile des Ausgleichstraining sowie des Tempotraining ging es auf die Tartanbahn, da es nur einen Weg gibt schneller zu werden: seinen Körper beizubringen schneller zu laufen. Ich war recht skeptisch, da ich mich dabei in der Vergangenheit häufiger verletzt hatte. Nach Aufwärmen und Lauf-ABC verlief das Tempotraining aber unproblematisch und weckte mit viel Spaß unseren Wettbewerbsgeist.
Radevormwald1Foto: Martina Stumpf-Irrgang

Nach dem Essen und einem kurzen Vortrag zum notwendigen Athletiktraining, ging es wieder auf den Sportplatz. Hier sind wir 2 Stunden mit Athletiktraining an unsere Grenzen gegangen. Letztlich hat es uns unter kundiger Leitung doch Spaß gemacht. Anzumerken ist, dass ich seit 1 Jahr Athletiktraining mache und meine Haltung sich gerade in der zweiten Hälfte eines Ultras seitdem deutlich gebessert hat.
Radevormwald14Foto: Martina Stumpf-Irrgang

Nach einem weiteren Vortrag über 100km-Training, ging es wieder um 22:00 Uhr ins Bett. Jetzt war Kräfte sammeln für den nächsten Tag angesagt.

Sonntag
Der Tag begann mit einem 30KM-Lauf. Wir waren auf einem Wanderweg um Radevormwald unterwegs mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Die Wetterprognose war zwar schlecht aber es blieb bei einem kurzen Schauer.

Radevormwald7Foto: Michael Irrgang

Jetzt schnell essen und schon ging es weiter:
• Übertraining und Laufsucht
Hier ging es um die verschiedenen Merkmale des Übertrainings (habe ich schon erlebt aufgrund der fehlenden Regenrationstage und der zu schnellen Umfangssteigerungen) und der Laufsucht. Letzteres ist für mich schwierig zu bewerten: einerseits kann ich jederzeit ohne "Entzugserscheinungen" einige Tage mal nicht laufen, anderseits bin ich letztes Jahr trotz massiver Herzprobleme bei einem Wettkampf gestartet. Da muss ich wohl noch in mich gehen!
• Doping - Medikamentenmissbrauch - Nahrungsergänzungsmittel
Interessant war der gleitende Übergang von Nahrungsergänzungsmittel, Medikamentenmissbrauch (insbesondere Schmerzmittel) und Doping.
Dann war heute früher Schluss, da wir uns beim Kegeln messen wollten! Dies war ein großer Spaß, auch mit links. Allerdings haben wir alle deutlich das Athletiktraining vom Vortag gemerkt.
Radevormwald6Foto: Michael Irrgang

Montag
Voller Eindrücke und mit Muskelkater vom Athletiktraining, bin ich früh aufgewacht und eine Runde locker alleine gelaufen bevor es zum Crossfit ging: dabei sind wir zwar nur 5KM gelaufen, haben aber dazwischen 5 Übungen mit jeweils 1 Minute bei voller Belastung gemacht. Letztlich wieder Athletiktraining.
Radevormwald5Radevormwald4Fotos: Michael Irrgang

Danach folgten Vorträge über
• Betreuung im Wettkampf
• Umgang mit Krisen und Katastrophen
• Training für den 24h-Lauf
• Effizienz steigern mit dem F-AS-T-Konzept (das zugehörige Buch habe ich mittlerweile gekauft)

Fazit
Ein anstrengendes, etwas schlafarmes, aber sehr interessantes und hervorragend organisiertes Seminar/Trainingslager am langen Wochenende. Ich habe wesentliche Anregungen bekommen und gehe hoch motiviert in ein geändertes Training. Besonders schön war die gemeinsame Zeit mit Gleichgesinnten. Bestimmt bin ich wieder dabei.

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