Fabian Benz: Auf den Spuren der „Ur-Ur-Großmutter“

… oder zu Fuß auf der Bertha Benz Memorial Route von Mannheim nach Pforzheim

Text und Bilder: Fabian Benz, 01.06.2020

01 Einleitung
Hintergrund:
02 EinleitungMit dem Benz Motorwagen Nr. 3 fuhren am 1. August 1888 früh morgens, als Carl noch schlief und so nichts mitbekam, Bertha und ihre beiden Söhne von Mannheim los. Nach etlichen Herausforderungen auf der Strecke (z.B. „Benzin wurde in Apotheken gekauft, Öl in der Zigarrenfabrik, kleinere Reparaturen erfolgten mit Haarnadel und Strumpfband, an einem zu steilen Berg musste geschoben werden) kommen sie am selben Tag spät abends bereits bei Dunkelheit in Pforzheim an. Damit ist die erste Fernfahrt mit einem Auto gelungen.
Bei mir:
Vorweg die „reinen“ Fakten:
etwas mehr als 106 km, 900 hm, knapp 12 Stunden, Temperatur von durchschnittlich 25 °C (Min. 19°C, max. 33°C). Gelaufen wurde fast überwiegend auf dem Radweg parallel der Bundesstraßen B3 und B10. Entlang der gesamten Strecke gibt es zahlreiche Supermärkte/Tankstellen etc. zur Verpflegungsmöglichkeit. Anreise per Bahn nach Mannheim Hbf, Abreise von Pforzheim Hbf.
03 Wasserturm Mannheim
Mein Lauftag begann schon um kurz nach 6 Uhr mit der Anreise von Bruchsal mit der Bahn zum Hauptbahnhof Mannheim. Von dort sind es zu Fuß noch ca. 1 km bis zu meinem anvisierten Startpunkt, dem Benz-Denkmal an der Augustaanlage in der Nähe des Wasserturms. Das Denkmal ist eine Bronzenachbildung des ersten Automobils in Originalgröße. (Anmerkung: das Denkmal ist teilweise auch sehr umstritten, weil im Jahr 1933 eingeweiht und von einem Künstler, der dem NS-Regime nahestand. Aber das soll hier nicht weiter thematisiert werden).

04 Weg
Nach dem Start führte die Strecke dann mit immer mal wieder kurzen Streckenabschnitten am Neckar gen Osten über Ilvesheim-Ladenburg bis zur B3 in Schriesheim (ca. km 18). Über die gesamte Strecke hinweg findet man immer wieder Beschilderungen mit „Bertha-Benz-Memorial-Route“.

05 Museum
In Ladenburg führt die Strecke auch an dem Dr.-Carl-Benz-Museum vorbei, welches bis in die 1920er Jahre als Fabrikhalle für die Herstellung von Fahrzeugen diente. Heutzutage kann man hier diverse original Fahrzeuge und Werkzeuge oder Nachbauten begutachten.)

06 Route
Von Schriesheim führt die Strecke letztendlich entlang der B3 in Richtung Süden bis nach Grötzingen bei Karlsruhe (ca. km 80). Fast über die gesamte Strecke hinweg führt auch ein separater Radweg nebenher. So ging es dann nach Dossenheim, Heidelberg, Rohrbach, Leimen, Nußloch nach Wiesloch. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist hierbei die Stadt-Apotheke in Wiesloch (ca. km 38).

07 Apotheke

Diese gilt auch als die erste „Tankstelle“, denn Bertha musste damals den leeren Tank auffüllen mit Ligroin, welches in der Apotheke erworben werden konnte.

08 Stein

Danach führt die Strecke weiter über Mingolsheim, Langenbrücken, Stettfeld, Ubstadt, Bruchsal, Untergrombach, Weingarten bis nach Grötzingen. Bis hierher sind bereits 80 km geschafft, fast überwiegend ohne relevante Höhenmeter.

09 Route

10 Schloss Bruchsal

Schloss Bruchsal

11 Eis

Das verdiente Eis

12 Gymnasium

„Alma Mater“

13 Durchatmen

Durchatmen, bevor jetzt die Höhenmeter kommen

Dies wird sich jetzt ändern, ab nun geht es zunächst noch moderat, spätestens ab km 90 dann auch knackiger bergan. Die Steigung machte damals Bertha und dem Gefährt zu schaffen, sodass abschnittweise bergan von Hand geschoben werden musste.

14 BenzstrasseDie Strecke führt weiter Richtung Osten auf der B10 bis nach Pforzheim mit Zwischenetappen in Berghausen, Söllingen, Kleinsteinbach, Wilferdingen, Königsbach, Stein, Eisingen. Von den insgesamt ca. 900 positiven Höhenmeter über die gesamte Strecke erstrecken sich ca. 600 hm auf den letzten 15 km. Die letzten ca. 5 km führen dann wieder bergab in den „Talkessel“ von Pforzheim.

Als Ziel habe ich das Benz-Denkmal in Pforzheim am Weisenhausplatz auserkoren bzw. der Fluss Enz. Nach knapp 12 Stunden erreichte ich auch das Ziel, jedoch muss ich auch ehrlich zugeben, dass ich durchaus erschöpft war. Der lange Tag mit warmen Wetter, praller Sonneneinstrahlung und teils knackigen Anstiegen auf den letzten 15 km sind nicht zu unterschätzen. Umso froher war ich sitzend im Zug bei der Abreise vom Pforzheimer Hbf zurück nach Bruchsal.

15 Pforzheim

Wie lange letztendlich Bertha und die beiden Söhne für die gesamte 106 km lange Strecke benötigten ist nicht eindeutig überliefert, beziehungsweise es gibt widersprüchliche Angaben von 12-15 Stunden. Überliefert ist jedoch, dass sie früh morgens losfuhren und am selben Abend bereits bei Dunkelheit in Pforzheim ankamen, und zwar Anfang August im Jahr 1988 (selbst der genaue Tag ist nicht eindeutig überliefert).
Die Rückfahrt von Pforzheim wieder nach Mannheim trat Bertha Benz übrigens 3 Tage später an. Diese Route führt auf einer anderen Strecke ca. 90 km über u.a. folgende Orte: Pforzheim-Bretten-Bruchsal-Hockenheim-Schwetzingen-Mannheim. Somit habe ich auch noch ein weiteres Laufziel für einen nächsten langen Lauf vor mir  
Weitere Informationen für Interessierte:
Bertha Benz Memorial Route e. V. und den Bertha Benz Memorial Club e. V
(Nachtrag: bevor jetzt diverse Autogrammanfragen kommen: ich bin natürlich nicht der Nachkomme von Bertha und Carl Benz, zumindest nicht in einem mir bekannten direkten Verhältnis)

 

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