Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Was hab ich gestern gemacht?
Ich war auf einen Geburtstag eingeladen. Der Schinder Alex hat eingeladen ins Paradies. Ein Winterparadies sollte es sein ... klingt gut dachte ich bei mir und sagte kurzerhand zu.
Offensichtlich haben wir doch sehr unterschiedliche Vorstellungen vom Paradies - sehr unterschiedliche sogar ... ‼️
Nun wir trafen uns mit etlichen bekannten und unbekannten Gesichtern im Festsaal von Holzhausen und Alex lud zum Festmahl - es gab ein reichhaltiges 4 Gänge Menu – Als Starter wurde ein üppiges Frühstück gereicht. Brötchen von liebevollen Vereinsfrauen liebevoll geschmiert und belegt, als Beilage köstlich dampfenden Kaffee. Da aber wohl nicht alle 4 Gänge in die Festhalle passten mussten wir wohl oder übel die anderen Teile der Mahlzeit woanders einnehmen. Laufend wohlgemerkt 😳. Oh oh ... da ist wohl was durcheinander geraten in der Einladung ... vielleicht hab ich da auch wieder was missverstanden. Auf jeden Fall sollten wir nur mit dem GPS bewaffnet zum nächsten Verpflegungsstand laufen ... ok wird schon gehen dachte ich mir und lief mit rund 130 anderen johlenden Geburtstagsgästen los.

Ich war voller Tatendrang, startete defensiv aus der ersten Reihe und war schnell durch das komplette Startfeld nach hinten durchgereicht...  Schinder1 Der Nebel war unglaublich mystisch und lag schwer über den Wiesen und Feldern von Holzhausen. Die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt, der Boden vom Nachtfrost hart gefroren…

Irgendwo in der Ferne ein Geräusch. Langgezogen, melodisch und geisterhaft erklang der Sound eines Dudelsacks …völlige Verwirrung und Irritation – Meine Augen versuchten im Nebel die Quelle auszumachen. Und dann stand wahrhaftig auf dem Feld auf der Kuppe eine einsame Dudelsackspielerin und spielte diese typischen Klänge die man sofort erkennt. Einfach magisch!! Jetzt hinten im Feld hatte ich meine Ruhe und trottete fröhlich summend vor mich hin auf dem Weg zum ersten Zwischengang. An der Burg Nassau, km 24 - gab es einen Gruß aus der Küche in Form vom Mega Muffins ... in liebevoller Detailarbeit einzeln dekoriert. Ein kurzer Schluck Jahrgangswasser - 2019er Nassauer Südhang und ein köstlicher Muffin später ging es wieder auf die Strecke. 
Bei km 35 nach einer kraxeligen Kloster Arnstein Kanzelrunde wurden wir in des Klosters Küche sehr weltlich mit dem zweiten Gang des Geburtstagsschmaus‘ versorgt. Hier gab es alles was die Küche hergab. Insekten, Maden, Schinkenkeule und ungarische Salami... ein Traum. Und doch durfte ich keine Zeit verlieren, hatte ich doch für die restlichen 32km nur noch rund 6h Zeit ... Also Vorräte auffüllen, noch ein gutes Bier zum runterspülen der Insektenreste und weiter geht’s. Trödeln ist beim Schinder Alex nicht.
Die Kilometer zogen einer nach dem anderen dahin und nach einer ausgiebigen Buschpause und Batterienwechsel im Navi war ich hoffnungslos letzter im Feld der Geburtstagsgäste. Ich kam nur noch mäßig voran. Wandern dominierte die Fortbewegungsart und Zweifel ob der Sinnhaftigkeit meines Tuns machten sich breit. Ängste, dass es am VP 2 nichts mehr zu Futtern für mich geben könnte verbunden mit der Sorge den Cut Off nicht zu schaffen.
Schinder2

 

Irgendwie kam ich dann doch dort an und oh Wunder - soweit zurück war ich gar nicht! Dort waren noch einige andere Teilnehmer und verließen gerade den Checkpoint oder waren noch beim Futtern des dritten Gangs... Hier wurden wir liebevoll von Alex‘ Frau mit allerhand Leckereien verwöhnt. Ich nahm all meine Routine zusammen, konzentrierte mich in der Futteraufnahme, Flaschen auffüllen, 2 Becher Cola, 1x Brühe ... garniert mit drei Kartoffeln und ratz fatz zwar immer noch aller aller letzter aber nur noch mit geringem Abstand wieder weg von diesem gastlichen Ort.
Die Zucker taten ihre Wirkung. Der VP war bei km 52 - nur noch 15km Rest ... überschaubar, handelbar und irgendwie greifbar ... plötzlich lief es auch wieder ... die Tatsache durch den Anblick der anderen Teilnehmer aus meiner Lethargie gerissen zu werden eröffnete plötzlich die Möglichkeit doch noch das Finish im Zeitlimit zu erreichen. Ich nutzte den Schwung des Moments und lief ... weiter - weiter - immer weiter ... nach und nach sammelte ich einige Teilnehmer ein und machte auf den letzten 15km noch 10 Plätze gut. Fazit... gefühlt ins vordere Drittel gekämpft und fast noch gewonnen 😉

Der vierte und letzte Gang des Geburtstagsmenus wurde wieder in der Festhalle serviertSchinder3 ...  dort gab es wahlweise Spanferkel oder Pommes Currywurst .. garniert mit einem alkoholfreien Weizen ... was thematisch den Magen schloss.
Hier hörte ich von einigen Teilnehmern, dass es schon wieder einen neuen Trend im Laufsport gibt ...  ich kann es nicht glauben auf was für absurde Ideen die Leute kommen. War es vor einigen Jahren dieses Trai-lrunning was schnell in aller Munde war gibt es jetzt schon wieder was Neues. Trai-ning ... es praktizieren einige schon und sie meinen, dass es ein völlig neuer Ansatz ist, um im Wettkampf deutlich entspannter zu sein.
Mir erschließt sich das überhaupt nicht. Sich 8-10 Wochen im Training zu quälen, damit es am Wettkampftag entspannt ist⁉️
Da bin ich doch lieber 8-10 Wochen entspannt und quäl mich nur am Wettkampftag ...

 

(Anmerkung d. Verfassers: nicht zur Nachahmung empfohlen!)

 

Schinder4

 

Text und Bilder: Thorsten Klenke

 

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