Text: Fabian Benz, Michael Irrgang und Christian Mohr, Fotos: Fabian Benz (Wolfenbüttel), Manfred Hupka (Lauf), 3.5.2022
Für den 01.05.22 war die diesjährige 50 km Deutsche Meisterschaft terminiert. Als Ort bzw. Ausrichter konnte man Wolfenbüttel (bzw. MTV Wolfenbüttel / Blueliner Laufclub) im Rahmen des Stadtgrabenlaufes in Wolfenbüttel gewinnen.
„Hä? Wolfenbüttel? Wo issn das?“ fragte sich sicherlich der/die interessierte Ultraläufer/in zu Beginn des Jahres. So auch ich und begab mich auf Google-Suche.
Wolfenbüttel, eine Stadt mit knapp über 50.000 Einwohnern, am Fluss Oker gelegen, in Niedersachsen gelegen nicht weit entfernt von Braunschweig.
Der gewiefte Landwirt unter der Läufern kennt Wolfenbüttel sicher, da das dortige Unternehmen Welger 1972 das Patent für Rundballen-Pressen sicherte und die seitdem auf vielen Feldern ein „Wolfenbütteler“ Strohballen steht, nämlich die typische runde Strohballenform.
Der gewiefte Literat unter den Läufern kennt Wolfenbüttel sicher, weil der große Dichter Gotthold Ephraim Lessing einige Zeit in Wolfenbüttel lebte und dort unter anderem das Werk „Nathan der Weise“ schrieb. Daher bezeichnet sich Wolfenbüttel auch als „Lessingstadt“. Aber auch Wilhelm Busch (Dichter/Maler/Zeichner mit seinem bekanntestes Werk der Geschichten um die beiden Lausebuben Max und Moritz) lebte immer mal wieder eine Zeitlang in Wolfenbüttel.
Der gewiefte Kirchen-Kunst-Bauwerk-Historiker kennt Wolfenbüttel sicherlich aufgrund der dortigen Hauptkirche Beatae Mariae Virginis. Diese ist der erste bedeutende protestantische Großkirchenbau der Welt.
Somit hatte ich mindestens drei Gründe, um mir selbst mal ein Bild von Wolfenbüttel zu machen bzw. die Stadt zu erkunden und meldete mich als „Alibi“ für die Wochenendreise nach Wolfenbüttel für den 50 km Lauf an.
Da der Lauf für Sonntag terminiert war, blieb am Samstag ausgiebig Zeit sowohl für die Anreise als auch für eine ausgiebige Stadterkundung, welche in den nachfolgenden Fotos ausschnittweise zur Erinnerung festgehalten wurde:
Oben links: Juliusmarkt mit dem „kleinen Reiter von Franz Burkhardt“
Oben rechts: Haus mit der Inschrift: „Solus populi suprema lex esto“ (= das Wohl des Volkes soll vornehmstes Gebot sein)
Mitte: Zeughaus
Unten links: der Fluss Oker
Unten rechts: Denkmal Wilhelm Busch
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Oben links: Schloss Wolfenbüttel
Oben rechts: Innenhof des Schlosses
Unten links: Gärtnerdenkmal am Holzmarkt mit der St. Trinitatis Kirche im Hintergrund
Unten rechts: St. Petrus Kirche
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Hauptkirche Beatae Mariae Virginis zu Wolfenbüttel von außen und innen.
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links oben: Glockenspiel: Die 16 Glocken oberhalb des Juweliers Hungeling spielen jede volle Stunde ein Lied. Dabei öffnen sich die zwei Türen und Herzog August und Nathan der Weise zeigen sich.
links Mitte: Bankhaus Seelinger am Stadtmarkt
links unten: Stadtgraben mit Wasserturm
rechts: Das schmalste Haus (Breite von 2,20 Meter, eventuell sogar das schmalste Fachwerkhaus der Welt)
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Rechts oben: „Klein Venedig“ von Wolfenbüttel
Rechts unten: Statue Nathan der Weise mit dem Lessinghaus im Hintergrund, in welchem Lessing von 1779-1781 wohnte.
