Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

„Ich nehme an deutschen Meisterschaften teil“ klingt einfach gut. Für viele ist die Qualifikation zu einer Leichtathletik-Meisterschaft das Jahresziel und die Meisterschaft selbst der absolute, sportliche Höhepunkt. Vereine honorieren das oftmals, in dem sie sämtliche Spesen übernehmen, sind Meisterschaftsteilnehmer doch meist die elitären Aushängeschilder des Vereins.

Im Ultralauf ist das anders, denn jeder kann teilnehmen und viele tun das auch. Die Meisterschaftsläufe in allen Disziplinen hatten in der Vergangenheit meist sehr viele Teilnehmer und waren auch qualitativ sehr stark besetzt. Bei den Meisterschaften gibt es Mannschaftswettbewerbe und seit Einführung der Ultramarathon Bundesliga im Jahre 2015 kämpfen ganze Vereine um den Titel „Mannschaft des Tages“ und um die Meisterschaftsplätze, für die es Preisgelder sowie für den Meister einen riesigen Pokal zu gewinnen gibt. Beides erhöht natürlich die Attraktivität dieser Veranstaltungen.

logo dlv tandem 260Der Wechsel des Veranstalters von DUV auf DLV bei drei Meisterschaften in diesem Jahr, bedeutet für die Teilnehmer und Veranstalter einige Veränderungen. Das betrifft aktuell die Meisterschaft im Ultratrail Anfang Juni und im 24h-Lauf im August. Die 100km DM war schon immer eine DLV-Meisterschaft und die 50km-DM wurde bereits Ende März nach den neuen Regeln durchgeführt.

Aktuell bekomme ich häufig Fragen, die ich hier einmal zusammenfassend beantworte.

Anmeldeverfahren

Da gibt es durchaus einige Varianten. Meistens meldet sich der Läufer selbst auf einer Portalseite des Zeitnehmers an, in dem er ein Formular ausfüllt, Haftungsausschluss, Teilnahmebedingungen- und Datenfreigabe zustimmt und ein Kreuz zur DM-Teilnahme setzt. Beim KUT bekommt man dann eine Mail und muss seine Startpassnummer angeben, bei der 50km DM musste man seinen Landesverband auswählen, bei der Anmeldung zu unserer 24h DM muss man den Startpassverein eingeben.

Jeder Veranstalter versucht die Anmeldung so zu gestalten, dass sie für einen selbst und für die Teilnehmer möglichst einfach ist. Da hat sich „die beste Lösung“ wohl noch nicht durchgesetzt.

Voraussetzung zur DM-Teilnahme: Vereinsmitgliedschaft

Bei jeder Lauf-Anmeldung gibt es ein Feld „Verein“, in dem alles Mögliche reingeschrieben wird, aber eher selten ein korrekter Vereinsname. Da stehen dann schon einmal der Sponsor, Werbebotschaften oder ein fantasievoller Teamname. An einer Meisterschaft können allerdings nur Mitglieder von einem „richtigen Verein“ teilnehmen. Der Verein muss ein „Leichtathletikverein“, also Mitglied bei einem DLV-Landesverband sein. Die DUV ist zwar ein eingetragener Verein, aber kein DLV-Verein. Die meisten Lauftreffs sind kein Verein, die meisten Laufgemeinschaften dagegen schon. Teams, die nach Schuh- oder Bierhersteller benannt sind, sind ebenfalls meistens keine Vereine.

Bei unserer Anmeldung kann man im Feld Team/Verein hereinschreiben, was man will, aber im Feld Startpassverein muss der Verein stehen, bei dem der Athlet seinen Startpass hat. Hier nehme ich auch Korrekturen vor, um eine einheitliche Schreibweise sicherzustellen. Die Erfahrung zeigt: je länger der Vereinsname, desto mehr Varianten gibt es. Für eine Mannschaftswertung ist aber die identische Schreibweise erforderlich.

Nun gibt es zwei Arten von Fehlern.

1. Der Teilnehmer meldet nicht zur Meisterschaft, gibt aber einen regulären Vereinsnamen an. Beispiel Ultratrail: S.J. hat als Verein TSG Kaiserslautern eingetragen, was zweifelsfrei ein DLV-Verein ist. Daher kann S. grundsätzlich an der DM teilnehmen.

2. Der Teilnehmer meldet zur Meisterschaft, gibt aber keinen korrekten Vereinsnamen an. In den aktuellen Meldelisten ist mir dazu kein Beispiel aufgefallen, aber es gibt bei der Anmeldung keine Validierungsmöglichkeit.

Voraussetzung zur DM-Teilnahme: Startberechtigung

Zwingend erforderlich ist, dass der gemeldete Athlet von dem Verein einen Startpass hat. Das ist allerdings keine Plastikkarte mit Bild und Nummer, sondern eher ein Datensatz in einer Datenbank. Allerdings gibt es die Startpassnummer noch, auch wenn sie vielen Athleten nicht bekannt ist. Durch diesen Schritt ist sichergestellt, dass eine Person nur für einen einzigen Verein starten darf. In der Athletendatenbank stehen auch andere Daten, die geprüft werden, z.B. ob eine Startberechtigung vorliegt, die nämlich noch an andere Kriterien gebunden ist, z.B: muss ein Mindestalter vorliegen (man muss in dem Jahr 20 Jahre oder älter werden) und muss die Deutsche Staatsbürgerschaft haben.

