Viele Vereinsmitglieder haben am diesjährigen Mauerweglauf teilgenommen und berichten von ihren Eindrücke.
Berichte folgen von Kerstin Hommel, Peter Hübner, Kirsten Althoff, Sylvia Faller, Matthias Kröhling und Sebastian Gonschorek. Teilweise wurden sie gekürzt aus Facebook übernommen.
Kerstin Hommel hat einen längeren Bericht geschrieben:
Wie vor jedem Lauf lege ich mir je nach körperlichen Verfassung meine ambitionierten Ziele fest. Das war für Berlin, in der Klasse M55 unter die ersten 10, im Gesamtklassement unter die ersten 50 und das ganze unter 21h laufen. Die Ziele verflogen ganz schnell, als sich ab km 30 die Beine extrem bemerkbar machten und ich mich einfach nicht auf den Lauf konzentrieren konnte. Neues Ziel, einfach finishen und sich evtl. das Buckle noch schnappen. Wie es manchmal bei Ulträufen so ist, dreht sich der Wind. Ab ca. km 70, kam ich endlich richtig in den Lauf. Am Ende durfte ich doch noch alle Ziele erfüllen. In der AK55 Platz 5, im Gesamtklassement Platz 47 und Endzeit 20:25:08. Was sagt uns dass? Gebt niemals auf und verfolgt eure Ziele bis zum Schluss.
Text und Bild von Peter Hübner
Kirsten Althoff hat bei ihrem ersten 100Meiler sensationell mit dem dritten Platz belegt. Auf Facebook schreibt sie dazu:
In den zwei Wochen vor dem Lauf war ich in einem Modus der Dauer-Nervosität! Ich hab wirklich angenommen, dass mein Körper nach 100km aufhört zu laufen. Die zwei Wochen waren wirklich schrecklich und beim nächsten Mal lasse ich diese Pre-Race-Anspannung einfach mal weg 😛
Pünktlich zum Start hatte ich aber einfach nur noch unglaublich Bock auf den Lauf. Ich hab mich gefreut dabei sein zu dürfen und war neugierig, was da wohl passiert auf der langen Strecke.
Dank Marcel Zöllner bin ich eher defensiv gestartet und hab mich die ersten 60km mit Hinz und Kunz über Gott und die Welt unterhalten. Das Laufen fühlte sich unglaublich entspannt an. Anschließend habe ich mich weiter gut unterhalten, aber nicht mehr mit Hinz und Kunz, sondern mit meiner Radbegleitung. Einen großen Dank an meine Eltern, die sich auf den „letzten“ 100km abgewechselt haben.
Ab km 120 wurde es genau wie Tanja Niedick gesagt hat, etwas zäh. Wobei das „etwas“ etwas untertrieben ist. Ich hatte zusehens Probleme was zu trinken. Dennoch hatte ich körperlich insgesamt wenig Probleme und konnte permanent laufen. Allerdings habe ich meiner Radbegleitung, die zwischendurch immer wieder über Verbesserungspotentiale philosophiert hat, gesagt, dass das eine absolut einmalige Sache sei. (Ist natürlich Quatsch, aber währenddessen daran zu glauben, ist ganz gut).
Die letzten 30 Kilometer haben sich ewig hingezogen. Gefühlt waren die genauso lang wie die 130km vorher 😉
Mental fand ich den Lauf äußerst interessant. Bei 100km Läufen habe ich vorher immer die Strecke in Teiletappen unterteilt, wie wir es auch vom Marathon kennen. Bei der Distanz von 161 km habe ich nur gedacht: Das ist mir zu lang zu denken. Ich stell mir einfach vor, dass der Lauf ewig und drei Tage dauert. Deshalb habe ich auch unterwegs nie an eine Zielzeit oder Platzierung oder wieviel km es noch sind gedacht. Neben den Gesprächen hat in meinen Kopf eine Dauerschleife von „Lauf, lauf, lauf“ oder wahlweise auch „Schritt, Schritt, Schritt“ stattgefunden. Ich war nur in der Gegenwart. Für mich deutlich enspannter als das in die Zukunft gerichtete.
Dass am Ende diese Zeit von 17:49 Stunden und der dritte Platz der Frauen rausgesprungen ist, ist noch nicht bei mir angekommen. Ich hab mit einer Zeit von unter 20 Stunden geliebäugelt. Wahrscheinlich kommt mir meine Wander-Unlust zugute. Selbst wenn es hart wird, denke ich: Wenn ich jetzt durchlaufe, bin ich schneller im Ziel. Selbst an den VPs habe ich keine Lust mich aufzuhalten, sondern genieße das entspannte Eintauchen in den „ewigen“ Laufrhythmus. Durch meine Radbegleitung musste ich auch kaum anhalten und bin mehr oder minder durchgelaufen. Mein Plan war einfach stumpf so lange zu laufen wie es geht. Hat zum Glück bis zum Ziel gepasst. Danach ging allerdings ohne Hilfe keine einzige Treppenstufe mehr 🙂
Vielen, vielen Dank an Florian Reus. Seine Trainingsberatung ist absolut perfekt. Mir ging es körperlich erstaunlich gut und das hängt maßgeblich mit einer sehr gut verträglichen Trainingsgestaltung zusammen.