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Links oben und unten: Reiterdenkmal von Herzog August auf dem Stadtmarkt
Rechts oben und unten: Gnomonischer Aufsatz mit 12 Sonnenuhren in drei Ebenen konstruiert von J.F. Penther für den Garten des Schlosses Wernigerode, im Hintergrund die Herzog August Bibliothek
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Klaus und ich nutzten zunächst den Vorabend der Meisterschaft um an der DUV-Mitgliederversammlung teilzunehmen. Wichtigster Tagespunkt aus Vereinssicht waren die Ehrungen. So durfte Klaus neben der Auszeichnung für seine Leistung in der DUV-Cup Wertung 2021 den Wanderpokal für die Bundesliga 2021 die die LGU nach 2019 erneut vor den Berliner Vereinen LG Nord und den Laufpartnern gewann. Das damit verbundene Preisgeld wird sicherlich bei einer Vereinsveranstaltung Verwendung finden.
Am Tag der Arbeit starteten pünktlich um 8 Uhr knapp 90 Teilnehmer bei guten Wetterbedingungen (bedeckt, nahezu windstill, 8°) im Stadion des MTV Wolfenbüttel. Nach einer halben Stadionrunde ging es auf die landwirtschaftlich ansprechende 5 KM-Runde. Trotz einiger kurzen Steigungen und Wenden pro Runde wurden in der Spitze sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern hervorragende Leistungen erzielt.
Bei den Frauen gewann durchaus erwartbar Katrin Ochs (LG Filder , W45) in 3:40:15 vor Christiane Neidiger (Die Laufpartner, W35) in 3:41:08 und Anna Jansen (Lg90 Ebersberg-Grafing, W35) in 3:42:17.
Unsere drei Starterinnen liefen jeweils sehr gute Zeiten und belegten neben den guten Platzierungen in der Gesamtwertung allesamt Platz 2 in ihrer Altersklasse.
Platz |
Name |
AK |
AK-Platz |
Zeit |
|
5. |
Katrin Gottschalk |
W40 |
2 |
03:53:27 |
PB |
10. |
Claudia Lederer |
W45 |
2 |
04:19:50 |
|
11. |
Rita Nowottny-Hupka |
W60 |
2 |
04:20:06 |
|
In der Addition belegte die Frauenmannschaft hinter den Laufpartnern den zweiten Platz der Mannschaftswertung und unterbot den alten Vereinsrekord um ca 45 Minuten.
Katrin zeigte sich vom Thriller der 100km-DM, die erst vor drei Wochen stattfand, gut erholt. Anfangs hatte sie die Damen-Spitze noch im Blick, nahm dann aber Tempo raus und erzielte dennoch eine persönliche Bestleistung.
Claudia und Rita setzten die Einschätzung von Sportwart Michael „zwischen 4:10 und 4:20h“ perfekt um. So zeigte Claudia, dass Sie an vergangene Zeiten anknüpfen kann.
Rita stapelt ja gern etwas tief. Ist der Wettkampf jedoch in Gange, schaltet sie sofort auf den Modus „Tempo“ . Rita’s Zeit entspräche eine alterskorrigierte Zeit von beeindruckenden 3:14:31 Stunden und entspräche alterskorrigiert die schnellste Frauenlaufzeit des Tages.
Bei den Männern gab es ebenfalls in der Spitze einmalig gute Zeiten. Es gewann Marcel Bräutigam (GutsMuths-Rennsteiglaufverein, M35) in 2:51:59 vor Raoul Jankowski (Braunschweiger Laufclub, 1991) in 2:54:29 und Benedikt Hoffmann (TSG 1845 Heilbronn, M35) in 2:57:11. Auch weitere beeindruckende Altersklassenleistungen wurden erzielt. So erzielte der Marcel Bräutigam mit 2:51:59 Stunden einen neuen Deutschen Altersklassenrekord in der M35. Des Weiteren erzielte Matthias Betzler mit einer Zeit von 3:40:53 Stunden einen neuen Deutschen Altersklassenrekord in der M65.