Der letzte Punkt wurde unter Protest vor einiger Zeit eingeführt und liegt aktuell beim europäischen Gerichtshof zur Prüfung. Möglicherweise werden kurzfristig EU-Bürger für Meisterschaften zugelassen – mich würde es freuen, denn aktuell sind die Regeln anders.

Zum Meldeschluss erstellt der Veranstalter je Landesverband eine Liste der DM-Anmelder zur Prüfung. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss der Startpass vorliegen. Bei dieser Prüfung fliegen einige Teilnehmer raus, andere werden korrigiert. Falls beim Startpassantrag als Vorname „Eva“ eingetragen wurde, kann man sich natürlich nicht zum Lauf als „Evi“ anmelden. So etwas merkt der DLV sofort und korrigiert.

Es ist klar, dass Nachmeldungen vor Ort nicht validiert werden können. Nachmelder nehmen vorbehaltlich der Prüfung an der DM teil, müssen damit rechnen, dass sie nachträglich gestrichen werden, falls keine Startberechtigung vorliegt. Diese Ungewissheit ist für alle Beteiligten blöd und rechtfertigt daher den hohen Zuschlag für Nachmeldungen.

Was tun, wenn man keinen Verein oder Startpass hat?

Wer vereinslos ist, aber an einer DM teilnehmen möchte, kann dies recht unkompliziert tun. Dazu muss er oder sie sich nur einem Verein anschließen und einen Startpass beantragen. Die meisten Vereine freuen sich über Mitgliederzuwachs und über Athleten, die für den Verein an Meisterschaften teilnehmen. Wer einen passenden Verein sucht, kann mehrere Wege gehen. Möglicherweise gibt es in dem eigenen Ort einen Leichtathletikverein. Dem Sportwart muss man dann vermutlich erst einmal erklären, was Ultratrail ist und dass tatsächlich manche Läufer 24h am Stück laufen. Aber diese Vereine können Startpässe ausstellen. Meist kümmert sich der Sportwart um diese Aufgabe. Oder ihr schaut einmal auf der DUV-Homepage unter DUV-Förderstützpunkte oder auf der DUV-Statistikseite unter Bundesliga. Dort findet ihr Vereine, die ein ganzes Team von Ultraläufern haben. Sich so einem Verein anzuschließen, macht m.E. Sinn. So könnt ihr Fahrgemeinschaften bilden, an Mannschaftswertungen und der Bundesliga teilnehmen.

Wer nun etwas abseits der Ultralaufzentren wohnt oder eher nicht „der Vereinsmensch“ ist oder uns einfach sympathisch findet, für den sind wir (LG Ultralauf) möglicherweise eine gute Alternative. Wir sind ein überregionaler Verein ohne typisches Vereinsleben, aber dennoch mit Werten wie Gemeinschaft und Respekt vor allen Leistungen. Übrigens: Unsere Vereinsmitglieder haben ca 170 verschiedene Postleitzahlen.

kut logo 2011 161x180Der Meldeschluss für die Ultratrail-DM ist der 25. Mai. Wer jetzt noch einen Verein sucht und einen Startpass beantragen möchte, sollte dies bis zum Wochenende getan haben. Die Ummeldung geht beim KUT und beim BUF problemlos per Mail.

Ausschreibungen

Völlig unbegreiflich ist mir, dass die Meisterschaftsausschreibung oftmals so versteckt sind, bzw. nicht verlinkt sind, denn hier stehen die genauen Regeln. Die Regeln auf der Homepage gelten normalerweise für den offenen Lauf und können komplett anders sein, was Altersklassen, Startberechtigung, Zeitlimits und Wertungen angeht.

Die DM-Ausschreibungen kommen vom DLV und sind hier zu finden: https://www.leichtathletik.de/termine/deutsche-meisterschaften-2019/ Beim Öffnen der Ultratrail-Ausschreibung kommt (bei mir) ein Sicherheitsalarm, den man ignorieren muss, will man an den Inhalt kommen. Die Ausschreibung zur 24h-DM ist gefühlt seit 6 Monaten in Bearbeitung, aber immer noch nicht fertig. Die Kerndaten stehen allerdings bereits auf unserer Homepage.

Altersklasseneinteilung und -ehrung

Die Altersklassen sind bei DLV-Meisterschaften leider etwas anders. Während es bei der DUV-Meisterschaft die Klassen MW20, MW30, MW35, usw. gibt, so gibt es bei DLV-Meisterschaften MWU23, MW35, MW40 usw. Also die ganz Jungen haben eine Altersklasse für sich und dann beginnen die Senioren ab M35, bzw. W35. Alle Leute der „Hauptklasse“ bekommen keine AK-Ehrung.

