Die Vereinbarung zwischen DUV und DLV darf durchaus als historischer Meilenstein bezeichnet werden. Im Kern geht es darum, dass der DLV ab dem kommenden Jahr neben dem 100km-Lauf drei weitere Disziplinen (50km, 24h und Ultratrail) in den jährlichen Zyklus von Deutschen Meisterschaften aufnimmt und sich stärker als je zuvor zu dem Ultralauf bekennt.
Meldung auf der DLV-Seite vom 17.10.2018: Link
Meldung auf der DUV-Seite vom 17.10.2018: Link
Die kürzlichen Erfolge bei der 100km-WM in Kroatien haben dabei keinen Ausschlag gegeben, denn die Verhandlungen dauern schon über Monate, wenn nicht Jahre an. Dennoch sind es natürlich die sportlichen Erfolge bei internationalen Meisterschaften, die in den letzten Jahren auf den Ultralauf-Sport aufmerksam machten. Lichtgestalten wie Nele Alder-Baerens, Florian Reus oder auch Florian Neuschwander haben ihren Anteil an der gesteigerten Aufmerksamkeit.
Die Vereinbarung ist ein großer Verdienst der DUV, insbesondere von Norbert Madry, der als Sportwart der DUV und Ultramarathonberater des DLV die wichtige Schnittstelle verkörpert und die treibende Kraft der Kooperation war. Die Vereinbarung ist aber auch konform mit dem in der Satzung verankerten Vereinsziel der DUV, den Ultralaufsport bekannter zu machen und zu fördern.
Gleichwohl muss beachtet werden, dass mit der Übergabe der Meisterschaften von der DUV an den DLV auf den ersten Blick auch ein wenig Bedeutung für die DUV verloren gegangen ist. Das täuscht allerdings, denn die Kompetenzen der DUV werden beim DLV hoch geschätzt und so sieht der Kooperationsvertrag eine Einbindung der DUV bei der Durchführung der Meisterschaften vor. Wie das genau organisiert wird und in welchen Punkten die Bibel der Wettkampfdurchführung, die Deutsche Leichtathletik Ordnung (DLO) um die ultralaufspezifischen Details angepasst wird, ist mir aktuell nicht bekannt. Allerdings gehe ich bei den Entscheidungsstrukturen des DLVs davon aus, dass das etwas länger dauern wird. Aber auch in den letzten Jahren wurden mit dem 100km-Lauf erfolgreich Ultralaufmeisterschaften durchgeführt und so steht einer Durchführung anderer Disziplinen nach gleichen Regeln eigentlich nichts im Wege, auch wenn einige ultralaufspezifische Anpassungen sinnvoll erscheinen.
Dennoch gibt es für die in 2019 anstehenden Meisterschaften einige Punkte, die zu beachten sind.
Für die Teilnehmer
Läufer, die an den vier DLV-DMs teilnehmen wollen, benötigen einen DLV-Startpass. Dazu ist natürlich eine Mitgliedschaft Verein erforderlich, der dem DLV angeschlossen ist. Wer vereinslos ist, findet unter den Teams der Ultramarathon Bundesliga aktive Vereine oder unter den DUV-Förderstützpunkten. Man kann aber auch für einen beliebigen Leichtathletikverein starten. Wer als Exot in einem beliebigen Verein ist und sich einem Ultralauf-Team anschließen will, sollte den November zum Vereinswechsel nutzen. Eine Vereinsmitgliedschaft bei einem Ultralaufverein hat für die Sportler viele Vorteile. Einer ist, dass der Verein sehr kurzfristig einen Startpass beantragen kann.
Für die Ausrichter
Nach meiner Einschätzung wird die Startpasspflicht einige Teilnehmer kosten, insbesondere im Trailbereich. Je nach Disziplin haben bisher je nach Meisterschaft ca 20 bis 50% der Teilnehmer keinen Verein, bzw. Startpass. Möglicherweise werden nun die großen Vereine Zuwachs bekommen, was für die Mannschaftswertungen und die Bundesliga durchaus Vorteile hat.
