Der 6. Trail Römische Weinstraße (TRW) am 22. Juli 2018 im Rheinland-pfälzischen Mehring an der Mosel sollte es also sein. Angeboten wurden vier Strecken von 6,79km/330Höhenmeter über 15,34km/697 Höhenmeter und28,45 km/1266 Höhenmeter bis hin zu 66,29/2417 Höhenmeter, laut Veranstalter. Meine Wahl fiel auf die 28,45 km Strecke. Der Lauf in Mehring sollte zusammen mit dem HuBut im August als Vorbereitung auf den BUF 6 Stunden Lauf im September dienen.
Aber zurück zur römischen Weinstraße. Die entsprechenden Höhenmeter und das Streckenprofil sahen erstmal nicht so schlimm aus. Ein bisschen Trail Erfahrung hatte ich ja schon im Hunsrück und Rheingau gesammelt. Zwar noch nie über 1000 Höhenmeter, aber die Anforderungen waren im Rahmen des Machbaren, dachte ich mir.
Die Anfahrt und die Abholung der Startunterlagen am Morgen des 22.August verliefen erwartungsgemäß unproblematisch. Lediglich die Parkplatzsuche war etwas knifflig, denn die Veranstaltung war überraschend gut besucht. Im Vereinsshirt als der LG Ultralauf zugehörig zu erkennen, wurde ich doch tatsächlich darauf angesprochen, ob ich denn nicht zu spät sei, denn die Ultraläufer seien schon seit 6 Uhr auf der Strecke. Meine Erklärung, ich würde heute kleine Brötchen backen, beruhigte meine Gegenüber dann scheinbar.
Nachdem die“ Kurzstreckler“ um 9 Uhr gestartet waren, ging es für uns um 9:15 Uhr relativ unspektakulär auf die Strecke. Meine Entscheidung die Trail Stöcke direkt auszupacken und in der Hand zu halten, erwies sich schnell als gute Entscheidung. Innerhalb von 3 km ging es um 260m in die Höhe. Für mich, als Mainzer „Flachländer“, eine ordentliche Hausnummer. Aber wir waren ja erst am Anfang und das bedeutete, sich die Kräfte gut einzuteilen.
Die Strecke mäanderte fortan fröhlich in der Mehring umgebenden Hügellandschaft, auf und ab. Wobei sie gefühlt mehr bergauf mäanderte, als bergab. Zu den Highlights zählten beim Trail Römische Weinstraße sicherlich die Klettersteige (z.B. der Rioler Klettersteig) bei denen es, mit Drahtseilen gesichert, teilweise fast senkrecht, nach oben auf ca. 420m Höhe ging.
Oben angekommen befand sich dann, bei km 7, glücklicherweise der erste Versorgungsposten, mit tollem Blick auf die Moselschleife. Aber: „What goes up must come down“. Natürlich, runter mussten wir auch wieder. Nachdem ich beim schwierigen Anstieg schon einiges an Körner verschossen hatte, tat der technisch anspruchsvolle Downhill schon ziemlich weh und sorgte für muskuläre Wadenprobleme. Aber wer will schon mitten drin aufhören? Es war ja bezahlt! Also weiter ging es.
Bei km 9 war der tiefste Punkt der Strecke erreicht. Nun hieß es den nächsten Versorgungspunkt, bei km 15, ins Visier zu nehmen. Der war natürlich wieder irgendwo oben auf der Strecke. Die Strecke selber war mit Schildern, Flatterband und roten Punkten eigentlich sehr gut markiert. Allerdings hatte man wohl eine Abzweigung vergessen oder ein Spaßvogel hatte die Markierung entfernt. Wer weiß. Auf alle Fälle war es an einer Wegkreuzung nicht ganz klar wohin es weiter gehen sollte. Schnell war eine Gruppe von 8 Läuferinnen und Läufern versammelt, die gemeinsam, zunächst erfolglos, nach Markierungen suchten. 20 Minuten dauerte das ganze Drama bevor wir die nächste Flatterband Markierung fanden und kurz darauf, wer hätte es gedacht, bei km 16, auch den nächsten Versorgungspunkt. Noch knapp 12 km also.
Langsam fingen die Beine an, dem ständigen auf und ab, im zum Teil technisch anspruchsvollen Terrain, Tribut zu zollen. Immer wieder bekam ich Krämpfe. Aber gut, „no pain no gain“, ein paar gesalzene Nüsse einwerfen und weiterlaufen. Mittlerweile waren wir eine dreier Gruppe unterwegs, die beschlossen hatte, das Rennen zusammen zu finishen. Wer gerade gut drauf war macht die Pace für die anderen. Es gab jetzt eine Phase mit längeren flachen Abschnitten und moderaten Steigungen die gut im Laufschritt zu bewältigen waren. So machten wir zügig etwas Boden gut. Das passte ganz hervorragend zur Wetterlage. War es den ganzen Vormittag eher bewölkt mit angenehmen Temperaturen, kam um die Mittagszeit mehr und mehr die Sonne durch und tat ihr übriges.
Größere Steigungen wurden von meinen Mitläufern und mir nur noch gehend bewältigt. So näherten wir uns dann langsam, doch unaufhaltsam dem Ziel. Nicht jedoch ohne nochmals, wie soll es auch anders sein, einen kleinen aber „feinen“ Moselaner Weinberg (vielleicht Riesling), sozusagen als krönenden Abschluss erklommen zu haben. Der Zieleinlauf nach 5 Stunden (die Zeit war für uns schon lange zweitrangig), zu dritt über die Ziellinie, war eines der besten Lauferlebnisse das ich bisher hatte.
Mein Fazit: Der Trail römische Weinstraße ist ein Muss für Freunde des gepflegten Hügellaufes. Ein gut organisierter Event mit technisch anspruchsvolle Passagen und knackigen Steigungen und vor allem landschaftlich ganz wunderbar. Muskelkater ist garantiert und im Preis inbegriffen.
Text und Bilder: Ralf Sternbeck, 3.8.2018