Vielen Dank an meine Eltern für den Support! Mir tut eine direkte Begleitung so unglaublich gut. Jedes aufbauende Wort schießt direkt ins Herz.
Vielen Dank an die Organisation des Mauerweglauf – 100Meilen Berlin und die zahlreichen Helfer!!
Vielen Dank auch an MyVitargo!!
Mit diesem Lauf hat unser Spendenprojekt für das Hospiz am Wall seinen Höhepunkt gefunden. Wir konnten in diesem Jahr über 16.000 € sammeln. Davon wird nun ein Verein mit den Ehrenamtlern gegründet, der das Geld verwaltet. Bisher wurden schon einige Herzenswünsche der Gäste erfüllt: Stadionkarten für BVB, ein Segelflug und eine Geburtstagsfeier. Vielen Dank an alle Helfer, Ehrenamtler und Spender!!
Text und Bilder von Kirsten Althoff
Sylvia Faller und Jens Allerheiligen wollten sich ihre Körner für die 24h-DM in Bottrop aufheben und haben sich die Strecke als 2er-Staffel geteilt. Sylvia hat ebenfalls ihre Eindrücke auf Facebook geschildert:
Auch ich war am Wochenende laufend unterwegs. Diesmal nicht allein, sondern, als 2er Staffel mit Jens Allerheiligen beim Mauerweglauf Berlin. Es war sehr emotional und ergreifend für mich. Dieser Lauf war dieses Mal zum Gedenken an ein Maueropfer, das gerade mal 10 Jahre werden durfte: Jörg Hartmann. Trotz des nachdenklichen Hintergrundes war es ein gelungenes Event. Tolles Wetter, super Orga, tolle Läufer auf der Strecke und natürlich auch großen Dank an Jens. Haben wir super zusammen gerockt! Ich durfte als erstes auf die Strecke und nach 91 Kilometern hat Jens den “ Staffelstab“ übernommen und ist nochmal 70 Kilometer super ins Ziel gelaufen. Unsere Belohnung für die Anstrengung war ein toller 5. Platz. Und auch wenn es keine Wertung diesbezüglich gibt, die beste Mixstaffel?
Text und Bilder Sylvia Faller
Sebastian Gonschorek schreibt zu seinem Lauf:
Mauerweglauf 2018, meine dritte Teilnahme, aber wieder etwas ganz besonderes. 161km entlang der ehemaligen Grenze West-Berlins. Es war wieder einmal schön, so viele bekannte Gesichter zu treffen und neue Verrückte aus dem Laufzirkus kennen zu lernen.
Großen Respekt und Dank an alle Helfer des Laufes.
Speziell wurde diesmal an das jüngste Maueropfer gedacht. Mit nur 10 Jahren verlor Jörg Hartmann 1966 sein Leben. Ihm zu Gedenken legten die Teilnehmer Spielzeug ab, was nun gemeinnützigen Zwecken zu Gute kommt.
Mein persönliches Ziel konnte ich erreichen: mit 19:24 Std. bin ich unter den 20 Std. geblieben.
Text und Bilder: Sebastian Gonschorek
Jeder Lauf ist es wert, einmal im Nachhinein analysiert zu werden, bei denen, die nicht so gut gelangen, ist es dabei besonders wichtig. Matthias Kröling tut dies auf seine Art.
Jeder Läufer, den ich kannte und der schon mal beim Mauerweglauf war, wollte danach wieder dahin. Selbst Trail-Puristen, die ansonsten jeden Meter Asphalt meiden, empfahlen mir eine Teilnahme und wollten sich in diesem Jahr dort ihre Back-to-Back-Medaille sichern. Na denn, fahr ich halt mal nach Berlin. Es gäbe viel zu sagen zum Wochenende. Über die vielen bekannten Gesichter, die Tagesstrukturen und meinen Rennverlauf. Ich beschränke mich hier auf drei für mich wesentliche Erkenntnisse.