Man könnte darauf hoffen, dass durch die DLV-Integration und Bekanntgabe in den DLV-Kalendern und -Medien die Aufmerksamkeit steigt und sich mehr Teilnehmer aus klassischen Leichtathletik-Vereinen dem Ultralaufsport zuwenden – aber da bin ich eher skeptisch.
Meine Prognose: Die großen Vereine werden einen kleinen Mitgliederzuwachs bekommen und die Teilnehmerzahlen werden dennoch ein wenig zurückgehen.
Der DLV als Veranstalter bedeutet für den ausrichtenden Verein einige Nachteile im Vergleich zu früher als die DUV der Ansprechpartner war. Das beginnt mit dem Vergabeverfahren, welches nun etwas langwieriger ist. Bei der Durchführung war die Zusammenarbeit mit der DUV ein wahres Vergnügen, denn der Durchführungsvertrag ist für den Ausrichter eine Sammlung von Geschenken. Die DUV bringt die Medaillen und die Urkunden mit, stellt die Jury, macht das Briefing und die Siegerehrung – und das alles kostenlos. Die beteiligten Personen sind kompetent und engagiert. Besser geht es nicht. Die Zusammenarbeit mit dem DLV gestaltet sich da etwas schwieriger. Da gibt es Durchführungsverträge mit viel Kleingedrucktem. Die Punkte sind im Wesentlichen sinnvoll, um bei allen Deutschen Meisterschaften ein identisches Erscheinungsbild zu haben und den Exklusiv-Sponsoren bestimmte Rechte zu sichern. Einiges passt allerdings nicht und bei traditionellen Veranstaltungen gibt es oftmals konkurrierende Interessen. Da muss man entweder sehr zäh verhandeln oder einfach die Dinge so machen, wie der DLV das wünscht. Finanziell bedeutet die Ausrichtung einer DLV-Meisterschaft im Vergleich zur DUV-Meisterschaft Mehrkosten.
Meine sehr persönliche Einschätzung ist, dass es in diesem Jahr etwas holprig laufen wird. Für die DLV-Landesverbände und viele DLV-Kampfrichter ist die Mitwirkung bei einer Ultralauf-Meisterschaft Neuland; die Zusammenarbeit zwischen Verein, DLV-Landesverband, DLV-Bundesverband, DLV-Ultramarathonberater und der DUV sind möglicherweise noch nicht abschließend geklärt oder nicht allen Beteiligten bekannt. Auch die Ankündigung, dass Norbert Madry Anfang des Jahres als DLV-Ultramarathonberater zurücktritt und die Verantwortung an jemand anderen übergibt, wirkt auf mich etwas beunruhigend. Dennoch sind 99% aller Beteiligten an einer erfolgreichen Durchführung einer Meisterschaft interessiert und so bin ich zuversichtlich, dass es auch im Jahr 2019 schöne Meisterschaften geben wird.
Die LG Ultralauf als betroffener Verein
Für unsere Mitglieder ändert sich nichts. Alle Mitglieder, die einen Startpass brauchen, haben einen oder bekommen einen.
Wenn sich aufgrund der Startpasspflicht vereinslose Läuferinnen und Läufer für eine Mitgliedschaft bei uns interessieren – gerne. Wir können neue Mitglieder in allen Alters- und Leistungsklassen gut gebrauchen. Sie sollten allerdings zu uns passen.
In diesem Jahr haben wir die 100km DM nach DLV-Regeln und die 24h DM nach DUV-Regeln organisiert, da werden wir es sicher auch hinkriegen, die 24h DM nach DLV-Regeln auszurichten. Wir haben ja auch noch ein bisschen Zeit, denn unser 24h-Lauf, vermutlich mit der 1. DLV DM, findet am 24./25. August statt.
Wir freuen uns auf die neue Saison, auf schöne Veranstaltungen und spannende Wettbewerbe.
Text: Michael Irrgang, Bild: Michael Irrgang vom MTUT 2018, Logo: DLV, 25.10.2018