Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Hallo liebe Freunde,

das Abenteuer Goldsteig-Ultrarace 2015 ist zu Ende und ist Geschichte. Von den 70 angemeldeten Teilnehmern waren am Freitag, 25.09. um 12.15 Uhr noch 42 am Start. Warum bereits so viele Teilnehmer abgesagt haben, ist nicht bekannt. Vielleicht krank geworden oder war die Vorbereitung auf den Lauf nicht wie erhofft. Ich fühlte mich sehr gut vorbereitet, nicht nur körperlich, sondern auch was die Taktik und die Logistik für dieses Rennen betraf. Mein Bruder Hubert begleitete mich mit dem Wohnmobil. Immer wieder hatten wir Treffpunkte vereinbart, wo es für ihn möglich war, direkt an den Streckenverlauf zu kommen. Da konnte ich dann essen, trinken und auch schlafen.
 
 
Der Startpunkt des Rennens war etwas außerhalb von Marktredwitz. Auf dem Weg vom Hotel zum Startpunkt, fielen wir Teilnehmer in der Fußgängerzone schon ganz ziemlich auf. Auf unsere Antworten auf die vielen Fragen von Passanten, was wir denn vorhätten, ernteten wir nur Kopfschütteln und Aussagen wie „das ist doch gar nicht möglich“.
Ob das möglich war, 661 km mit den knapp 20.000 Höhenmetern zu schaffen, wollte ich ja wissen. Deshalb war nach dem Start zuerst mal wichtig, auf den ersten 40 km einzulaufen, den Rhythmus zu finden und die Aufregung der Startphase zu vergessen. Ja und es lief echt gut, mein geplantes Tempo konnte ich einhalten und ich fühlte mich fit.
Die Strecken- und Wegführung überraschte mir mehrfach ganz schön. Steile An- und Abstiege, steinige und ausgesetzte Passagen auf den Gipfeln, kilometerweise Wurzelpfade (die vor allem in der Nacht sehr schwierig zu laufen waren) und teilweise unerkennbare Pfade durchs Unterholz. Solche Passagen verlangten immer volle Konzentration. Deshalb war dieses Rennen nicht nur körperlich sehr fordernd.
 
 
Für Erholung und Schlaf war nur kurz Zeit. Ca. 3-4,5 Stunden hatte ich pro Nacht Schlaf eingeplant. Die Ankunft bei den Schlafplätzen war dann meist zwischen Mitternacht und 03.00 Uhr. Und immer dann, wenn es gerade im Schlafsack gemütlich wurde, klingelte der Wecker. Raus und wieder auf die Strecke, was bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und teilweise heftigem Wind während des ganzen Rennens schon auch eklig war. Während ich meine Ausrüstung wieder startklar machte, bereite mein Bruder das Frühstück vor. Und dann ging es wieder weiter bis Mitternacht.
Konditionell war ist sehr gut drauf, auch nach hunderten von Kilometern keine Erschöpfung, keine Muskelkrämpfe oder Muskelkater. Das überraschte mich und baute mich auf, auch den Rest der Strecke zu schaffen. Auch die vielen SMS von euch waren echt super. Manchmal lief mir ein Schauer über den Rücken, als ich las, mit welchem Eifer ihr dabei wart.
Nach etwa 360 km fingen die ersten Probleme mit dem linken Knie- und Sprunggelenk an. Immer wieder war eine völlige Blockade vorhanden, was sich jedoch nach einigen Kilometern wieder besserte. Aus meiner Erfahrung wusste ich, dass viele Probleme kommen und gehen, mal für einige Zeit die Hüfte, dann das Knie usw.
Dieses Mal war es aber so, dass sich die Probleme immer mehr verstärkten. Vor allem die Abstiege von den Gipfeln wurden zur Tortur, da meine Knie- und Sprunggelenke entzündet und dick waren und einfach nur höllisch schmerzten. Deshalb konnte ich  mein Tempo seit Stunden nicht mehr halten. Kurz vor Erreichen des Checkpoints Lalling, war mir somit auch klar, dass ich in der gesetzten Zeit das Ziel nicht mehr erreichen konnte. Nachdem dann die letzten Stunden bis nach Lalling zu schmerzhaft waren, entschied ich mich, dort das Rennen zu beenden, auch um weiteren Schaden von meinem Körper abzuwenden. Ich möchte ja in Zukunft auch noch laufen können.
Somit war dann das Ende bei Kilometer 495 gekommen (es gab unterschiedliche Angaben zu den Distanzen, jedoch nach der neuesten Überarbeitung steht die Zahl 495). Trotz der kleinen Enttäuschung darüber, dass es nicht mehr weiterging, bin ich stolz darauf, diese 495 Kilometer und 13.800 Höhenmeter im Auf- und Abstieg auf diesem schwierigen Weg an einem Stück geschafft zu haben.
 
 
Zumindest habe ich eines dabei erreicht: die Verbesserung meines persönlichen Rekordes im Nonstop-Ultralauf von bisher 480 km auf nun  495 km.
 
Jetzt ist erst mal Erholung und Genesung angesagt und dafür werde ich mir genügend Zeit lassen.
 
Vielen Dank für eure Unterstützung und liebe Grüße,
 
Walter
 
Walter Hösch, 6.10. 2015; die Bilder sind von Walter
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