1. Der Mauerweglauf ist wie kein zweiter Ultralauf in dieser Größenordnung (eine Runde über 100 Meilen mit 26 Verpflegungsstationen) perfekt organisiert. Ich würde sogar sagen, erschreckend perfekt. Von der großen Logistik (70 Tonnen Getränke und Verpflegung mit LKWs durch Berlin karren), über die große Gastfreundschaft (Übersetzung der Siegerehrungen ins Englische, Italienische und wahlweise sogar Japanische) bis hin zu kleinen Details (Sonntagmorgen um 4:20 Uhr verlasse ich die Bezirkssportanlage. Am offenen Tor steht selbst um diese Uhrzeit ein Volunteer, der überwacht, dass niemand Unbefugtes die Anlage betritt), um nur einige Beispiele zu nennen. Ganz großer Sport! Oder um noch einmal das Wort „perfekt“ zu gebrauchen: Oft wird es bei der Würdigung von reibungsloser Organisation inflationär verwendet, aber über die 100 Meilen von Berlin kann man nicht anders sagen, als dass sie perfekt organisiert sind.
2. Mein eigener Lauf war das Gegenteil von perfekt. Am Ende steht eine für mich „okaye“ Zeit von 21:38 Stunden und ich bin vor allem begeistert von den Leistungen meiner VereinskollegInnen, etwa Kirsten, Christian, Sebastian, Fabian und Peter. Die Erkenntnis des Wochenendes ist, dass Geiz nicht geil ist. Ich habe des Nachts mit der Helligkeit meiner Stirnlampe geknausert. So erreichte ich eine Trittsicherheit von 97%. Die drei fehlenden Prozent sind bei einem kurzen Läufchen kein Beinbruch. Wenn man aber nach über 15 Stunden Laufen bei jedem kleinen Schritt immer und immer wieder aufgrund der unzureichenden Lichtverhältnisse nur zu 97% trittsicher ist und demzufolge die Muskeln immer minimal mehr kontrahieren als erforderlich, dann rächt sich dies bei mir. Genauer gesagt rächt sich der Muskulus vastus medialis, sagt Google. Zunächst war es ein Ziehen, dann ein Stechen, dann war ich nicht mehr in der Lage, mehr als 50 bis 100 Meter am Stück zu laufen und bin vom VP23 die restlichen 18 km bis in Ziel fast nur noch gegangen. (Klar hatte ich eine leistungsstarke und vollgeladene Stirmlampe, klar hatte ich Ersatzbatterien im Rucksack. Es gibt für mein Vorgehen keine vernünftige Erklärung.)
3. Vor allem aufgrund des Malheurs mit dem Oberschenkel waren die letzten Stunden eine Qual. Als ich so humpelnd, mal leise, mal laut fluchend mit mir selbst beschäftigt war auf diesen letzten Kilometern, stülpte sich die Frage nach dem Warum wie eine dumpfe Glocke über mein ganzes Selbst. Warum – in alles in der Welt – und für wen überhaupt sollte ich mich noch einmal so anstrengen? Es war mein dritter Lauf über 100 Meilen in diesem Jahr. Vielleicht ist es auch des Guten zu viel. Natürlich war ich im Vorhinein viel zu selbstsicher, ja, quasi mir selbst gegenüber arrogant, diesen lockeren Straßenlauf mit dem überreichen Verpflegungsangebot auch noch drei Wochen vor Bottrop locker schaukeln zu können. Nun ist es nicht so eingetroffen. Und statt dass mich dieser Lauf für Bottrop motiviert, bin ich mir gerade nicht sicher, ob ich dort überhaupt starten kann (Oberschenkel) bzw. will (kein Bock mich zu quälen).
Text: Sebastian Gonschorek
Alle Ergebnisse unserer Vereinsmitglieder – allerdings sind nicht alle Vereinsmitglieder sind unter LG Ultralauf gestartet.
Platz | Männer | Laufzeit |
30 | Bandowski, Dirk | 19:08:55 |
31 | Mohr, Christian | 19:14:16 |
34 | Gonschorek, Sebastian | 19:24:18 |
47 | Hübner, Peter | 20:25:08 |
61 | Mantel, Klaus | 21:04:44 |
76 | Kröling, Matthias | 21:38:27 |
90 | Heinle, Matthias | 22:11:43 |
101 | Landwehr, Matthias | 22:33:13 |
128 | Benz, Fabian | 23:00:03 |
218 | Petry, Michael | 27:00:16 |
230 | Porstner, Thomas | 28:20:55 |
234 | Pflügler, Christian | 28:34:06 |
DNF | Beckmann, Stefan | |
DNF | Künkel, Norbert |
Platz | Frauen | Laufzeit |
3 | Althoff, Kirsten | 17:49:57 |
12 | Nowottny- Hupka, Rita | 20:40:53 |
31 | Großgarten, Heide | 24:15:11 |
40 | Hommel, Kerstin | 26:44:06 |
Die Ergebnisliste findet ihr hier.
Zusammenfassung: Jens Allerheiligen 15.08.2018