Josefs Debüt für die LG Ultralauf in Belgien

Verlängerung im Hohen Venn (Belgien)

Der Lauf heißt „Grand Trail des Lacs et Châteaux 2018 – Les Doux Dingues – 60 km“ und die zugehörigen, offizielle Information des Veranstalters sind: 61.6km, 1600 Höhenmeter (Aufstieg), 1790 Höhenmeter (Abstieg), Start in Waimes (BE), Ziel in Surister – Jalhay (BE)

Es sollte nach meinem ersten Ultra-Marathon in Monschau (2017) mein zweiter Ultralauf werden! Worauf ich mich da eingelassen hatte, wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Und dann auch noch der erste Lauf für meinen Verein: die LG ULTRALAUF!!!

Auf jeden Fall stimmte mich meine fünfmonatige Vorbereitungszeit sehr zuversichtlich: Lange langsame Läufe, gelaufene und/oder gestiegene 32.000 Höhenmeter im Aachener Wald, jede Mittagspause für kürze Läufe genutzt (12 18 Kilometer Läufe). Mein gestecktes Ziel unter 12 Stunden sollte ich um ganze 12 Sekunden verpassen, aber ich habe Erfahrungen auf dieser Strecke gemacht, die ich in Sekunden nicht aufrechnen kann.

Der Start erfolgte nach einer kurzweiligen Busfahrt und einer in französisch gehaltenen Einweisung um 08:00 in Waimes an der Kirche.

HoherVenn1

Und die ersten Kilometer hatten es höhentechnisch schon in sich, aber die Landschaft mit ihren Aus- und Weitblicken entschädigte dafür.

HoherVenn2 

Nach abwechslungsreichen ersten 30 Kilometern durch die kleine Stadt Maldmedy mit steilen Ab-und Anstiegen vorbei an dem Skigebiet von Ferme Libert erreichten wir die ersten Ausläufer des Hohen Venns.

HoherVenn3 

Die für das Hohe Venn typischen Bohlenwege sollten uns jetzt etwas länger noch begleiten.

Im Moorgebiet des Hohen Venns haben meine Füsse so manches Moorloch nicht umlaufen können und meine Zehen sind heute noch nicht ganz sauber davon. Aber Moorpackungen sollen ja ziemlich gesund sein!

HoherVenn4 

Ja ich habe vorhin „uns“ geschrieben, denn wo ich die ersten 12 Kilometer alleine am Ende des Feldes gelaufen war, traf ich in Malmedy auf Erhard aus Karlsruhe, der bereits erfolgreich über 190 Ultras seit 1989 absolviert hatte. Es war für mich eine sehr intensive Begegnung und wir sind dann die meiste Zeit bis ca. Kilometer 50 zusammen gelaufen bzw. gegangen. Erhard sollte später bei ca. 60 Kilometern das Rennen aufgeben. Die Verpflegungsstellen waren recht spärlich und die Wasserknappheit hat wohl sein Übriges getan, denn irgendwann und obwohl ich mein Wasser mit ihm geteilt habe, waren doch seine Akkus leer. Schade: Es war mir eine große Ehre, mit ihm über das Laufen philosophiert zu haben.

HoherVenn5 

Meine beste Zeit war so zwischen Kilometer 50 und 60, wo ich die meiste Strecke laufen konnte, entlang an frischen Moorbächen und schattigen Passagen. Ich habe gespürt, dass mein Training in den Aachener Wäldern sich auszahlte und obwohl ich als letzter gestartet war, konnte ich sogar noch ein paar Läufer überholen, was mich wohl zusätzlich motivierte. Zu diesem Zeitpunkt war ich also wieder allein und so sollte es bis zum „bitteren“ Ende bleiben.

Und jetzt zum „bitteren“Ende und dieser anstrengenden Verlängerung, denn die Strecke entpuppte sich doch nach etwas mehr als den angegebenen 61,6. Sie war nach meiner Messung doch ca. 66,5 Kilometer weit und mit 2.064 Höhenmetern nach meiner Garmin-Uhr entsprechend herausfordernd. 

Die letzten zusätzlich knapp 5 Kilometer habe ich schon verflucht, denn die haben mich doch ganz schön geschlaucht und gerade dann, wenn ich das Ziel schon in Sicht- und Hörweite vor mir hatte liegen sehen, wurde ich noch einmal auf eine zusätzliche Schleife durch Wiesen mit Hindernissen, hinunter in dunkle Täler mit einem abschließenden Zielanstieg geschickt.

Kurz nach dem Ziel habe ich gesagt: Kann ich laufen, muss ich aber nicht noch mal – aber jetzt heute und mit einem gewissen Abstand: Warum nicht im nächsten Jahr wieder?

Mein Resümee als Ultra – Laufnovize: Landschaftlich wunderschöner Lauf, streckenweise für mich nicht „laufbar“, sondern nur gehbar (Wurzelstiege, steinige und sehr rutschige Pfade rauf und runter), sehr anspruchsvolle Strecke und für mich schon ein kleines Abenteuer – aber meine mir selbstauferlegten „Prüfung“ bestanden und innerlich wunderbar glücklich und hochzufrieden.

HoherVenn7

Text und Bilder: Josef Graf 08.06.2018

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