Kreislauf ist gut für den Kreislauf!!!!!
Ich gebe es gleich mal vorneweg zu: Man muss schon ein wenig „ultraverrückt“ sein, um sich sowas anzutun: In einer Halle – Niederlausitzhalle in Senftenberg auf einer 250m-Bahn, vorne und hinten mit Steilkurven – 100 km auf insgesamt 400 Runden zu laufen. Doch alle Finisher, die man hinterher fragt, werden sagen: Ist ganz gut machbar. Ob das nun wirklich so ist oder die Starter, die da antreten sowieso eine ganz spezielle Sorte Ultraläufer sind, bleibt jedem selbst überlassen, dies zu beurteilen.
Ich gehöre auf jeden Fall dazu! Und das sogar als Wiederholungstäter, denn ich war letztes Jahr bei der Premiere des 100Km-Laufs in Senftenberg bereits dabei und es hat mich nicht abschrecken können.
Doch ich bin nicht der Einzige. Viele bekannte Gesichter entdecke ich wieder einmal. Es ist nun nicht verwunderlich, so oft ich in den vergangenen beiden Jahren auf Ultraläufen und Marathons unterwegs war. 33 Ultras und 13 Marathons standen 2017 auf dem umfangreichen Programm. Das bedeutet, dass ich inklusive Trainings-Km 9.200Km im vergangenen Jahr gelaufen bin. Daran denke ich gerade, als ich an der Startlinie stehe und auf das Kommando für den ersten Ultra in 2018 warte. Ich bin überzeugt heuer gibt es ein stark abgespecktes Laufprogramm – mal sehen, wie sich die guten Vorsätze umsetzen lassen.
Nun ganz ohne Vorbereitung stehe ich hier nicht am Start. Auch im Dezember und Anfang Januar habe ich meine Trainingsläufe langsam gesteigert, die Einheiten wurden auf max 30km hochgeschraubt und am vergangenen Wochenende trat ich beim Einladungslauf von Gerhard Börner rund um Schwabach an. Der sogenannte SWU (Schwabacher Winter Ultra) ist eine liebgewordene Tradition geworden, der erste lange Lauf im neuen Jahr, ohne Wettkampcharakter – schließlich hat mich der Gerhard (Veranstalter des JUNUT) damals zum Ultralaufen gebracht.
Pünktlich um 11Uhr fällt der Startschuss, es geht auf die erste Runde der 250m-Bahn und nach ca. 1:30min sind es schon „nur noch“ 399 zu laufende Runden, wie uns die Anzeigentafel verrät.
Mit mir sind ca. 35 weitere Läufer(innen) am Start, gemeldet hatten 40-45 Läufer, doch in dieser erkältungsanfälligen Zeit ist es kein Wunder, dass einige davon sich das noch anders überlegen mussten.
Auch einige Vereinskollegen von LG Ultralauf hatten gemeldet und sind nicht angetreten.
Doch Thomas Porstner aus Bad Düben und unser Neumitglied Klaus Mantel aus Fellbach kreisen mit mir durch die Halle. Seit vielen Monaten hatte ich Klaus eine Mitgliedschaft „schmackhaft“ gemacht (diesmal startet er noch als Schauläufer), im Jahr, wo er am Spartathlon teilnehmen möchte, hat er sich entschieden beizutreten – eine sehr gute Wahl, wie ich finde *gg*.
Mit am Start sind zwei „Deutschlandläufer“, die ich auf den 19 Etappen von Sylt zur Zugspitze näher kennenlernen durfte. Bernhard Munz aus dem Allgäu ist sicherlich vielen nicht unbekannt. Harry Lange, ein Läufer mit sehr eingeschränktem Sehvermögen war auch dabei und möchte hier mit einer Zeit unter 10 Std seine Spartathlon-Quali fixmachen. Mit 9:52 Std schaffte er das auch.
So manche Spartathlon-Finisher entdecke ich auch hier, Mike Hausdorf (Berlin), Matthias Landwehr (Werther), Udo Pitsch ist zwar auch hier, kann jedoch auch krankheitsbedingt leider nicht starten.
Das Rundendrehen ist natürlich schon eine besondere Herausforderung für die Psyche der Ultraläufer, doch die meisten wissen ganz gut auf was Sie sich eingelassen haben.
Unser Neumitglied bringt es auf den Punkt. Er sagt: Das Kreislaufen ist trotz aller Widrigkeiten natürlich gut für den Kreislauf! Er hat sich übrigens hervorragend vorbereitet und beginnt nach ca 20Km damit, mich immer wieder mal zu überrunden. Meine Vorbereitung war nicht so intensiv und so muss ich Ihn ziehen lassen.
Mein Ziel ist es auf jeden Fall, die Zeit vom vergangenen Jahr zu unterbieten, da brauchte ich 10:57 Std, war aber mit kleinen Handicap unterwegs (Kreuzbeinbruch war noch nicht vollständig ausgeheilt), das sollte also zu schaffen sein, erwies sich aber als nicht ganz einfach.
Ein paar kleine Vorteile hat so ein Rundenlauf natürlich auch: Verlaufen kann man sich nun wirklich nicht, die Verpflegung ist natürlich geradezu luxuriös, alle 250m kommt man am VP vorbei, der alles so bietet, was ein Ultraläufer so braucht. Gelegentlich gibt’s sogar warme Suppe und später auch Bier. Die Zeiterfassung und Anzeige ist optimal eingerichtet, kurz nach Überschreiten der Ziellinie ist eine entsprechende Anzeige, die nach jedem weiteren Läufer weiterspringt. Es ist schon fast zu viel Info für die kurze Zeit, wo man vorbeiläuft – nun bei jeder Runde sieht man da auch nicht hin.
Der Rundenzähler sagt einem z.B. man hat tatsächlich irgendwann nur noch 100Runden zu laufen, was immerhin 25Km entspricht.
Nach 8:29Std hat es der 1.Läufer schon geschafft, Stefan Otto ist im Ziel. Die anderen sind noch fleißig am Rundendrehen, wobei mir Klaus mittlerweile schon etliche Runden abgenommen hat. Er schafft es mit 9:47 Std deutlich unter 10Std zu bleiben. Nach einer kleinen Schwächephase bei KM60 wo ich nur noch auf Platz 22 zu finden war, arbeite ich mich wieder ein wenig nach vorne und kann den 17. Platz in der Männerwertung erreichen.
Mit 10:52 Std bin ich wirklich grade 5min schneller als 2017 – so richtig erfolgreich finde ich das nicht. Doch ein erster 100Km im neuen Jahr ist absolviert und ohne große Schwierigkeiten überstanden, damit bin ich einigermaßen zufrieden. Also ein passabler Start ins neue Laufjahr.
Nach dem Umziehen und der Siegerehrung gibt’s unterwegs noch einen Happen zu essen, geduscht wird dann in der Pension. Nach einem gemeinsamen Frühstück brechen Klaus und ich wieder Richtung Heimat auf. Wir werden uns sicherlich demnächst wieder über den Weg laufen.
Ergebnis:
9. Klaus Mantel Schauläufer Fellbach M 55 09:47:49.
17. Roland Krauss LG Ultralauf Kammerstein M 55 10:52:56.
24. Thomas Porstner LG Ultralauf Bad Düben M 55 13:29:25.
Fotos und Text: Roland Krauss, 2.2.2018
Startfoto vor den 100km mit Neumitglied Klaus Mantel und Roland Krauss
Zieleinlauf nach 400Runden in der Niederlausitzhalle
Der Sekt im Ziel war leider aus dem Plastikbecher, aber sonst war alles okay!
Mit sportlichen Grüßen,
Roland