Das wurde vor Jahren bei der DUV völlig zu Recht geändert. Auch scheint es plausibel, die AK M30 und W30 zu ehren, weil hier laut DLO die Seniorenaltersklassen beginnen. Diese Regel wird aber bei den DMs des DLVs nicht angewandt!

Sonstige Regeln

Es gibt dicke Bücher mit Wettkampfregeln auf nationaler und internationaler Ebene. Da auch die DUV-Meisterschaften nach DLO/IWR durchgeführt werden, sollte es keine Überraschungen geben. Allerdings legt die DUV die Regeln teilweise „ultralaufspezifisch“ etwas großzügiger aus. Auch gibt es international etablierte „Varianten“, die noch nicht Eingang in das deutsche Regelwerk gefunden hat. Stichwörter hierzu sind beispielsweise Startnummernband und Pacen. Die meisten Kampfrichter sind aber ganz nett und kompromissbereit. Es gibt da allerdings durchaus einige lustige Geschichten.

Fazit

Durch den Wechsel des Veranstalters von DUV zum DLV ändern sich ein paar Dinge, insbesondere wurde die Startpasspflicht eingeführt. Die Anmeldung und Teilnahme ist einfach, allerdings setzt die Teilnahme voraus, dass die Läufer bei einem Verein sind, einen Startpass haben und auch keine anderen Gründe gegen eine Teilnahme sprechen. Eine Vereinsmitgliedschaft und einen Startpass kann man das recht schnell organisieren. Hier ist etwa 1 Woche einzuplanen.

Wertigkeit von Meisterschaften

Zunächst ein paar Zahlen zu den Teilnehmern beim KUT, 78km-Strecke: Teilnehmer: insgesamt 123, davon DM-Teilnehmer, 58 (47%). Ohne die 22 Starter der LG Ultralauf nehmen an der DM 36 von 101 gemeldeten Teilnehmer, also 36 % teil. Von den 123 Startern haben 116 die deutsche Nationalität, wären also grundsätzlich startberechtigt, hätten sie einen Verein und würden sie für den Verein starten. Exakt die Hälfte davon nimmt an der DM teil.

Früher zur DUV-Zeit nahm man (mehr oder weniger) automatisch an der DM teil. Daraus folgt, dass bei gleicher Teilnehmerzahl im offenen Lauf die Teilnehmerzahl bei der DM im Vergleich zu den Vorjahren halbiert wird!

Daher stellt sich schon die Frage, ob das, was die DUV als größten sportpolitischen Erfolg der letzten 20 Jahre feiert, wirklich gut für den Ultralaufsport ist? Was denken die Läufer und Veranstalter darüber? Ist das wirklich eine Aufwertung?

Als Sportwart eines großen Vereins, Trainer mit DLV-Lizenz, Teilnehmer bei Weltmeisterschaften und Mit-Ausrichter verschiedener Meisterschaften weiß ich die gewissenhafte Arbeit des DLVs sehr zu schätzen und begrüße die Entwicklung grundsätzlich sehr. Allerdings bin ich sehr skeptisch, ob die hohen Erwartungen schon 2019 erzielt werden. Eher habe ich aus vielen Gesprächen und Mails den Eindruck, dass weder Läufer noch Veranstalter genau wissen, was auf sie zukommt und dieses Jahr eher ein Übergangsjahr wird.

Bei der 50 km-Meisterschaft war es auf jeden Fall erkennbar, dass die Spitze stärker als je zuvor besetzt war. Die DLV-Meisterschaften werden in den DLV-Medien (Newsletter, Homepage u.a.) berücksichtigt. Teilnehmer haben die Chance, vom Verein Zuschüsse zu bekommen und Titelträger auf eine Sportlerehrung.

Bei der Trail-DM gibt es eine Terminüberschneidung mit der Trail-Weltmeisterschaft – daher werden die besten Trailläufer fehlen.

BUF2019 qBei der 24h DM folgt die 24h WM zwei Monate später – einen Doppelstart könnte man machen, wenn man bei der DM nicht ans Limit geht.

Die Wertigkeit einer Meisterschaft hängt auch mit den erzielten Leistungen zusammen. Üblicherweise werden die Top-Leistungen der Jahresbestenliste entweder bei den internationalen Meisterschaften oder bei den deutschen Meisterschaften erzielt. Selbst, wenn die Teilnehmerzahlen in diesem Jahr möglicherweise etwas rückläufig sind, zeigen die Leistungen der Podestläufer bei der 50km DM, dass sich durchaus die Spitzenläufer hier ihre Höhepunkte hingelegt haben.

Bei der 24h DM in Bottrop im letzten Jahr waren die Leistungen so gut, dass wir als (vermutlich) einziger Lauf in Deutschland das IAU-Silber-Label bekommen haben. Das ist für uns natürlich Ansporn, den diesjährigen Startern noch bessere Bedingungen zu bieten. Wir freuen uns auf jeden Fall auf viele hochmotivierte Starter, die für sich und ihre Vereine Bestleistungen liefern.

 Text: Michael Irrgang, Logos: Homepage der Vereine, 15.05.2019

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