Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Kaum zu glauben, schon die 13.Auflage dieses Bleilochlaufs und ich war zum dritten Male dabei. Zeitig im Frühjahr und deshalb natürlich „sehr wetteranfällig“. Ich hatte nun das 2.Mal einen nassen Lauf dort erlebt, meiner Begeisterung für diese Strecke tut das keinen Abbruch. Das spricht sich in der Szene rum und die Teilnehmerzahlen steigen jährlich – es wird der Light (mit 12km), der Classic (mit 24km) und natürlich der Ultra (mit 48km) angeboten – das ist mein Lauf. Nur nicht täuschen lassen, ein Lauf (mehr oder weniger) um den See lässt oft auf flaches Geläuf hoffen. Das trifft hier keinesfalls zu, es sind hier 1.150 Höhenmeter zu bewältigen – das bedeutet hier, dass es kaum längere ebene KM gibt und wenn doch, dann sind diese Wege sehr schmal, direkt am Abgrund zum See, übersäht mit Wurzeln und Steinen. Das Ganze garniert mit der Nässe, die von oben kommt, ergibt eine mitunter gefährliche Mischung.

Bleilochsee 3

Doch zuerst zur Anreise – die Entfernung zum Bleilochsee machte es mir halbwegs leicht – knapp 200km von meiner Garage weg, bei einer Startzeit um 9Uhr, ließ sich als Kurztrip gut planen – Start um 6 Uhr, Ankunft um 7:45Uhr, alles glatt gelaufen. Doch ab Bayreuth hatte es zu regnen begonnen, zuerst nur kleine Intervalle, dann eher dauerhaft.

Der Bleilochsee liegt kurz hinter der früheren Landesgrenze zu den neuen Bundesländern, die A9 entlang, Ausfahrt Schleiz, dann ist man auch bald da und kommt glücklicherweise von der Seite, wo die Brücke nicht gesperrt war – die Laufstrecke ging nachher über diese Brücke bzw darunter, denn der Fußweg unterhalb der Straße war laufbar – das werden wir bald erfahren.

Bleilochsee 4

Die Bleilochtalsperre ist der größte Stausee Deutschlands mit einem Fassungsvolumen von 215 Mio m³, wurde bereits 1926-1932 erbaut und wird von einer Staumauer mit 65m Höhe und 205m Länge begrenzt. Der Name entstand durch die Bergbauvergangenheit, hier wurde also eifrig nach Blei gebuddelt. Spätestens nach der Wiedervereinigung entstand hier relativ bald ein Naherholungsgebiet und Touristenmagnet, vor allem für Wassersportler. So wundert es nicht, dass unsere Anlaufstelle das Seesport und Erlebnispädagogische Zentrum Kloster (SEZ) war – ganz nah am See. Dort war die Startunterlagenausgabe, Start, Zielverpflegung und Duschen. Auf der Wiese nebenan wurde geparkt und in wenigen Minuten hatte man alles, was der Läufer zum Start braucht.

Meine Blicke suchten nach bekannten Gesichtern, die ich schon in der Startliste entdeckt hatte. Udo Pitsch vom TG Viktoria Augsburg (ich freue mich jedes Mal mit ihm zu starten), nebst seiner Vereinskameradin Sybille Mai – weiterhin Frank Burger, diesmal ohne seinen Zwillingsbruder Rüdiger, der heute mal keine Zeit hatte. Beim Warmlaufen entdeckte ich Daniela Oemus – sie hatte im letzten Jahr die Gesamtkonkurrenz düpiert und alle Männer hinter sich gelassen. Dieses Kunststück sollte ihr heute, obwohl nur eineinhalb Minuten langsamer, nicht gelingen, sie wurde 4. der Gesamtwertung.

Zur Startaufstellung um 9 Uhr gab es ein paar launige Worte des Moderators, gestern sei die Strecke noch sehr gut zu laufen gewesen …. Na ja, bis auf ein paar Matschstellen – dann ein paar entschuldigende Worte zum Wetter und ein ironisches: „Nun aber mal los – bevor es noch aufhört zu regnen“ ….. Ultras sind „Galgenhumor“ gewöhnt, es gab nicht nur ein Schmunzeln, auch Applaus war zu vernehmen…..

Schon ging es auf die ersten, asphaltierten Kilometer u.a. unter der Brückenbaustelle hindurch. Auf dem provisorischen Fußweg war es nicht einfach zu laufen und der Baulärm war allgegenwärtig. Doch nach wenigen Minuten ging es auf Feld- und Waldwegen dem ersten Trailabschnitt entgegen. In der Ausschreibung stand: Es erwarten euch ca 2km Asphalt, 39km auf Wald- und Forstwegen, ein technischer 2km Trail und noch mal …. das wird (von mir) noch nicht verraten.

Ich hatte gegenüber vielen Neustartern den Vorteil, dass ich die Strecke kannte – das ist nicht nur ein psychologisches Plus!