Unsere Starter waren mit ihren Leistungen alle zufrieden.
Platz |
Name |
AK |
AK-Platz |
Zeit |
|
10. |
Darius Spychala |
M |
4 |
03:16:11 |
PB, VR |
21. |
Fabian Benz |
M |
8 |
03:44:14 |
PB |
23. |
Walter Hösch |
M60 |
1 |
03:48:27 |
PB |
35. |
Sebastian Riebandt |
M40 |
5 |
04:12:13 |
PB |
39. |
Klaus Haake |
M50 |
6 |
04:35:39 |
|
42. |
Michael Bohm |
M55 |
6 |
04:39:36 |
|
Die Männermannschaft kam auf den dritten Platz und unterbot ebenfalls den alten Vereinsrekord deutlich.
Die Männermannschaft 50+ in der Besetzung Walter, Klaus und Michael belegte in einem knappen Wettbewerb den dritten Platz. Hier waren die besser platzierten Teams in der Addition der Zeiten nur 5 und 12 Minuten schneller. Durch diese Ehrung kamen Klaus und Michael ebenfalls zu Medaillen als Erinnerung an diese Meisterschaft.
„Das ist mein Tag“ und das bestätigte er mit dem Sieg in seiner Altersklasse. Walter behielt mit einer klugen Renntaktik die Nerven und hielt das Duell in der AK60 mit Lothar Esser zunächst offen. Selbstbewusst überholte er Lothar in der vorletzten Runde und konnte den Vorsprung bis zum Ziel noch ausbauen. Walter’s Zeit entspräche eine alterskorrigierte Zeit von beeindruckenden 3:03:26 Stunden.
In seinem ersten Lauf für die LG Ultralauf lief Darius in persönlicher Bestleistung gleich einen Vereinsrekord. Ohne Uhr reihte er sich in den ersten Runden ganz vorne ein. Obwohl er dem Anfangstempo Tribut zollen musste, reichte es neben der PB sogar noch zu einem Platz unter top ten.
Persönlichen Rekord lief auch Fabian, der von sich behauptet, dass er nicht mehr schnell laufen kann … aber in Wolfenbüttel das Gegenteil bewies.
Sebastian lief seinen letzten Ultra 2019 bei der 100km DM in Kandel. Mit bewundernswert konstanten Tempo gelang ihm die Planerfüllung „so zwischen 4:10 und 4:15h“.
Unser Präsi Klaus musste vor drei Wochen mit Wadenproblemen raus und hatte auch danach noch Einschränkungen. Er lief im Hinblick auf die 24 Stunden DM in zwei Wochen ein kontrolliertes Rennen.
Michael begeisterte vor drei Wochen mit seiner Lauffreude und Willen. Letzteres war in Wolfenbüttel nicht nötig
Insgesamt hatten wir mit 3 Frauen und 6 Männern ein kleines, leistungsstarkes Team am Start, das die Tageswertung der Ultramarathon-Bundesliga vermutlich gewonnen hat. Dies ist umso erstaunlicher, da mit Katrin, Walter, Fabian, Klaus und Michael fünft Teilnehmer vor 3 Wochen bereits bei der 100km DM am Start waren. Die Auswertung liegt noch nicht vor, aber nach erster Abschätzung liegt die LG Ultralauf deutlich vor LG Nord Berlin und Die Laufpartner.
Alle Ergebnisse: 37. Stadtgrabenlauf Wolfenbüttel, 01.05.2022 : : my.race|result (raceresult.com)
Ultramarathon-Bundesliga: DUV Ultramarathon-Statistik (d-u-v.org)