Wieder mal war ich auf den ersten 10km überrascht, wie viele Mitläufer mich relativ locker überholten; bin ich so langsam unterwegs? Ich lief solange es nicht heftig hoch ging eine 5:30 Pace – den Umständen entsprechend (Wetter und Laufstrecke) war ich damit zufrieden. Also waren wohl doch mehr gute Läufer auf diesen Geheimtipp aufmerksam geworden … oder?

Die Höhenmeter – positiv und negativ, nahmen an Intensität zu – mich konnte das nicht überraschen, gut so! Es gibt richtig heftige KM, die knapp 100HM am Stück beinhalteten, dann dieser sogenannte „technische Trail“ – war wohl das, was das „Trailer-Herz“ höher schlagen lässt – das bedeutete für mich, stark vereinfacht: Pass auf, wohin Du trittst …. und verliere dabei nicht zuviel Zeit. Galt abwärts fast noch mehr, wie aufwärts. Dann ein sehr bekanntes Stück, da hatte ich mir etwas vorgenommen: Es ging ca 1,5km steil auf kleiner Asphaltstraße in Serpentinen mit zwei Kehren bergauf – ich weiß in der ersten Kehre ging es einige Meter eben, die man gut laufen und Schwung mitnehmen konnte für die nächste Steigung. Das war der entscheidende Vorteil auf diesem Teilstück – ich setzte meine Idee in die Praxis um – mit dem Anlauf überholte ich auf der weiteren Steigung 3 Läufer – das war der Knackpunkt. Von nun an überholten mich kaum noch Läufer, aber ich schnappte mir einen nach dem anderen.

An VPs ließ ich immer wieder mal einige zurück, die wohl einfach „überpaced“ hatten – so auch den Schloßberg zum VP hoch waren wieder ein paar Läufer am Ende! Zwei schnelle Getränke und weiter ging es – ich wusste, dass noch ein hartes Stück Arbeit zum letzten VP kommt, bis das Finale kommt, auf das ich wartete! Ich versuchte, keine Schwächephase zuzulassen bis zu diesem KM 42/43 – irgendwann entdeckte ich diesen letzten VP – HURRA, einen Becher Cola, einen KM ebenen Feldweg und dann ….

Bleilochlauf 1

Die letzten 4 bis 5 Kilometer lief man auf einem Radweg, der gut ausgebaut, geteert, quasi ständig leicht bergab ging – ja meine Erinnerung trügte nicht. Ich sammelte alle Körner, die ich glaubte noch zu haben und nun wurde einfach drauf los geballert – was war noch drin? Die Uhr zeigte einen beendeten KM an – 5:08, das konnte es noch nicht gewesen sein; die nächsten KM: 4:55; 4:48 und 4:51 - das machte Laune! Ein Läufer vor mir kam immer näher – ich konnte ihn wohl noch kriegen, kannte ich Ihn vielleicht? Nein, ein recht junger Läufer war das, ich machte ihn wohl nervös; er schien seinen Vorsprung gefährdet zu sehen – Recht hatte er …. Ich entschied mich aber, ihm seinen hart erkämpften Vorsprung zu lassen und zügelte mich. Und doch: Auf dem Weg zur Ziellinie erst merkte ich, das das schnellster Bleilochlauf-Ultra werden sollte, der erste unter 4:30 Std, knapp aber dennoch!

Auch der vor mir ins Ziel kam, Frank Ziehm, noch nicht mal 30Jahre alt, blieb bei seinem Ultra-Debütunter unter dieser Schwelle – immerhin ist er zuvor schon einige Marathons gelaufen. Er freute sich so sehr darüber, da war ich wirklich froh, dass ich ihm den Vortritt gelassen hatte. Das fühlte sich besser an als umgekehrt – gut so! Wir unterhielten uns noch ein wenig, genossen die Nudeln mit Gemüse und Tomatensauce sowie ein leckeres Bier. Nachdem ich frisch geduscht und die späteren Finisher begrüßt hattee, holte ich mir noch meine Soforturkunde und stärkte mich an der reichhaltigen Kuchenauswahl. Es hatte zwar endlich zu regnen aufgehört, jedoch fegte der kalte Wind immer wieder unter dem großen Pavillion im Zielbereich durch. Da verkürzte ich meine Unterhaltungen mit Bekannten - man sieht sich bald wieder.

Bleilochlauf 2

Ich ging zum Auto und freute mich auf warme Luft aus der Heizung ..... und eine gemütliche Heimfahrt. Ich war bestimmt nicht zum letzten Mal beim Bleilochseelauf.

Ergebnisse:

Platz, Gesamt, Platz AK, Zeit, Nachname, Vorname, Akl, Verein

28, 2, 04:12:09, Burger, Frank, M55, Team Icehouse e.V.

57, 7, 04:29:51, Krauss, Roland, M55, LG Ultralauf / 100 Marathon Club

121, 2, 05:31:21, Pitsch, Udo, M60, TG Viktoria Augsburg

 

 

Text: Roland Krauss, Fotos: Roland Krauss und mit freundlicher Genehmigung vom Veranstalter, 27.4.2017

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